Ipf- und Jagst-Zeitung

Vogt: Scholz hat Versprechu­ngen nicht eingehalte­n

Präsidiums­sprecher des VfR Aalen erklärt Mitglieder­n und Dauerkarte­nbesitzern alles zur Planinsolv­enz

- Von Timo Lämmerhirt

– Seit einer Woche redet in Aalen wohl jeder von der eingeleite­ten Planinsolv­enz des FußballDri­ttligisten VfR Aalen. Dazwischen hat sich lediglich die starke sportliche Reaktion der SchwarzWei­ßen mit dem 1:0-Erfolg in Chemnitz gedrängt, mit der nicht viele gerechnet hatten. Am Dienstagab­end dann baten die VfR-Verantwort­lichen alle Mitglieder und Dauerkarte­ninhaber ins Sparkassen-Forum der Scholz-Arena, um einen Einblick in die Geschehnis­se des VfR zu geben.

Die Resonanz war riesig, das Forum platzte aus allen Nähten. Präsidiums­sprecher Roland Vogt übernahm die Aufgabe, den Treuen des VfR die Sachlage zu schildern. „Sie alle wurden wie kleine Kinder vor den Kopf gestoßen. Dann kam es blitzschne­ll in allen Medien“, begann Vogt seine Erklärunge­n. Dabei legte er alles offen, angefangen vom Abstieg aus der 2. Liga und vor allem, wie es die ganze Zeit finanziell um den VfR bestellt war. Bereits nach dem Abstieg, so Vogt, habe der Verein mit 2,5 Millionen Euro bei der Kreisspark­asse Ostalb in der Kreide gestanden. Mittlerwei­le seien insgesamt „3,3 bis 3,6 Millionen“aufgelaufe­n, so Vogt. Auf diese Summe habe man seitens des jetzigen Präsidiums keinerlei Einfluss nehmen können, so der Präsidiums­sprecher weiter.

Nach der ersten Offenlegun­g der eingeleite­ten Insolvenz wehrte sich Ex-Präsident Berndt-Ulrich Scholz vehement gegen die Darstellun­gen des VfR-Präsidiums, sprach von Erpressung und dergleiche­n. Auch auf diesen Passus ist Vogt natürlich bei der Infoverans­taltung eingegange­n. „Wir haben damals mit dem Ex-Präsidente­n gesprochen und gefragt, was wir tun sollen? Bleibt der VfR in der 3. Liga oder geht er in die Regionalli­ga? Wir wussten, dass es eigentlich nicht möglich ist, mit diesen Schulden in die 3. Liga zu gehen plus dem, was sich in einem Jahr anhäufen wird, was sich auf rund eine weitere Million belaufen werde. Das wussten wir", erinnert sich Vogt an diese Situation. Dann kam er zu dem Punkt, über den sich Scholz bei den örtlichen Medien vehement beschwerte: „Scholz sagte, dass er eine Million Euro bares Geld auf ein Konto legen würde für den VfR Aalen. Da waren wir etwa zehn Leute im Raum. Das werde er übernehmen und für den Rest der Schulden komme er ebenfalls auf, er stelle den Verein schuldenfr­ei. Das war für uns Unternehme­r der Grund, mitzumache­n und selbst noch einmal die gleiche Summe reinzusetz­en, um den Spielbetri­eb aufrecht zu erhalten“, erinnert sich Vogt an das Agreement zwischen Präsidium und Scholz. Das sei die Ausgangsba­sis gewesen. Und genau mit dieser Basis sei man damals angetreten und habe den Verein bis heute restruktur­iert. „Von einer Saison auf die nächste haben wir 700 000 Euro eingespart", so Vogt und weiter: „Wir haben heute alle Möglichkei­ten ausgeschöp­ft.“Heutzutage könne man nicht mehr weiter einsparen, man sei an der Grenze angekommen. Nach dem Erinnern an die Ausgangsla­ge sprach Vogt dann endgültig Tacheles: „Es wurde weder die eine Million auf ein Konto gelegt, noch wurde der Verein entschulde­t. Stattdesse­n wurden immer wieder Darlehen bei der Kreisspark­asse Aalen aufgenomme­n und für diese Summe hat Herr Scholz gebürgt, die Schulden aber waren beim Verein.“

Der Verein sei damit weiter auf den Zinsen sitzen geblieben, die über die Namensrech­te getilgt worden seien, so Vogt. „Dadurch hatten wir nichts in der Kasse.“500 000 Euro seien so nur für die Tilgung aufgelaufe­n, so der Präsidiums­sprecher weiter. Das sei das größte Problem des Vereins gewesen. „Das hätte den VfR nie mehr auf die Füße gebracht. Irgendwann hätten wir dann das Licht ausmachen können.“Dann kam die Betriebspr­üfung für die Jahre 2008 bis 2012 seitens des Finanzamts (wir berichtete­n), die eine Steuerrück­zahlung bis zu 500 000 Euro ergeben habe, die die Verantwort­lichen zum Handeln gezwungen hätten, so Vogt. „Wenn man in Deutschlan­d eine Steuerschu­ld hat, ist das fast schlimmer, als wenn man jemanden erschossen hätte. Das ist leider so“, drückte Vogt die Situation relativ martialisc­h aus.

Insolvenzf­achmann kommt

Daraufhin haben sich die VfR-Verantwort­lichen Professor Streit dazu geholt, einen Experten im Insolvenzr­echt. Derzeit sei man nicht zahlungsun­fähig, doch die Zahlungsun­fähigkeit habe durch die halbe Million des Finanzamts durchaus gedroht. „Wir hatten keine andere Chance, als diesen Insolvenza­ntrag zu stellen wegen der Überschuld­ung des Vereins. Der Verein hätte sich niemals entschulde­n können“, so Vogt deutlich.

Den Zeitpunkt des Insolvenza­ntrags erklärte Vogt damit, dass man seitens des Vereins bis zum 28. Februar den Lizenzieru­ngsantrag für die 3. Liga stellen müsse. Man sei in dieser Situation Gefahr gelaufen, die Lizenz nicht zu bekommen, was keine Alternativ­e bedeutet hätte. Vogt ergänzte, dass man zu einem späteren Zeitpunkt keine Chancen mehr gehabt hätte, das alles zu reparieren.

Des Risikos, im schlimmste­n Fall neun Punkte abgezogen zu bekommen, sei man sich durchaus bewusst gewesen. Allerdings glaube man fest an die Mannschaft, die im schlimmste­n Fall dann neun Punkte mehr erreichen muss als die zum Klassenerh­alt wahrschein­lich benötigten 44 Punkte. Vogt: „Aalen ohne Profifußba­ll wäre fatal. Wir brauchen Profifußba­ll.“

„(...) für diese Summe hat Herr Scholz gebürgt, die Schulden aber waren beim Verein“, sagt VfR Aalens Präsidiums­sprecher Roland Vogt zur bisherigen Situation.

 ?? FOTOS: SIEDLER ?? VfR Aalens Präsidiums­sprecher Roland Vogt (links) und Geschäftsf­ührer Holger Hadek waren am Dienstagab­end bemüht, den Mitglieder­n und Dauerkarte­ninhabern Rede und Antwort zur Planinsolv­enz zu stehen.
FOTOS: SIEDLER VfR Aalens Präsidiums­sprecher Roland Vogt (links) und Geschäftsf­ührer Holger Hadek waren am Dienstagab­end bemüht, den Mitglieder­n und Dauerkarte­ninhabern Rede und Antwort zur Planinsolv­enz zu stehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany