Vogt: Scholz hat Versprechungen nicht eingehalten
Präsidiumssprecher des VfR Aalen erklärt Mitgliedern und Dauerkartenbesitzern alles zur Planinsolvenz
– Seit einer Woche redet in Aalen wohl jeder von der eingeleiteten Planinsolvenz des FußballDrittligisten VfR Aalen. Dazwischen hat sich lediglich die starke sportliche Reaktion der SchwarzWeißen mit dem 1:0-Erfolg in Chemnitz gedrängt, mit der nicht viele gerechnet hatten. Am Dienstagabend dann baten die VfR-Verantwortlichen alle Mitglieder und Dauerkarteninhaber ins Sparkassen-Forum der Scholz-Arena, um einen Einblick in die Geschehnisse des VfR zu geben.
Die Resonanz war riesig, das Forum platzte aus allen Nähten. Präsidiumssprecher Roland Vogt übernahm die Aufgabe, den Treuen des VfR die Sachlage zu schildern. „Sie alle wurden wie kleine Kinder vor den Kopf gestoßen. Dann kam es blitzschnell in allen Medien“, begann Vogt seine Erklärungen. Dabei legte er alles offen, angefangen vom Abstieg aus der 2. Liga und vor allem, wie es die ganze Zeit finanziell um den VfR bestellt war. Bereits nach dem Abstieg, so Vogt, habe der Verein mit 2,5 Millionen Euro bei der Kreissparkasse Ostalb in der Kreide gestanden. Mittlerweile seien insgesamt „3,3 bis 3,6 Millionen“aufgelaufen, so Vogt. Auf diese Summe habe man seitens des jetzigen Präsidiums keinerlei Einfluss nehmen können, so der Präsidiumssprecher weiter.
Nach der ersten Offenlegung der eingeleiteten Insolvenz wehrte sich Ex-Präsident Berndt-Ulrich Scholz vehement gegen die Darstellungen des VfR-Präsidiums, sprach von Erpressung und dergleichen. Auch auf diesen Passus ist Vogt natürlich bei der Infoveranstaltung eingegangen. „Wir haben damals mit dem Ex-Präsidenten gesprochen und gefragt, was wir tun sollen? Bleibt der VfR in der 3. Liga oder geht er in die Regionalliga? Wir wussten, dass es eigentlich nicht möglich ist, mit diesen Schulden in die 3. Liga zu gehen plus dem, was sich in einem Jahr anhäufen wird, was sich auf rund eine weitere Million belaufen werde. Das wussten wir", erinnert sich Vogt an diese Situation. Dann kam er zu dem Punkt, über den sich Scholz bei den örtlichen Medien vehement beschwerte: „Scholz sagte, dass er eine Million Euro bares Geld auf ein Konto legen würde für den VfR Aalen. Da waren wir etwa zehn Leute im Raum. Das werde er übernehmen und für den Rest der Schulden komme er ebenfalls auf, er stelle den Verein schuldenfrei. Das war für uns Unternehmer der Grund, mitzumachen und selbst noch einmal die gleiche Summe reinzusetzen, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten“, erinnert sich Vogt an das Agreement zwischen Präsidium und Scholz. Das sei die Ausgangsbasis gewesen. Und genau mit dieser Basis sei man damals angetreten und habe den Verein bis heute restrukturiert. „Von einer Saison auf die nächste haben wir 700 000 Euro eingespart", so Vogt und weiter: „Wir haben heute alle Möglichkeiten ausgeschöpft.“Heutzutage könne man nicht mehr weiter einsparen, man sei an der Grenze angekommen. Nach dem Erinnern an die Ausgangslage sprach Vogt dann endgültig Tacheles: „Es wurde weder die eine Million auf ein Konto gelegt, noch wurde der Verein entschuldet. Stattdessen wurden immer wieder Darlehen bei der Kreissparkasse Aalen aufgenommen und für diese Summe hat Herr Scholz gebürgt, die Schulden aber waren beim Verein.“
Der Verein sei damit weiter auf den Zinsen sitzen geblieben, die über die Namensrechte getilgt worden seien, so Vogt. „Dadurch hatten wir nichts in der Kasse.“500 000 Euro seien so nur für die Tilgung aufgelaufen, so der Präsidiumssprecher weiter. Das sei das größte Problem des Vereins gewesen. „Das hätte den VfR nie mehr auf die Füße gebracht. Irgendwann hätten wir dann das Licht ausmachen können.“Dann kam die Betriebsprüfung für die Jahre 2008 bis 2012 seitens des Finanzamts (wir berichteten), die eine Steuerrückzahlung bis zu 500 000 Euro ergeben habe, die die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen hätten, so Vogt. „Wenn man in Deutschland eine Steuerschuld hat, ist das fast schlimmer, als wenn man jemanden erschossen hätte. Das ist leider so“, drückte Vogt die Situation relativ martialisch aus.
Insolvenzfachmann kommt
Daraufhin haben sich die VfR-Verantwortlichen Professor Streit dazu geholt, einen Experten im Insolvenzrecht. Derzeit sei man nicht zahlungsunfähig, doch die Zahlungsunfähigkeit habe durch die halbe Million des Finanzamts durchaus gedroht. „Wir hatten keine andere Chance, als diesen Insolvenzantrag zu stellen wegen der Überschuldung des Vereins. Der Verein hätte sich niemals entschulden können“, so Vogt deutlich.
Den Zeitpunkt des Insolvenzantrags erklärte Vogt damit, dass man seitens des Vereins bis zum 28. Februar den Lizenzierungsantrag für die 3. Liga stellen müsse. Man sei in dieser Situation Gefahr gelaufen, die Lizenz nicht zu bekommen, was keine Alternative bedeutet hätte. Vogt ergänzte, dass man zu einem späteren Zeitpunkt keine Chancen mehr gehabt hätte, das alles zu reparieren.
Des Risikos, im schlimmsten Fall neun Punkte abgezogen zu bekommen, sei man sich durchaus bewusst gewesen. Allerdings glaube man fest an die Mannschaft, die im schlimmsten Fall dann neun Punkte mehr erreichen muss als die zum Klassenerhalt wahrscheinlich benötigten 44 Punkte. Vogt: „Aalen ohne Profifußball wäre fatal. Wir brauchen Profifußball.“
„(...) für diese Summe hat Herr Scholz gebürgt, die Schulden aber waren beim Verein“, sagt VfR Aalens Präsidiumssprecher Roland Vogt zur bisherigen Situation.