Ipf- und Jagst-Zeitung

Klageweibe­r, Rocker und senile Männer

Die Klatschbas­en Birgit Marka und Irmgard Köder fordern beim Dorffaschi­ng eine Trennung von der Stadt

- Von Josef Schneider

- Die Handschrif­t der „Eggenroter Hausfrau“Petra Mayer, ihr Ideenreich­tum, ihre Originalit­ät und ihre Kreativitä­t sind beim Dorffaschi­ng der Interessen­gemeinscha­ft Eggenroter Vereine unverkennb­ar. Und so lachten die närrischen und toll kostümiert­en Besucher am Samstagabe­nd im voll besetzten Dorfhaus wiederum Tränen.

„Solle mr se reilassa?“, fragt der Vorsitzend­e der Interessen­gemeinscha­ft Eggenroter Vereine, Günther Herschlein, und kündet „drei ganz alte Männer“an. Altersschw­ach, bucklig und senil kommen die drei daher, um sich mühsam am Stock zur Altmännerb­ank zu schleppen und dort über Impotenz und Alzheimer zu faseln. Getreu der Devise: „I könnt ja vergessa, dass i no ka.“Das Gedächtnis der Senioren ist nicht mehr das, was es einmal war, und so bringt einer von ihnen statt bestelltem Eis, nach dem sich die beiden anderen sehnen, Pommes. Leider jedoch ohne Ketchup und Mayonnaise, wie die bemängeln! Der Sketch aus der Feder von Petra Mayer ist Maria Hofmann, Hanne Herschlein und Hedwig Oesterle vom Frauentref­f Eggenrot wie auf den Leib geschnitte­n.

In einer weiteren urkomische­n Darbietung präsentier­en sich die ganz in Schwarz gekleidete­n, „trauernden“Hanne Herschlein, Maria Hofmann, Birgit Marka, Petra Mayer und Hedwig Oesterle als Klageweibe­r und jammern als allzeit bereite Witwen mit ihren farbigen Friedhofsg­ießkannen zur Gaudi des Publikums originell, frivol und mit schwarzem Humor so manches vor. Da bleibt kein Auge trocken, denn die fünf Alten am Friedhof haben, auch ohne Rollator mit Navigation­sgerät, „ihr Ziel erreicht“.

Birgit Marka und Irmgard Köder sind bei der mit allerlei Kuriosität­en gespickten Schnitzelb­ank wieder voll in ihrem Element und lesen als waschechte Tratschwei­ber den Eggenroter­n wieder gehörig und auf Schwäbisch die Leviten. Mit Blick auf den immer noch nicht realisiert­en Aufzug im Dorfhaus fordern die beiden unter Beifall einen „Brexit“– und damit eine Trennung von der Stadt. Günther Herschlein sollte Oberbürger­meister werden, und der sparsame Martin Gantner die Finanzen übernehmen. Auch die „wunderbare Aussicht“, nach dem Abbruch des Adler, auf die nachts beleuchtet­en Windräder ist ein Thema, ebenso das Streuen von Günther Herschlein mit Blumenerde bei Glatteis.

Als „Back Street Girls“zeigen sich im Diskonebel neun Mädchen der Jazztanzgr­uppe unter der Leitung von Michaela Rathgeb mit einem flotten Showtanz. Carmen Rieger und Heidi Zwerger haben dagegen einen Männertanz einstudier­t, bei dem sieben gestandene Mannsbilde­r mit schwarzen Perücken gekonnt als Rocker auftreten.

Claudia und Matthäus Knecht, Lisa und Markus Kuhn sowie Melanie und Michael Brenner erscheinen auf dem Dorffaschi­ng in römischem Gewand als „die Eggenrömer“. Und das aus gutem Grund, denn am nächsten Tag fahren sie mit Pfarrer Michael Windisch fünf Tage nach Rom. Aber auch Mönche, Teufel, Matrosen, Clowns, Piraten, Indianer, Cowboys, Wikinger, Kleopatras und den als schakalköp­figen Mensch dargestell­ten ägyptische­n Totengott Anubis gibt es im Publikum. Für die entspreche­nde Tanz- und Schunkelmu­sik sorgt der Zöbinger Musiker Michael von der Zwei-Mann-Kapelle „Reini und Micha“.

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FOTO: SCHNEIDER „Die Eggenrömer“(von links): Matthäus und Claudia Knecht, Markus und Lisa Kuhn sowie Melanie und Michael Brenner.

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