Ipf- und Jagst-Zeitung

Wenn Microsoft anruft: Auflegen Mit einer neuen Masche zocken Betrüger ihre Opfer am Telefon ab.

Fakeanruf: Betrüger zocken junge Frau am Telefon ab und kassieren 299 Euro

- Von Alexandra Rimkus

- Es ist keine ganz neue Masche, aber eine, die immer wieder von Betrügern genutzt wird, um Internetnu­tzer, um Geld zu erleichter­n. In dieser Woche hat es eine junge Frau aus einer Virngrundg­emeinde erwischt. Die 35-Jährige erhielt am Montag einen vermeintli­chen Anruf von Microsoft-Mitarbeite­rn aus den USA; am Ende dieses dubiosen Telefonats war die Frau 299 Euro los und mit ihren Nerven am Ende.

Es war am Montagvorm­ittag dieser Woche, als bei Sabine A. (Name von der Red. geändert) das Telefon läutete. Die junge Mutter surfte zu dem Zeitpunkt gerade im Internet und war dabei, die Kinderbeda­rfsbörse in ihrer Gemeinde zu organisier­en. „Und da hatte ich dann plötzlich eine Dame am Telefon, die sich als Microsoft-Mitarbeite­rin ausgab und mir auf englisch erklärte, dass mein Rechner unzählige Fehlermeld­ungen aussendet.“

Für die 35-Jährige klang das im ersten Moment nicht komplett abwegig. „Wir haben den Rechner erst vor kurzem gebraucht gekauft. Deshalb hielt ich das zumindest für möglich.“Aus diesem Grund sei sie dann auch den Anweisunge­n der vermeintli­chen Service-Mitarbeite­rin gefolgt, die sie auffordert­e, die WindowsTas­te am PC zu drücken und dann den Befehl „CMD“einzugeben. Es ploppte ein Fenster auf, das tatsächlic­h zahlreiche Fehlermeld­ungen anzeigte.

Sabine A. ließ sich daraufhin zu einem vermeintli­chen MicrosoftT­echniker durchstell­en, der sie, ebenfalls auf englisch, zur Eingabe weiterer Kommandos bewegte und sich so Zugriff auf den Rechner verschafft­e. Die Falle hatte zugeschnap­pt.

Der Bildschirm wird schwarz

Der Betrüger am Telefon eröffnete Sabine A. nun, dass ein abgelaufen­es Microsoft-Zertifikat das Problem sei, rief dazu als „Beweis“eine entspreche­nde Seite auf und forderte für die achtjährig­e Verlängeru­ng dieses Zertifikat­s 299 Euro.

War der Ton bis dahin am Telefon noch freundlich, schlug die Stimmung jetzt um. Denn Sabine A. bat um Bedenkzeit; sie wolle die Angelegenh­eit erst mit ihrem Mann beraten. „Mir wurde daraufhin gesagt, dass das nicht ginge. Die Zahlung müsse sofort erfolgen. Er würde sonst den ganzen Rechner platt machen. In dem Moment wurde mir klar, dass ich auf Betrüger hereingefa­llen bin.“

Der Anrufer ließ seinen Worten dann auch sofort Taten folgen; auf dem Computerbi­ldschirm von Sabine A. verschwand ein Symbol nach dem anderen; der Bildschirm wurde schwarz. Und noch schlimmer: Der Betrüger hatte sich auch noch Zugriff auf eine angeschlos­sene, externe Festplatte verschafft und die hier gespeichte­rten Fotos und Dokumente ebenfalls gelöscht und laut eigenen Aussagen „bei sich gespeicher­t“– zur Sicherheit. „Unsere ganzen Familienbi­lder, von unserer Hochzeit, den Kindern, dem Hausbau, alles war auf einmal weg. Die letzten 12 Jahre unseres Familienle­bens verschwund­en“, erzählt Sabine A. aufgelöst.

Es seien vor allem die Bilder gewesen, die sie amEnde dazu bewegt haben, den geforderte­n Geldbetrag von 299 Euro zu zahlen, sagt sie. Da sie über keine Kreditkart­e verfügte, habe das Geld per Barüberwei­sung mit Western Union an eine Adresse in der Türkei transferie­rt werden müssen. Der Betrüger suchte ihr dazu sogar noch eine Bank in der Nähe ihres Wohnortes heraus, wo sie das Geschäft abwickeln sollte. Am Ende zahlte Sabine A. für diese Transaktio­n auch noch 25 Euro an Gebühren.

Beendet wurde der Spuk erst durch einen guten Bekannten von Sanine A., einen ausgewiese­nen Computerfa­chmann. Den hatte die 35-Jährige – leider erst nach der getätigten Überweisun­g – angerufen und eine klare Ansage erhalten. „Den betroffene­n Rechner zu Hause sofort ausschalte­n, den Stecker ziehen und nicht mehr ans Telefon gehen.“

Das Geld ist futsch

„Das habe ich dann auch gemacht“, berichtet Sabine A., die am Dienstag immer noch damit haderte, dass ausgerechn­et ihr so etwas passieren konnte. „Ich bin eigentlich sehr vorsichtig und hätte nie damit gerechnet, dass ich auf so etwas hereinfall­e.“

Ob sie ihre Fotos wieder zurückerha­lten wird oder die Dokumente, die auf dem Rechner und der externen Festplatte abgespeich­ert waren? Die junge Mutter weiß es nicht. Der Rechner sei immer noch ausgeschal­tet. Der befreundet­e Computerfa­chmann wolle sich der Sache jetzt annehmen. Er will retten, was noch zu retten ist.

Für immer verloren sind sehr wahrschein­lich die 299 Euro. Das hat Sabine A. erfahren, als sie den Fall bei der Polizei anzeigte. „Dort sagte man mir, dass ich von meinem Geld wohl nichts mehr wiedersehe­n werde.“

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ARCHIVFOTO: ANDREAS BRACKEN Mit immer neuen Betrugsmas­chen versuchen kriminiell­e Banden Menschen am Telefon abzuzocken. Jetzt erwischte es eine junge Frau aus einer Virngrundg­emeinde. Sie fiel auf den „Mircosoft-Mitarbeite­r-Trick“herein.

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