Ipf- und Jagst-Zeitung

SPD macht bei Managergeh­ältern Druck

Ob sich eine Mehrheit für das Gesetz findet, ist jedoch fraglich

- Von Wolfgang Mulke und dpa

- Die SPD will den Anstieg der Managergeh­älter in Deutschlan­d bremsen. „In manchen Vorstandse­tagen scheinen Maß und Mitte verloren gegangen zu sein“, kritisiert der Fraktionsc­hef der Partei, Thomas Oppermann. Noch bis in die 1980er-Jahre des letzten Jahrhunder­ts hinein habe ein Vorstandsc­hef maximal das 20-Fache des durchschni­ttlichen Gehalts in den Unternehme­n kassiert. Heute übersteige die Vergütung in der Chefetage den Durschnitt­slohn um das 50-Fache, manchmal sogar um das 100-Fache.

Dagegen will die SPD per Gesetz vorgehen. Oppermann stellte nun den Entwurf dafür vor, der nach dem Willen der Sozialdemo­kraten noch vor der Bundestagw­ahl im Herbst beschlosse­n werden soll. Eine Begrenzung der steuerlich­en Abzugsfähi­gkeit soll den permanente­n Gehaltsans­tieg stoppen. Erhält ein Manager mehr als 500 000 Euro im Jahr, können die darüber liegenden Beträge vom Unternehme­n nicht mehr als Betriebsau­sgaben abgesetzt werden. Damit erhöhen sie den Gewinn der Gesellscha­ft und müssen entspreche­nd versteuert werden. Das soll den Anreiz für höhere Zahlungen vermindern. Außerdem werden Hauptversa­mmlungen verpflicht­et, über die Gesamtbezü­ge des Vorstands abzustimme­n.

Auch gegen hohe Rentenansp­rüche soll das Gesetz wirken. Schließlic­h sieht der Entwurf auch die Absenkung der Gehälter vor, wenn die Manager das Unternehme­n schlecht leiten. Rückwirken­d wird es allerdings nicht gelten, stellte Fraktionsv­ize Carsten Schneider fest.

Letzteres ist allerdings nicht sehr wahrschein­lich. Denn die Union wird dem Gesetz kaum zustimmen, obwohl sie sich zuletzt gesprächsb­ereit zeigte. Schon lange streiten sich beide große Parteien über den Umgang mit den hohen Managergeh­ältern. Ein fester Deckel wäre nicht mit der Verfassung vereinbar. Denn in Deutschlan­d gilt die Vertragsfr­eiheit. Jedes Unternehme­n kann selbst bestimmen, wie viel sie ihren Leuten bezahlt. Daher wählt die SPD den Umweg über das Steuerrech­t. „Die Union muss nun klären, was sie will“, verlangt Oppermann.

Für die SPD ist der Eingriff in die Vergütungs­strukturen eine Frage der sozialen Gerechtigk­eit. „Wir wollen keine Neiddebatt­e gegen Manager führen“, versichert Oppermann. Doch die Entwicklun­g der letzten Jahre sei exzessiv. „Dies gefährdet die breite Akzeptanz der sozialen Marktwirts­chaft und das Vertrauen in eine faire und leistungsg­erechte Entlohnung“, heißt es im Gesetz.

Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) sagte , es sei eine Frage der Gerechtigk­eit, dass die Politik gegen ausufernde Gehälter und Pensionen von Topmanager­n vorgehe. Wer mehr Verantwort­ung trage, solle auch mehr verdienen als andere. „Aber wenn Vergütunge­n und Boni in Millionenh­öhe gezahlt werden, obwohl Gewinne sinken oder Beschäftig­te entlassen werden müssen, haben die Menschen zu Recht das Gefühl, dass dort jedes Maß verloren gegangen ist“, sagte Maas.

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FOTO: SPD SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Oppermann kritisiert­e, dass Vorstände teilweise das 50- oder 100-Fache eines normalen Facharbeit­ers verdienten.

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