Wenn Microsoft anruft: Auflegen Mit einer neuen Masche zocken Betrüger ihre Opfer am Telefon ab.
Fakeanruf: Betrüger zocken junge Frau am Telefon ab und kassieren 299 Euro
- Es ist keine ganz neue Masche, aber eine, die immer wieder von Betrügern genutzt wird, um Internetnutzer, um Geld zu erleichtern. In dieser Woche hat es eine junge Frau aus einer Virngrundgemeinde erwischt. Die 35-Jährige erhielt am Montag einen vermeintlichen Anruf von Microsoft-Mitarbeitern aus den USA; am Ende dieses dubiosen Telefonats war die Frau 299 Euro los und mit ihren Nerven am Ende.
Es war am Montagvormittag dieser Woche, als bei Sabine A. (Name von der Red. geändert) das Telefon läutete. Die junge Mutter surfte zu dem Zeitpunkt gerade im Internet und war dabei, die Kinderbedarfsbörse in ihrer Gemeinde zu organisieren. „Und da hatte ich dann plötzlich eine Dame am Telefon, die sich als Microsoft-Mitarbeiterin ausgab und mir auf englisch erklärte, dass mein Rechner unzählige Fehlermeldungen aussendet.“
Für die 35-Jährige klang das im ersten Moment nicht komplett abwegig. „Wir haben den Rechner erst vor kurzem gebraucht gekauft. Deshalb hielt ich das zumindest für möglich.“Aus diesem Grund sei sie dann auch den Anweisungen der vermeintlichen Service-Mitarbeiterin gefolgt, die sie aufforderte, die WindowsTaste am PC zu drücken und dann den Befehl „CMD“einzugeben. Es ploppte ein Fenster auf, das tatsächlich zahlreiche Fehlermeldungen anzeigte.
Sabine A. ließ sich daraufhin zu einem vermeintlichen MicrosoftTechniker durchstellen, der sie, ebenfalls auf englisch, zur Eingabe weiterer Kommandos bewegte und sich so Zugriff auf den Rechner verschaffte. Die Falle hatte zugeschnappt.
Der Bildschirm wird schwarz
Der Betrüger am Telefon eröffnete Sabine A. nun, dass ein abgelaufenes Microsoft-Zertifikat das Problem sei, rief dazu als „Beweis“eine entsprechende Seite auf und forderte für die achtjährige Verlängerung dieses Zertifikats 299 Euro.
War der Ton bis dahin am Telefon noch freundlich, schlug die Stimmung jetzt um. Denn Sabine A. bat um Bedenkzeit; sie wolle die Angelegenheit erst mit ihrem Mann beraten. „Mir wurde daraufhin gesagt, dass das nicht ginge. Die Zahlung müsse sofort erfolgen. Er würde sonst den ganzen Rechner platt machen. In dem Moment wurde mir klar, dass ich auf Betrüger hereingefallen bin.“
Der Anrufer ließ seinen Worten dann auch sofort Taten folgen; auf dem Computerbildschirm von Sabine A. verschwand ein Symbol nach dem anderen; der Bildschirm wurde schwarz. Und noch schlimmer: Der Betrüger hatte sich auch noch Zugriff auf eine angeschlossene, externe Festplatte verschafft und die hier gespeichterten Fotos und Dokumente ebenfalls gelöscht und laut eigenen Aussagen „bei sich gespeichert“– zur Sicherheit. „Unsere ganzen Familienbilder, von unserer Hochzeit, den Kindern, dem Hausbau, alles war auf einmal weg. Die letzten 12 Jahre unseres Familienlebens verschwunden“, erzählt Sabine A. aufgelöst.
Es seien vor allem die Bilder gewesen, die sie amEnde dazu bewegt haben, den geforderten Geldbetrag von 299 Euro zu zahlen, sagt sie. Da sie über keine Kreditkarte verfügte, habe das Geld per Barüberweisung mit Western Union an eine Adresse in der Türkei transferiert werden müssen. Der Betrüger suchte ihr dazu sogar noch eine Bank in der Nähe ihres Wohnortes heraus, wo sie das Geschäft abwickeln sollte. Am Ende zahlte Sabine A. für diese Transaktion auch noch 25 Euro an Gebühren.
Beendet wurde der Spuk erst durch einen guten Bekannten von Sanine A., einen ausgewiesenen Computerfachmann. Den hatte die 35-Jährige – leider erst nach der getätigten Überweisung – angerufen und eine klare Ansage erhalten. „Den betroffenen Rechner zu Hause sofort ausschalten, den Stecker ziehen und nicht mehr ans Telefon gehen.“
Das Geld ist futsch
„Das habe ich dann auch gemacht“, berichtet Sabine A., die am Dienstag immer noch damit haderte, dass ausgerechnet ihr so etwas passieren konnte. „Ich bin eigentlich sehr vorsichtig und hätte nie damit gerechnet, dass ich auf so etwas hereinfalle.“
Ob sie ihre Fotos wieder zurückerhalten wird oder die Dokumente, die auf dem Rechner und der externen Festplatte abgespeichert waren? Die junge Mutter weiß es nicht. Der Rechner sei immer noch ausgeschaltet. Der befreundete Computerfachmann wolle sich der Sache jetzt annehmen. Er will retten, was noch zu retten ist.
Für immer verloren sind sehr wahrscheinlich die 299 Euro. Das hat Sabine A. erfahren, als sie den Fall bei der Polizei anzeigte. „Dort sagte man mir, dass ich von meinem Geld wohl nichts mehr wiedersehen werde.“