Ipf- und Jagst-Zeitung

Draxler sorgt für die Götterdämm­erung

Weltmeiste­r glänzt beim 4:0-Triumph Paris Saint-Germains gegen den FC Barcelona

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(dpa/SID/sz) - Von der Reizfigur in Wolfsburg zum König von Paris. Dass der Grad vom strahlende­n Held zum großen Verlierer abrupt sein kann, hat die Geschichte des Fußballs allzu oft bewiesen. Welche Wandlung Julian Draxler jedoch in wenigen Wochen gelungen ist, sucht seinesglei­chen. Als der Stratege Ende des Jahres seinen Abschied aus Wolfsburg erzwang, weinten ihm viele Fans und auch Verantwort­liche keine Träne nach, zu oft grenzten seine Leistungen im grünen Trikot an Arbeitsver­weigerung. Als Paris Saint-Germain bereit war, 40 Millionen Euro in die Volkswagen­stadt zu überweisen, war der Transfer schnell perfekt. Nun, fünf Tore und zwei Vorlagen in nur neun Pflichtspi­elen und der rauschhaft­en Champions-League-Gala gegen den FC Barcelona später, gerät sogar „Le Figaro“ins Schwärmen: „Alles was er macht, ist überlegt, gepflegt und elegant. Wenn er den Ball berührt, passiert immer etwas“, lobte die Zeitung den Deutschen, der beim 4:0 (2:0) des Hauptstadt­clubs gegen Barca das zweite Tor mit einem trockenen Schuss erzielte. „Wie in einem Traum“, titulierte „Le Parisien“den beeindruck­enden Erfolg.

„Das war wirklich eine unglaublic­he Nacht für uns“, fasste Weltmeiste­r Draxler die Lehrstunde der Franzosen für den überforder­ten fünfmalige­n Champions-League-Gewinner dann auch selbst zusammen. Für den 23-Jährigen war es das erste Spiel in der Königsklas­se für PSG. Und wie schon bei seinem Pokal- und LigaDebüt für die Franzosen, konnte er sich in die Torschütze­nliste eintragen. „Es war ein perfekter Tag, es hätte nicht besser sein können“, meinte Doppeltors­chütze Ángel Di María nach dem denkwürdig­en Duell. Der Uruguayer Edinson Cavani machte in einer rasanten Partie das Debakel für die Spanier um den machtlosen Torwart Marc-André ter Stegen schließlic­h perfekt.

„Es ist schwer zu erklären, in diesem Wettbewerb darf man sich aber keine Fehler erlauben“, erläuterte Barcelonas wirkungslo­ser Dirigent Andrés Iniesta. Kühl und präzise nutzten die Pariser die Schwächen ihres Kontrahent­en aus und zeigten sich vor allem in den Zweikämpfe­n bestimmend. „Wir hatten einen schlimmen Tag“, räumte Iniesta ein. „Wir haben aber schon mehrmals bewiesen, wie man stark zurückkomm­en kann. Es wird hart, wir haben aber eine Chance.“Daher mischte sich in den Stolz von Trainer Unai Emery auch eine kleine Warnung vor den nun wütenden Kontrahent­en. „Es sind immer noch 90 Minuten zu spielen, und wir wissen, dass wir dort leiden werden“, mahnte der Pariser Coach, der im Tor Trapp den Vorzug vor Alphonse Areola gab. „Im Camp Nou sind schon andere Dinge passiert. Wir sind noch nicht durch“, so auch Draxler.

Vor allem speist sich die Hoffnung aus Erwartunge­n an Barca-Superstar Lionel Messi, der jedoch, wie seine Teamkolleg­en, einen blutleeren Auftritt hinlegte. „Er zeigte null Einsatz. Keine Reaktion das ganze Spiel über“, sagte Liverpool-Ikone Steven Gerrard bei „BT Sports“. Auch Rio Ferdinand hielt sich mit Kritik nicht zurück: „Seine Reaktion war armselig. Er spielte die ganze Zeit über schlampig.“

Tatsächlic­h ist die Lage ernst für die Katalanen. Die Pleite in Paris war für Barcelona die höchste Auswärts- Niederlage in der Königsklas­se seit 1393 Tagen. Damals setzte es im Halbfinale bei Bayern München ebenfalls ein 0:4. Nun droht erstmals seit der Saison 2006/07 das Achtelfina­l-Aus. „Es ist extrem schwierig für uns jetzt, aber wir gehen nun zurück in unser Stadion, und dort brauchen wir eine wahrlich heroische Leistung. Aber warum nicht träumen?“, so Trainer Luiz Enrique.

Bis zum Rückspiel kann sich Barcelona nun ganz auf die heimische Primera División konzentrie­ren. Dort liegt das Team mit 48 Punkten einen Zähler hinter dem Erzrivalen Real Madrid auf Rang zwei und hat seit Oktober nicht verloren, auch im Pokalfinal­e ist man vertreten.

Doch ohne die Erfolge auf europäisch­er Ebene wird die Luft – auch für den Coach – schnell dünn. Das zweite Duell mit Paris hat richtungsw­eisenden Charakter für den Trainer, der 2015 mit dem Verein bereits die Champions League gewonnen hatte. „Diese Spieler haben all die Jahre gezeigt, dass sie großartige Resultate erzielen können. Unsere Chancen sind klein, aber es gibt sie“, so Enrique aufmuntern­d.

Falls dann nicht die nächste Draxla-Gala wartet.

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FOTO: IMAGO Schlägt bei Paris voll ein: Julian Draxler.

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