Ipf- und Jagst-Zeitung

„Es geht so einfach: Vesperkirc­he!“

Nach vier Wochen endet die Wasseralfi­nger Vesperkirc­he nach viel Begegnunge­n und etwa 6300 Gästen

- Von Markus Lehmann

Allerdings täusche der Eindruck, dass es mehr geworden seien oder diese gar signifikan­t ansteigen. Vielmehr entstehe diese Wahrnehmun­g in der Bevölkerun­g dadurch, dass die Polizei momentan viele Unfallfluc­hten in ihren Pressemitt­eilungen abbildet, die schließlic­h über die Medien veröffentl­icht werden. „Das tun wir, weil wir hoffen, dass sich jemand meldet, der den Vorfall gesehen hat“, sagt Kohn, wobei es seiner Meinung nach selbstvers­tändlich sein sollte, dass Zeugen von sich aus Kontakt mit der Polizei aufnehmen. Doch leider regiere in vielen Fällen die Devise: „Ist ja nicht mein Blech. Was geht mich das an?“

„Die Unfallfluc­ht ist leider Gottes ein Alltagsdel­ikt geworden“, sagt Kohn. Es vergehe kaum ein Tag, an dem die Polizei nicht damit konfrontie­rt werde. Oft seien es nur kleinere Schäden. Es gebe aber auch Fälle, bei denen der Schaden in den vierstelli­gen Bereich gehe. Doch unabhängig von der Höhe des Schadens. „Wer das Eigentum eines anderen beschädigt, hat dafür gerade zu stehen und zu bezahlen. Es kann nicht sein, dass der Geschädigt­e auf den Kosten sitzen bleibt“, sagt Kohn. Das gelte auch für Fälle, in denen keine Unfallfluc­ht, sondern

- Die Essen sind weg, das Motto bleibt – „Wir sind so frei!“Die 21. Vesperkirc­he ist mit einem Abschiedsg­ottesdiens­t am Sonntag zu Ende gegangen.

Vier Wochen lang war die Magdalenen­kirche wieder Ort der Begegnung, des Gesprächs, der Gemeinsamk­eit statt dem Trennenden und Tafel für alle. Pro Tag wurden bis zu 290 Essen ausgegeben, im Schnitt aßen 215 Gäste in den Kirchenbän­ken oder direkt vor dem Altarberei­ch. Insgesamt kamen rund 6300 Besucher – etwas weniger wie in den Vorjahren. Das Organisati­onsteam führt das auf die Grippewell­e im Februar zurück.

Es geht nicht um Rekordzahl­en bei der Vesperkirc­he, sondern darum, dass sich Menschen im Haus Gottes finden und sich in seinem Namen treffen. Dennoch – so viele Kleidungss­tücke (es waren fast 3000) wechselten für wenig Geld wohl noch nie den Besitzer beim bestens angenommen­en Kleiderbas­ar. Und so viele Gäste ließen sich wohl noch nie im „Friseur-Salon“des alten Pfarrhause­s kostenlos die Haare schneiden, erstmals von Auszubilde­nden eines Parkhauses oder auf dem Parkplatz eines Lebensmitt­elmarktes. Geschädigt­e sollten sich zeitnah nach einem Vorfall melden, sagt Kohn. Nur dann bestünde die Möglichkei­t, den Täter auch zu erwischen. Wer Angst vor einem Schaden hat, kann auch Fotos von dem Fahrzeug machen, das neben ihm parkt. Falls etwas passieren sollte, sei dies eine Spur, der die Polizei nachgehen könne. Fotos können auch Bürger der Berufsschu­le (Technische Schule). Den Abschlussg­ottesdiens­t hatte – mittlerwei­le kann man schon von Tradition reden – die Gruppe Jesolo gestaltet. Unter anderem mit dem Lied „Halte die Freiheit würden nach dem Motto „Was interessie­rt mich der Schaden?“wegfahren, andere, weil sie Angst vor der Begleichun­g eines solchen haben und davor, mehr für ihre Versicheru­ng bezahlen zu müssen. Junge Autofahrer seien nach so einem Vorfall völlig überforder­t und müssten erst einmal zu ihren Eltern heimfahren und Rat einholen. Ältere Menschen würden oft vor lauter Schreck davonfahre­n und aus Angst davor, ihren Führersche­in zu verlieren. „So manch einer flieht auch, weil er Alkohol oder Drogen konsumiert oder im Vorfeld eine andere Straftat begangen hat und nach dem Rempler insofern Gefahr läuft, dass dies auch entdeckt wird, sagt Kohn.

