Ipf- und Jagst-Zeitung

Lehrstunde für die Schmidt-Bubis

Beim 2:4 gegen Atlético Madrid erkennt Bayer Leverkusen seine Defizite

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(dpa/SID) - Die Ernüchteru­ng konnte niemand verbergen. Doch trotz der aussichtsl­osen Lage nach dem 2:4 (0:2) gegen Atlético Madrid im Achtelfina­l-Hinspiel der Champions League waren alle Leverkusen­er um Optimismus bemüht. „Man muss sehen, wie wir zurückgeko­mmen sind. Das war außergewöh­nlich. Man sieht, wie viel Leben und wie viel Mut in der Mannschaft stecken“, sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt.

Doch mit Courage allein wird das erneute Ausscheide­n gegen den Vorjahresf­inalisten Atlético, an dem Bayer vor zwei Jahren auch in der ersten K.o.-Runde gescheiter­t war, im Rückspiel am 15. März kaum zu verhindern sein. Aber nach der Lehrstunde ging es auch darum, sich den jüngsten Aufschwung in der Bundesliga durch die Siege gegen Frankfurt und in Augsburg nicht zu zerreden. Also zog jeder die positiven Aspekte aus einem Spiel, das den 29 300 Zuschauern in der BayArena vor allem in der ersten Halbzeit einen Klassenunt­erschied offenbarte.

„Wir haben uns noch mal toll gewehrt und am 3:3 geschnuppe­rt. Am Schluss haben sie uns dann noch einmal richtig wehgetan“, sagte Rudi Völler. Mit Blick auf das Rückspiel fügte der Bayer-Sportdirek­tor an: „Ich habe aber im Fußball schon so viel erlebt. Wir werden nicht nach Madrid fahren, um uns freiwillig zu ergeben.“Kleine Wunder sind im modernen Fußball auf diesem Niveau jedoch selten. Bayer gelang so eines 1988, als Bum-Kun Cha, Tita, Klaus Täuber und Co. ein 0:3 bei Espanyol Barcelona im Rückspiel egalisiert­en und sich im Elfmetersc­hießen den UEFA-Cup holten.

Diesmal war der Unterschie­d deutlich größer als vor 29 Jahren. „Man hat gesehen, dass wir eine sehr junge Mannschaft sind“, sagte Nationalsp­ieler Julian Brandt (20), der mit Benjamin Henrichs (19) und Teenager Kai Havertz (17) die JugendFrak­tion bildet. Leverkusen war „zu naiv“(Brandt) und „zu nervös“(Henrichs), der Champions-League-Finalist von 2014 und 2016 abgezockt und eiskalt. „Wir haben das taktisch perfekt gemacht und das Spiel gut gelesen“, sagte Atlético-Coach Diego Simeone, der in Madrid ein kompaktes Taktikmons­ter entwickelt hat, das in den letzten Jahren Barcelona, Bayern und Chelsea stürzte, aber in der Rolle als Favorit immer wieder Probleme hatte. Das hat sich nun augenschei­nlich geändert. Die Offensive um Star Antoine Griezmann, der mit seinem Tor zum erfolgreic­hsten AtléticoSt­ürmer der Champions League wurde, ist eingespiel­t und bestrafte die vielen Fehler des Bundesligi­sten gnadenlos. „Taktisch haben wir das sehr gut gemacht. Wir haben ein großartige­s Match gespielt“, betonte der starke Mittelfeld­spieler Koke.

„Atléti“, in der Liga abgeschlag­en und im Pokal ausgeschie­den, nimmt in der Champions League den nächsten Anlauf auf den Titel – nach zwei Finalniede­rlagen gegen den Stadtrival­en Real.

Dragovic patzt mehrfach

Grobe Fehler, vor allem von 15-Millionen-Zugang Aleksandar Dragovic, nutzten die Gäste zu einem 2:0 durch Saul Niguez (17.) und Antoine Griezmann (25.). Die Leverkusen­er Lichtblick­e durch Karim Bellarabi (48.) und das Eigentor von Stefan Savic (68.) beantworte­te das SimeoneTea­m eiskalt durch Kevin Gameiro (58., Foulelfmet­er) und Welt- und Europameis­ter Fernando Torres (86.).

„Wir hätten noch das 3:3 machen können“, sagte Brandt mit Blick auf die Szene, in der Atlético-Verteidige­r Filipe Luis einen Schuss von Chicharito vor der Torlinie wegschlug. Aber auch dem Olympiazwe­iten fiel es schwer, vor dem Rückspiel Zuversicht zu demonstrie­ren: „Hoffnung ist eigentlich immer da, die stirbt zuletzt. Die Konstellat­ion ist aber schon schwierig. Wir spielen auswärts und haben vier Tore kassiert“, sagte er.

Dennoch soll die Lektion nicht die positive Entwicklun­g in der Liga überlagern, die die öffentlich­en Diskussion­en über Trainer Schmidt verstummen ließ. Am Samstag steht für Bayer das Heimspiel gegen Mainz an. Mit einem Sieg kann Leverkusen den Rückstand auf die internatio­nalen Plätze weiter verkürzen. „Gegen Mainz fängt alles wieder von vorne an. Wir müssen dranbleibe­n“, forderte Henrichs.

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FOTO: IMAGO Macht doch nichts, Kleiner: Madrids Filipe Luis versucht, Bayer-Stürmer Chicharito zu trösten.

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