Den Sägen folgen 2500 bar Wasserdruck
Die Sanierung der Tiefgarage Spritzenhausplatz hat begonnen – Als Erstes werden die Fahrbahnen zerlegt
- Die Szenerie wirkt fast gespenstisch, durch die mit Flutlichtstrahlern erzeugte Helligkeit dröhnen Betonsägen, man versteht das eigene Wort kaum: Seit Anfang der Woche werden die maroden Fahrbahnen in der Tiefgarage Spritzenhausplatz zerlegt. Damit haben die eigentlichen Sanierungsarbeiten unter einem der beliebtesten Plätze der „guten Stube“Aalens begonnen. Läuft alles nach Plan, können die Autofahrer ab Ende November, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in der City, ihre Vehikel wieder dort abstellen – in einer dann modern und freundlich herausgeputzten und vor allem rundum sanierten Tiefgarage.
Seit über 35 Jahren ist Helmut Klenk Polier beim Baukonzern Züblin, unter dem Spritzenhausplatz ist er als erster Mann auf der Baustelle spürbar mit Herzblut dabei. Und er bewundert auch heute noch jene Kollegen, die den Knochenjob, der hier in den nächsten Wochen ansteht, erledigen. Die Fahrbahnen der Ebenen A und B, denen das Salzwasser von den Autos über Jahrzehnte erheblich zugesetzt hat, müssen als Erstes raus. Bis auf die Armierung. Mit dröhnenden Betonsägen werden sie in handliche Stücke zerlegt, die dann herausgebrochen werden können. Und auch der marode Beton der Stellplatzflächen seitlich der Fahrbahn muss porentief runter. Hier wie auch an den Fahrbahnresten kommt ein Hochdruckwasserstrahl mit einem Druck von 2500 bar zum Einsatz – so stark wie in 25 Kilometern Meerestiefe. „Der Beton wird regelrecht zerschossen“, erklärt Klenk. Die nasse Masse, die davon übrig bleibt, muss jeden Abend nach draußen transportiert werden, damit sie sich über Nacht nicht nochmals verfestigt.
Salz frisst den Baustahl an
Danach gilt der kritische Blick der Baustahl-Bewehrung der Fahrbahnen. Wo sie noch gut ist, kann sie bleiben, an maroden Stellen muss sie ersetzt werden. Selbst vermeintlich trockene Streusalzreste können von den Autos, etwa bei Regenwetter, wieder Feuchtigkeit aufnehmen und ihr gefräßiges Zerstörungswerk an den Stahlbewehrungen fortsetzen – das ganze Jahr über, wie Klenk den Prozess schildert. Danach muss die Betonfahrbahn wieder aufgebaut werden. 28 Tage lang muss der neue Beton aushärten. Zuvor wird unter den Fahrbahnen, wo jetzt ein Gewirr aus provisorischen Stützen die Last trägt, eine Verschalung eingezogen.
Etwas weniger aufwendig gestaltet sich die Sanierung der Fahrbahnen auf den beiden unteren Ebenen der Tiefgarage. Sie liegen, terrassenförmig versetzt, auf dem Fundament, das den gesamten Gebäudekomplex Spritzenhausplatz trägt. Mithilfe aller über ihm aufragenden Betonstützen, welche die Tiefgarage durchziehen. Diese geben auch den Takt, sprich die Breite der einzelnen Stellplätze vor, ändern könne man daran auch bei der Sanierung nichts, sagt Norbert Saup, Prokurist der Stadtwerke Aalen, die Besitzer und Betreiber der Tiefgarage und damit auch Bauherr bei der Sanierung sind.
Eine für die Autofahrer erleichternde Änderung wird es bei der Sanierung dennoch geben: Die Auffahrtrampen werden in die Flucht der Einfahrtsrampe von der Bahnhofstraße her versetzt. Die engen und lästigen Kurven auf dem Weg zur Ausfahrtschranke wird es künftig nicht mehr geben. Lediglich zwei bis drei Stellplätze kostet das, der Komfort künftig müsse das aber Wert sein, sagt Saup.
Zwei Monate lang harte Arbeit
Etwa zwei Monate lang werden die acht bis zehn Züblin-Männer, die derzeit sozusagen unter Tage im Einsatz sind, mit der Zerlegung des alten Betons beschäftigt sein. Ist der neue Beton ausgehärtet, folgen die nächsten Sanierungsschritte: Entwässerung, Brandschutz, Be- und Entlüftung, Elektrik, und, und, und. Wird die Tiefgarage Spritzenhausplatz dann am Ende so einladend aussehen wie die erst im vergangenen Jahr sanierte unter dem Aalener Rathaus? „Lassen Sie sich überraschen“, meint Norbert Saup, „vielleicht lassen wir uns hier ja noch ein paar neue Kleinigkeiten einfallen“.