Tragisch, aber notwendig
Alle machen einen auf Zuversicht: die Vereinsoberen des VfR, der Insolvenzverwalter und Oberbürgermeister Thilo Rentschler. Positives Denken ist angesagt. Das hat Präsidiumssprecher Roland Vogt gleich mehrmals angedeutet. Doch gesichert ist im Moment eigentlich wenig. Gut, der Hauptsponsor Telenot hat für zwei Jahre verlängert. Das ist schon mal wichtig und ist auch ein Signal in Richtung anderer Sponsoren, ebenfalls weiterzumachen. Doch das Insolvenzverfahren läuft erst an. Wie es endet, ist offen.
Die größte Last trägt aber die Mannschaft. Von ihr wird erwartet, dass sie die Liga hält. Nur – woher nimmt sie die Motivation? Denn gut möglich, dass dem Team neun Punkte abgezogen werden. Die Strafe des DFB für schlechtes Wirtschaften trifft somit die Spieler.
Und dann ist da die Frage des Umgangs mit Berndt-Ulrich Scholz. Der frühere Präsident und Hauptsponsor des VfR fühlt sich von der aktuellen Vereinsspitze hintergangen. Er muss fürchten, dass die finanziellen Lasten aus dem Insolvenzverfahren an ihm hängen bleiben. Immerhin hat er für die Millionenkredite des Clubs gebürgt. Dass er sich wehrt und dieses Spiel nicht mitspielen will, kann man angesichts der Summen, um die es hier geht, verstehen. Überhaupt – ohne Berndt-Ulrich Scholz hätte es der VfR nie in die Profiliga geschafft. Diesen Mann jetzt so kaltzustellen, ist hart. Zumal der Rohrwangclub so etwas wie das sportliche Lebenswerk des Unternehmers war. Besonders hart auch deshalb, weil Scholz im vergangenen Jahr sein unternehmerisches Lebenswerk an einen chinesischen Konzern verlor. Mit 77 Jahren erlebt der Aalener, wie vieles zerrinnt, was er aufgebaut hat.
Das Tragische ist – die Führung des VfR hat keine andere Wahl. Scholz war gestern. Um mit dem Verein in eine hoffentlich erfolgreiche Zukunft zu gehen, muss sie mit dem VfR in die Planinsolvenz gehen. Zu lange schon geht der Klub finanziell an Krücken. Zu lange schon müssen die Fans vor jeder neuen Saison zittern, ob der DFB dem VfR die Zulassung für eine Spielzeit erteilt. Mit dieser Insolvenz gehen die VfR-Oberen ein großes Risiko ein. Aber es ist vielleicht die letzte Chance, den Klub längerfristig profitauglich zu halten.