„Schlecht hören macht dumm“
Fachtagung an der Hochschule mit rund 600 Teilnehmern befasst sich mit allen Themen rund ums Hören
- Die Deutsche Gesellschaft für Audiologie (DGA) trifft sich seit Mittwoch bis Samstag zu ihrer Jahrestagung an der Hochschule in Aalen. Erwartet werden dazu an die 600 Teilnehmer nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus dem benachbarten Ausland. Sie alle befassen sich in Workshops, Fachvorträgen und in Fachausschüssen mit den verschiedensten Aspekten rund um das Thema Hören. Die wissenschaftliche Leitung des Treffens hat die Aalener Professorin Annette Limberger. Die Besucher haben Gelegenheit, außerhalb ihres sehr straffen Programms Aalen und die Ostalb ein bisschen kennenzulernen.
So gut wie jeder, sofern er nicht selbst betroffen ist, kennt Menschen, die Probleme mit dem Hören haben. Um sie geht es letzten Endes bei dem hochkarätigen Kongress, erklärte DGA-Präsident Ulrich Hoppe. Er leitet die Audiologie an der HNO-Klinik in Erlangen und hat es täglich mit Menschen zu tun, die schlecht hören. Dabei ist Hören wichtig, sagt er, und eine Voraussetzung, um mit der Umwelt kommunizieren zu können. 17 Millionen Menschen in Deutschland haben nach Schätzungen Probleme mit dem Hören, nur vier Millionen haben Hörgeräte. Hoppe bringt das Problem plastisch auf den Punkt: „Schlecht hören macht dumm!“
Schwerhörigkeit, sagt Tagungspräsidentin Annette Limberger, hat oft einen sozialen Rückzug und Vereinsamung zur Folge, demenzielle Erkrankungen können oft verlangsamt werden, wenn die Hörfähigkeit des Betroffenen verbessert wird.
Die bisher einzige Möglichkeit, dies zu erreichen, sei ein Hörgerät, sagt die Professorin, die nicht nur Hörgeräteakustikerin ist, sondern auch Fachärztin für Stimm-, Sprachund kindliche Hörstörung. Operationen sind nämlich nicht möglich, nach Medikamenten wird zwar geforscht, die aber wirkten, wie man wisse, nicht überall.
Lärm ist nicht gut für die Ohren, sagt die Ärztin, aber auch Infektionen, Bakterien und genetische Vorbestimmung können zu einer Beeinträchtigung der Hörfähigkeit führen. Auch die steigende Lebenserwartung führe dazu, dass es mehr Menschen mit Problemen beim Hören gibt.
Die Möglichkeiten zur Diagnostik und Behandlung vieler Hörstörungen und zur Rehabilitation schwerhöriger und tauber Patienten haben sich aufgrund des rasanten technischen Fortschritts verbessert, sagen Limberger und Hoppe. Markante Eckpunkte seien dabei die Schaffung zuverlässiger Verfahren zur Erkennung von Hörstörungen schon bei Neugeborenen, die Verfügbarkeit von digitalen Hörgeräten sowie die Entwicklung elektronischer Innenohrprothesen zur Rehabilitation tauber Menschen.
Experten aus allen Wissenschaften vertreten
In der Audiologie, die sich mit der Erforschung von Hören und Hörstörungen sowie aller damit zusammenhängenden Phänomene sowie mit der Diagnostik und Behandlung von Hörstörungen und der Rehabilitation schwerhöriger und tauber Patienten beschäftigt, sind Angehörige verschiedenster Wissenschaftsdisziplinen und Berufsgruppen tätig. Das Spektrum reicht von der Medizin (insbesondere Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Phoniatrie und Pädaudiologie, Arbeitsmedizin), über Naturund Geisteswissenschaften (Physik, Biologie, Psychologie), Ingenieurwissenschaften und Schwerhörigenpädagogik bis hin zur Hörgeräteakustik und zu medizinisch-technischen Assistenzberufen.
Am Freitag gibt es denn auch einen Fortbildungsteil für medizinisch-technische Funktionsassistenten und für Audiologieassistenten. Die Industrieausstellung am Donnerstag und Freitag zeigt neueste Entwicklungen und Produkte der Audiologie und verwandter Gebiete. Am Donnerstag um 19 Uhr hält Ulrich Schiefer im Audimax der Hochschule einen öffentlichen Vortrag zum Thema „AugenBlick...: Sehen ist das andere Hören“.