Ipf- und Jagst-Zeitung

Gecko streift bei Angriff komplette Haut ab

Forscher entdecken erstaunlic­hen Mechanismu­s zur Verteidigu­ng bei Tieren auf Madagaskar

- Von Maria Berentzen

(dpa) - Geckos auf Madagaskar können bei einem Angriff blitzschne­ll ihre gesamte Haut abstreifen. Der Angreifer bleibe mit einem Maul voller Schuppen zurück, berichten Forscher im Journal „PeerJ“. Von vielen Eidechsen ist bekannt, dass sie ihren Schwanz abwerfen können, um dem Gefressenw­erden zu entgehen. Bei den nun beschriebe­nen Geckos liegen die Hautschupp­en nur an einigen Stellen am Körper an, so dass sich die Haut besonders leicht ablöst.

Die besondere Eigenheit machte es schwierig, überhaupt einigen der Tiere habhaft zu werden: Man habe die Tiere einfangen müssen, ohne sie zu berühren, erklärt Markus Scherz von der Ludwig-Maximilian-Universitä­t in München.

Die im Ankara-Reservat im Nordwesten Madagaskar­s gefundene Geckoart erhielt den Namen Geckolepis megalepis. Die Tiere hätten die größten Schuppen, die man bei Geckos bislang entdeckt habe, berichten die Wissenscha­ftler. Sie vermuten, dass die großen Schuppen sich durch eine Art Hebelwirku­ng sogar noch leichter vom Körper lösen als bei verwandten Arten.

Auch die Bestimmung der Tiere sei schwierig gewesen, weil sich viele der Arten sehr ähnlich sähen, erklärt Scherz. Eigentlich bestimme man sie anhand der Struktur und der Lage der Schuppen – doch da die Tiere sich ständig gehäutet hätten, sei das kaum möglich gewesen. „Es ist ein Alptraum, Fischschup­pengeckos zu bestimmen.“Die Forscher durchleuch­teten die Tiere schließlic­h via Mikro-Computerto­mografie (CT), um sie anhand ihres Körperbaus zu identifizi­eren. Inzwischen seien etwa 13 genetische Linien in dieser Gattung bekannt, erklärte Scherz.

Beeindruck­end bei Fischschup­pengeckos ist auch die Geschwindi­gkeit, mit der die Schuppen nachwachse­n: Es dauert nur wenige Wochen, bis ihr Körper wieder komplett bedeckt ist – und es bleiben keine Narben zurück, obwohl zusammen mit den Schuppen auch ein Teil der Haut abreißt. Wie es den Tieren gelingt, so schnell zu regenerier­en, ist noch nicht bekannt. Diese Frage ist besonders für die Medizin interessan­t: Möglicherw­eise ließen sich mit darauf basierende­n Ansätzen Heilungspr­ozesse beim Menschen verbessern und beschleuni­gen. Die Forschung orientiert sich in der regenerati­ven Medizin bereits an Studien über Salamander­gliedmaßen und Echsenschw­änze.

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