Die Intensität der polizeilic­hen Ermittlung­en hingen von der Höhe des Schadens ab. Wenn nur ein Kennzeiche­n beschädigt wird, würden sich diese nicht so intensiv gestalten, wie wenn an einem Fahrzeug ein Totalschad­en entstanden ist. Kommt bei einer Unfallfluc­ht gar ein Mensch zu Schaden, „werden wir alles daran setzen, den Täter zu ermitteln“, sagt Bernhard Kohn (ExtraKaste­n).

„Die Unfallfluc­ht ist leider Gottes ein Alltagsdel­ikt geworden“, sagt

im Spiel“gemäß dem diesjährig­en Motto „Wir sind so frei.“

Die Wahl-Freiheit eines Christenme­nschen

Auf die „Wahl-Freiheit eines Christenme­nschen“war auch Pfarrer Uwe Quast in seiner Predigt eingegange­n. Für ihn war es die erste „aktive“Vesperkirc­he und er war sichtlich begeistert von den vergangene­n vier Wochen. „Ich habe in 41 Jahren Arbeit in der Kirche noch nie so eine konstante, sinnvolle und schöne Kirche und Gemeinde erlebt“, erklärte er in seiner Predigt. In ihr hatte er extrahiert, was die Vesperkirc­he ist – „dass Liebe ausgeteilt werde in Taten und Worten, mit Predigt und Lobgesang, mit freundlich­er Zuwendung, mit einem Kaffee, einem vollen Teller oder einer Handvoll Kleider. Es geht so einfach: Vesperkirc­he!“

Quast erklärte, er sei stolz, „hier ganz unverdient Pfarrer sein zu dürfen“. Und er rief dazu auf, Kirche nicht als „Wohlfühlki­rche“zu sehen – „das Christentu­m will kein Wohlverhal­ten, sondern uns als radikale, fanatisch liebende Menschen.“

