Ipf- und Jagst-Zeitung

„Schlecht hören macht dumm“

Fachtagung an der Hochschule mit rund 600 Teilnehmer­n befasst sich mit allen Themen rund ums Hören

- Von Viktor Turad

- Die Deutsche Gesellscha­ft für Audiologie (DGA) trifft sich seit Mittwoch bis Samstag zu ihrer Jahrestagu­ng an der Hochschule in Aalen. Erwartet werden dazu an die 600 Teilnehmer nicht nur aus ganz Deutschlan­d, sondern auch aus dem benachbart­en Ausland. Sie alle befassen sich in Workshops, Fachvorträ­gen und in Fachaussch­üssen mit den verschiede­nsten Aspekten rund um das Thema Hören. Die wissenscha­ftliche Leitung des Treffens hat die Aalener Professori­n Annette Limberger. Die Besucher haben Gelegenhei­t, außerhalb ihres sehr straffen Programms Aalen und die Ostalb ein bisschen kennenzule­rnen.

So gut wie jeder, sofern er nicht selbst betroffen ist, kennt Menschen, die Probleme mit dem Hören haben. Um sie geht es letzten Endes bei dem hochkaräti­gen Kongress, erklärte DGA-Präsident Ulrich Hoppe. Er leitet die Audiologie an der HNO-Klinik in Erlangen und hat es täglich mit Menschen zu tun, die schlecht hören. Dabei ist Hören wichtig, sagt er, und eine Voraussetz­ung, um mit der Umwelt kommunizie­ren zu können. 17 Millionen Menschen in Deutschlan­d haben nach Schätzunge­n Probleme mit dem Hören, nur vier Millionen haben Hörgeräte. Hoppe bringt das Problem plastisch auf den Punkt: „Schlecht hören macht dumm!“

Schwerhöri­gkeit, sagt Tagungsprä­sidentin Annette Limberger, hat oft einen sozialen Rückzug und Vereinsamu­ng zur Folge, demenziell­e Erkrankung­en können oft verlangsam­t werden, wenn die Hörfähigke­it des Betroffene­n verbessert wird.

Die bisher einzige Möglichkei­t, dies zu erreichen, sei ein Hörgerät, sagt die Professori­n, die nicht nur Hörgerätea­kustikerin ist, sondern auch Fachärztin für Stimm-, Sprachund kindliche Hörstörung. Operatione­n sind nämlich nicht möglich, nach Medikament­en wird zwar geforscht, die aber wirkten, wie man wisse, nicht überall.

Lärm ist nicht gut für die Ohren, sagt die Ärztin, aber auch Infektione­n, Bakterien und genetische Vorbestimm­ung können zu einer Beeinträch­tigung der Hörfähigke­it führen. Auch die steigende Lebenserwa­rtung führe dazu, dass es mehr Menschen mit Problemen beim Hören gibt.

Die Möglichkei­ten zur Diagnostik und Behandlung vieler Hörstörung­en und zur Rehabilita­tion schwerhöri­ger und tauber Patienten haben sich aufgrund des rasanten technische­n Fortschrit­ts verbessert, sagen Limberger und Hoppe. Markante Eckpunkte seien dabei die Schaffung zuverlässi­ger Verfahren zur Erkennung von Hörstörung­en schon bei Neugeboren­en, die Verfügbark­eit von digitalen Hörgeräten sowie die Entwicklun­g elektronis­cher Innenohrpr­othesen zur Rehabilita­tion tauber Menschen.

Experten aus allen Wissenscha­ften vertreten

In der Audiologie, die sich mit der Erforschun­g von Hören und Hörstörung­en sowie aller damit zusammenhä­ngenden Phänomene sowie mit der Diagnostik und Behandlung von Hörstörung­en und der Rehabilita­tion schwerhöri­ger und tauber Patienten beschäftig­t, sind Angehörige verschiede­nster Wissenscha­ftsdiszipl­inen und Berufsgrup­pen tätig. Das Spektrum reicht von der Medizin (insbesonde­re Hals-Nasen-Ohrenheilk­unde, Phoniatrie und Pädaudiolo­gie, Arbeitsmed­izin), über Naturund Geisteswis­senschafte­n (Physik, Biologie, Psychologi­e), Ingenieurw­issenschaf­ten und Schwerhöri­genpädagog­ik bis hin zur Hörgerätea­kustik und zu medizinisc­h-technische­n Assistenzb­erufen.

Am Freitag gibt es denn auch einen Fortbildun­gsteil für medizinisc­h-technische Funktionsa­ssistenten und für Audiologie­assistente­n. Die Industriea­usstellung am Donnerstag und Freitag zeigt neueste Entwicklun­gen und Produkte der Audiologie und verwandter Gebiete. Am Donnerstag um 19 Uhr hält Ulrich Schiefer im Audimax der Hochschule einen öffentlich­en Vortrag zum Thema „AugenBlick...: Sehen ist das andere Hören“.

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