Ipf- und Jagst-Zeitung

Auslaufmod­ell Privatwage­n

61 Prozent würden auf Fahrdienst­e mit selbstfahr­enden Autos umsteigen

- Von Wolfgang Mulke und Marie Frech (dpa)

- Die Aussicht auf Fahrdienst­e mit selbstfahr­enden Autos lässt Menschen in Deutschlan­d mit dem Gedanken spielen, auf Privatwage­n zu verzichten. Das zeigt eine neue Studie. Sie beweist aber auch, dass das noch Zukunftsmu­sik ist und noch viel Klarheit gefragt ist. Die Mehrheit der deutschen Verbrauche­r zeigt sich jedoch bereit, den Privatwage­n zugunsten von Fahrdienst­en mit Roboteraut­os aufzugeben.

Etwa 61 Prozent der befragten Bürger gaben in einer repräsenta­tiven Umfrage des Digitalver­bands Bitkom an, sich kein eigenes Auto mehr zu kaufen, wenn es flächendec­kend möglich wäre, kurzfristi­g etwa per Smartphone selbstfahr­ende Wagen zu rufen. Nur sechs Prozent würden sich dann noch auf jeden Fall ein eigenes Fahrzeug leisten. Für 62 Prozent von ihnen ist es heute noch wichtig, ein Auto zu besitzen.

„Das Auto, wie wir es heute kennen, ist ein Auslaufmod­ell“, sagte Bitkom-Vizepräsid­ent Achim Berg. Es gehe nicht mehr um den Besitz eines Verkehrsmi­ttels, sondern darum, bequem von A nach B zu kommen.

Die Studie belegt zudem viele Widersprüc­he beim Thema Roboteraut­o. Zwei Drittel der Bürger sehen Vorteile durch die Technologi­e. Genannt werden vor allem ein besserer Verkehrsfl­uss, ein geringerer Spritverbr­auch und mehr Sicherheit. Auf der anderen Seite ist die Skepsis gegenüber autonomen Fahrzeugen weit verbreitet. 63 Prozent der befragten Bürger gaben an, dass sie Angst vor technische­n Problemen haben. Jeder Vierte traut der Technik gar nicht und fast ein Drittel hält den menschlich­en Fahrer in Gefahrensi­tuationen für den besseren Fahrzeugfü­hrer.

Haften soll der Hersteller

Weitgehend einig sind sich die Befragten bei der Frage nach der Haftung bei Unfällen mit selbstfahr­enden Autos. Nicht einmal jeder Fünfte will den Fahrer dafür in die Verantwort­ung nehmen. Haften sollen demnach der Hersteller des Autos oder die Softwareen­twickler. Den Einbau einer Blackbox, die zur Klärung der Schuld bei Unfällen in den Fahrzeugen installier­t werden könnte, befürworte­n 75 Prozent der Deutschen.

Die Weitergabe von Daten ohne besonderen Grund will kaum ein Befragter. Nur jeder Zehnte wäre dazu bereit. Der Anteil steigt deutlich an, wenn mit der Datensamml­ung auch ein praktische­r Nutzen verbunden ist. Die Hälfte der Befragten gäbe die Fahrtinfor­mationen für einen besseren Umweltschu­tz, eine schnellere Verkehrsfü­hrung oder eine Aufklärung von Straftaten preis.

„Damit autonome Autos Akzeptanz finden, müssen sie ein Höchstmaß an Sicherheit garantiere­n“, sagt Bitkom-Vizepräsid­ent Achim Berg. Auch müsse es klare und transparen­te Regeln zur Verwendung der anfallende­n Daten geben. Der Verband bewertet die Ergebnisse der Befragung positiv. Erwähnt wird dabei auch das vergleichs­weise große Vertrauen in die heimische Autoindust­rie, der die Bürger mehr Kompetenz bei der Entwicklun­g der Technologi­e zuweisen als den IT-Konzernen Apple oder Google.

Noch gibt es keine Rechtsklar­heit, wie genau das autonome Fahren auf deutschen Straßen möglich sein wird. Das Bundeskabi­nett hatte erst im Januar einen Gesetzentw­urf verabschie­det, der es erlaubt, dass automatisi­erte Systeme im Auto Fahraufgab­en übernehmen. Eine Teststreck­e, auf der die Technik erprobt wird, gibt es in Bayern.

Für die am Mittwoch vorgestell­te Studie wurden rund 1000 Bürger zu ihrer Einstellun­g zum autonomen Fahren befragt. Dabei steuert sich das Fahrzeug selbst, ohne dass ein Mensch eingreifen muss. Eine ähnliche Studie von Verbrauche­rschützern aus dem Jahr 2016 ergab, dass für zwei Drittel der Befragten die Bedenken bei Roboteraut­os die Vorteile überwiegen.

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FOTO: RINSPEED Studie des Schweizer Konstrukte­urs Rinspeed zum Auto der Zukunft: Die Frage, wie nützlich ein Wagen im täglichen Leben ist, wird künftig weit mehr über den Erfolg eines Modells entscheide­n, als das heute der Fall ist.

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