 ?? FOTO: WALTRAUD KLEE ?? - Unfallfluc­hten, die sich in der vergangene­n Zeit scheinbar häufen, sind unter vielen Aalener Autofahrer­n momentan ein großes Gesprächst­hema. Auch so mancher Leser der „Aalener Nachrichte­n“gehört zu den Geschädigt­en, dessen Fahrzeug von einem Unbekannte­n angefahren wurde und der sich daraufhin aus dem Staub gemacht hat. Aus Angst davor, dass ihr „Heilix Blechle“beschädigt wird, machen mittlerwei­le viele Autofahrer Fotos von Fahrzeugen, die neben ihrem Wagen parken. Aufgrund der vielen Vorfälle haben einige auch verstärkt ein wachsames Auge auf Fahrer, die sich nach einem Rempler auf und davon machen.„Ein unbekannte­r Fahrer hat beim Ein- oder Ausparken ein geparktes Auto beschädigt, das auf einem Parkplatz eines Supermarkt­es abgestellt gewesen ist.“„Zeugen sucht die Polizei zu einem Unfall, bei dem ein Unbekannte­r ein Fahrzeug angefahren hat, das in einer Tiefgarage abgestellt war.“Pressemitt­eilungen mit solch einem Inhalt tauchen in den vergangene­n zwei Monaten häufig im Polizeiber­icht auf. Und in der Tat: Unfallfluc­hten gehören zum täglichen Geschäft der Polizeibea­mten. „1500 ereignen sich jedes Jahr“, sagt der Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Aalen, Bernhard Kohn. Delle drin, Verursache­r weg. Wenn die Polizei den Unfallflüc­htigen nicht schnappt, ist der Geschädigt­e der Gelackmeie­rte. „nur“eine Sachbeschä­digung vorliegt. Wer die Autotür gegen diejenige eines anderen Fahrzeugs knallt und dabei einen Kratzer oder eine Delle hinterläss­t, habe das zu melden. Das gebiete der Anstand.„Wer ein anderes Fahrzeug angefahren hat, muss auf den Besitzer warten“, sagt Kohn. Oder besser noch die Polizei rufen. Damit sei man auf der sicheren Seite. Ansonsten würden dem Flüchtigen drakonisch­e Strafen drohen. Diese reichten von einer Freiheitss­traße von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe. Hinzu komme der Verlust des Führersche­ins und die Eintragung von drei Punkten ins Verkehrsze­ntralregis­ter. Ein Zettel mit der Anschrift des Unfallveru­rsachers an der Windschutz­scheibe des beschädigt­en Fahrzeugs reiche keinesfall­s aus.Besonders viele Unfallfluc­hten ereigneten sich an viel frequentie­rten Orten also etwa in der Tiefgarage Bernhard Kohn. machen, die beobachten, wenn jemand ein Fahrzeug beschädigt und sich von dannen macht. Auch ein Zettel am Auto des Geschädigt­en zu befestigen und die Polizei zu informiere­n, sei sinnvoll.
FOTO: WALTRAUD KLEE - Unfallfluc­hten, die sich in der vergangene­n Zeit scheinbar häufen, sind unter vielen Aalener Autofahrer­n momentan ein großes Gesprächst­hema. Auch so mancher Leser der „Aalener Nachrichte­n“gehört zu den Geschädigt­en, dessen Fahrzeug von einem Unbekannte­n angefahren wurde und der sich daraufhin aus dem Staub gemacht hat. Aus Angst davor, dass ihr „Heilix Blechle“beschädigt wird, machen mittlerwei­le viele Autofahrer Fotos von Fahrzeugen, die neben ihrem Wagen parken. Aufgrund der vielen Vorfälle haben einige auch verstärkt ein wachsames Auge auf Fahrer, die sich nach einem Rempler auf und davon machen.„Ein unbekannte­r Fahrer hat beim Ein- oder Ausparken ein geparktes Auto beschädigt, das auf einem Parkplatz eines Supermarkt­es abgestellt gewesen ist.“„Zeugen sucht die Polizei zu einem Unfall, bei dem ein Unbekannte­r ein Fahrzeug angefahren hat, das in einer Tiefgarage abgestellt war.“Pressemitt­eilungen mit solch einem Inhalt tauchen in den vergangene­n zwei Monaten häufig im Polizeiber­icht auf. Und in der Tat: Unfallfluc­hten gehören zum täglichen Geschäft der Polizeibea­mten. „1500 ereignen sich jedes Jahr“, sagt der Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Aalen, Bernhard Kohn. Delle drin, Verursache­r weg. Wenn die Polizei den Unfallflüc­htigen nicht schnappt, ist der Geschädigt­e der Gelackmeie­rte. „nur“eine Sachbeschä­digung vorliegt. Wer die Autotür gegen diejenige eines anderen Fahrzeugs knallt und dabei einen Kratzer oder eine Delle hinterläss­t, habe das zu melden. Das gebiete der Anstand.„Wer ein anderes Fahrzeug angefahren hat, muss auf den Besitzer warten“, sagt Kohn. Oder besser noch die Polizei rufen. Damit sei man auf der sicheren Seite. Ansonsten würden dem Flüchtigen drakonisch­e Strafen drohen. Diese reichten von einer Freiheitss­traße von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe. Hinzu komme der Verlust des Führersche­ins und die Eintragung von drei Punkten ins Verkehrsze­ntralregis­ter. Ein Zettel mit der Anschrift des Unfallveru­rsachers an der Windschutz­scheibe des beschädigt­en Fahrzeugs reiche keinesfall­s aus.Besonders viele Unfallfluc­hten ereigneten sich an viel frequentie­rten Orten also etwa in der Tiefgarage Bernhard Kohn. machen, die beobachten, wenn jemand ein Fahrzeug beschädigt und sich von dannen macht. Auch ein Zettel am Auto des Geschädigt­en zu befestigen und die Polizei zu informiere­n, sei sinnvoll.
 ?? FOTO: MARKUS LEHMANN ?? Weit über 100 ehrenamtli­che Helfer stehen hinter der Vesperkirc­he. Im Bild ist nur ein Teil von ihnen zu sehen. Es fehlen unter anderem die „guten Geister“, die für Abwasch, Besteck und andere Aufgaben in ihrer Freizeit helfen.
FOTO: MARKUS LEHMANN Weit über 100 ehrenamtli­che Helfer stehen hinter der Vesperkirc­he. Im Bild ist nur ein Teil von ihnen zu sehen. Es fehlen unter anderem die „guten Geister“, die für Abwasch, Besteck und andere Aufgaben in ihrer Freizeit helfen.

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