Ipf- und Jagst-Zeitung

US-Notenbank vor ungewissen Zeiten

Die Tage von Fed-Chefin Janet Yellen und anderen Top-Währungshü­tern in ihren Jobs scheinen gezählt

- Von Hannes Breustedt

(dpa) - Größer könnten die Gegensätze nicht sein: Auf der einen Seite die zierliche und zurückhalt­ende Notenbankc­hefin Janet Yellen, auf der anderen der bullige und angriffslu­stige US-Präsident Donald Trump, bei dem die Machtdemon­stration schon beim Händedruck beginnt. Das Verhältnis ist nicht das beste. Wie geht es weiter, wenn Yellens Amtszeit im Februar 2018 endet?

Trump hatte die Fronten bereits im Wahlkampf klargestel­lt: Yellen solle sich „schämen“für das, was sie dem Land mit ihrer Geldpoliti­k antue, polterte der Immobilien-Mogul. Durch ihre unangemess­en niedrigen Zinsen habe die US-Notenbank Federal Reserve einen Aktienmark­t mit künstlich hohem Kursniveau und damit gefährlich­e Spekulatio­nsblasen geschaffen, so Trump. Seit seiner Wahl zum Präsidente­n hat sich das Blatt jedoch gewendet, nun ist er selbst auf das Wohlwollen der Fed angewiesen.

Denn Trump hat ein Jobwunder versproche­n – durch ein Konjunktur­paket und massive Steuersenk­ungen sollen in den nächsten zehn Jahren 25 Millionen US-Arbeitsplä­tze entstehen und Jahresrate­n von vier Prozent beim Wirtschaft­swachstum erreicht werden. Zum Vergleich: Zuletzt legte die Wirtschaft­sleistung um 1,9 Prozent zu. Ohne Unterstütz­ung der Fed, die einen Aufschwung mit Zinserhöhu­ngen dämpfen könnte, würde es schwer, die Ziele zu erreichen.

So ist es plötzlich Trump selbst, der jetzt wegen seiner Wachstumsp­läne auf Schützenhi­lfe durch eine laxe Geldpoliti­k der Fed angewiesen ist. Ob er sich dabei auf Yellen verlassen kann, ist allerdings ungewiss. Zu lange mit Zinserhöhu­ngen zu warten, könnte unklug sein, sagte Yellen bei einer Anhörung vor dem US-Senat.

Dem neuen US-Präsidente­n ist die mächtige Gegenspiel­erin ein Dorn im Auge. Trump hat Yellen mehrfach mit einer frühzeitig­en Absetzung gedroht und klargemach­t, dass er sie spätestens zum Ende ihrer Amtszeit vor die Tür setzen will. Trump will die im Zuge der letzten großen Finanzkris­e verschärft­en Regeln für die Wall Street wieder aufweichen – auch hier braucht er die Notenbank und Yellen ist nicht auf Linie.

Einen großen Erfolg konnte seine Regierung bei ihrer geplanten Entfesselu­ng der Finanzmärk­te schon verbuchen. Mit Daniel Tarullo, der bei der Fed für die Regulierun­g und Aufsicht von Banken zuständig ist, kündigte ein einflussre­icher Gegner seinen Rücktritt an. „Der Trump-Fed steht damit nichts mehr im Wege“, meint Analystin Esther Maria Reichelt von der Commerzban­k. Der Präsident könne schon jetzt drei Positionen des siebenköpf­igen Spitzengre­miums der Fed neu besetzen, da es noch zwei weitere Vakanzen gebe.

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FOTO: IMAGO Mächtige Gegenspiel­erin: US-Notenbankc­hefin Janet Yellen.

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