Auslaufmodell Privatwagen
61 Prozent würden auf Fahrdienste mit selbstfahrenden Autos umsteigen
- Die Aussicht auf Fahrdienste mit selbstfahrenden Autos lässt Menschen in Deutschland mit dem Gedanken spielen, auf Privatwagen zu verzichten. Das zeigt eine neue Studie. Sie beweist aber auch, dass das noch Zukunftsmusik ist und noch viel Klarheit gefragt ist. Die Mehrheit der deutschen Verbraucher zeigt sich jedoch bereit, den Privatwagen zugunsten von Fahrdiensten mit Roboterautos aufzugeben.
Etwa 61 Prozent der befragten Bürger gaben in einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom an, sich kein eigenes Auto mehr zu kaufen, wenn es flächendeckend möglich wäre, kurzfristig etwa per Smartphone selbstfahrende Wagen zu rufen. Nur sechs Prozent würden sich dann noch auf jeden Fall ein eigenes Fahrzeug leisten. Für 62 Prozent von ihnen ist es heute noch wichtig, ein Auto zu besitzen.
„Das Auto, wie wir es heute kennen, ist ein Auslaufmodell“, sagte Bitkom-Vizepräsident Achim Berg. Es gehe nicht mehr um den Besitz eines Verkehrsmittels, sondern darum, bequem von A nach B zu kommen.
Die Studie belegt zudem viele Widersprüche beim Thema Roboterauto. Zwei Drittel der Bürger sehen Vorteile durch die Technologie. Genannt werden vor allem ein besserer Verkehrsfluss, ein geringerer Spritverbrauch und mehr Sicherheit. Auf der anderen Seite ist die Skepsis gegenüber autonomen Fahrzeugen weit verbreitet. 63 Prozent der befragten Bürger gaben an, dass sie Angst vor technischen Problemen haben. Jeder Vierte traut der Technik gar nicht und fast ein Drittel hält den menschlichen Fahrer in Gefahrensituationen für den besseren Fahrzeugführer.
Haften soll der Hersteller
Weitgehend einig sind sich die Befragten bei der Frage nach der Haftung bei Unfällen mit selbstfahrenden Autos. Nicht einmal jeder Fünfte will den Fahrer dafür in die Verantwortung nehmen. Haften sollen demnach der Hersteller des Autos oder die Softwareentwickler. Den Einbau einer Blackbox, die zur Klärung der Schuld bei Unfällen in den Fahrzeugen installiert werden könnte, befürworten 75 Prozent der Deutschen.
Die Weitergabe von Daten ohne besonderen Grund will kaum ein Befragter. Nur jeder Zehnte wäre dazu bereit. Der Anteil steigt deutlich an, wenn mit der Datensammlung auch ein praktischer Nutzen verbunden ist. Die Hälfte der Befragten gäbe die Fahrtinformationen für einen besseren Umweltschutz, eine schnellere Verkehrsführung oder eine Aufklärung von Straftaten preis.
„Damit autonome Autos Akzeptanz finden, müssen sie ein Höchstmaß an Sicherheit garantieren“, sagt Bitkom-Vizepräsident Achim Berg. Auch müsse es klare und transparente Regeln zur Verwendung der anfallenden Daten geben. Der Verband bewertet die Ergebnisse der Befragung positiv. Erwähnt wird dabei auch das vergleichsweise große Vertrauen in die heimische Autoindustrie, der die Bürger mehr Kompetenz bei der Entwicklung der Technologie zuweisen als den IT-Konzernen Apple oder Google.
Noch gibt es keine Rechtsklarheit, wie genau das autonome Fahren auf deutschen Straßen möglich sein wird. Das Bundeskabinett hatte erst im Januar einen Gesetzentwurf verabschiedet, der es erlaubt, dass automatisierte Systeme im Auto Fahraufgaben übernehmen. Eine Teststrecke, auf der die Technik erprobt wird, gibt es in Bayern.
Für die am Mittwoch vorgestellte Studie wurden rund 1000 Bürger zu ihrer Einstellung zum autonomen Fahren befragt. Dabei steuert sich das Fahrzeug selbst, ohne dass ein Mensch eingreifen muss. Eine ähnliche Studie von Verbraucherschützern aus dem Jahr 2016 ergab, dass für zwei Drittel der Befragten die Bedenken bei Roboterautos die Vorteile überwiegen.