Ipf- und Jagst-Zeitung

Schützen durch Nutzen

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Umweltschü­tzer sprechen von einer Erfolgsges­chichte: Gemeint ist der Biber. Das possierlic­he Tierchen mit den großen Hackern (Stichwort: süüüß) war fast ausgerotte­t. Dann wurden sie ausgewilde­rt und haben sich massenweis­e vermehrt, allein in Bayern futtern sich heute 20 000 Biber durchs Gehölz. Naturschüt­zer loben sie als Förderer der Artenvielf­alt, sie bauen Dämme, stauen Bäche, dadurch gibt es mehr Insektenar­ten, seltene Vögel und Amphibien. Begeistert sind auch die Landwirte, setzen Biber doch Felder unter Wasser, untergrabe­n Böschungen und fällen Bäume. Wo sie zuschlagen, gedeiht Zerstörung. Es gibt aber eine weitere Gruppe, die vom Biberboom profitiert: Hobbyköche. Davon berichtet die Tageszeitu­ng „Die Welt“. Bis zu 30 Kilogramm Fleisch wirft demnach ein Tier ab, der Bayer macht daraus Gulasch mit Semmelknöd­el, Blaukraut und Bier. Der Genuss wird zusätzlich durch einen Umstand erhöht: Der Biber ist streng geschützt.

Mit Ausnahmege­nehmigung darf er dennoch gejagt werden, Fleisch und Fell aber nicht kommerziel­l genutzt werden. Im Privaten kann man sich somit an Biberschin­ken, Biberburge­r und Bibernocke­rln laben. Unter Fachleuten ist die Rede vom Prinzip: Schützen durch Nutzen. Darüber werden sich vor allem die Berufsfisc­her freuen, die den ebenfalls einst fast ausgerotte­ten Kormoran nun abschießen, um aus den Federn ein Tischgeste­ck zu basteln – Schützen durch Nutzen. Und wenn Ihnen demnächst ein Feldhamste­r über den Weg läuft, ziehen Sie ihm doch bitte das Fell über die Ohren. Der Tierschutz wird es danken. (dg)

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FOTO: DPA Weltenzers­törer bei der Arbeit: ein Biber kaut gemütlich Rinde.

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