„Es geht so einfach: Vesperkirche!“
Nach vier Wochen endet die Wasseralfinger Vesperkirche nach viel Begegnungen und etwa 6300 Gästen
Allerdings täusche der Eindruck, dass es mehr geworden seien oder diese gar signifikant ansteigen. Vielmehr entstehe diese Wahrnehmung in der Bevölkerung dadurch, dass die Polizei momentan viele Unfallfluchten in ihren Pressemitteilungen abbildet, die schließlich über die Medien veröffentlicht werden. „Das tun wir, weil wir hoffen, dass sich jemand meldet, der den Vorfall gesehen hat“, sagt Kohn, wobei es seiner Meinung nach selbstverständlich sein sollte, dass Zeugen von sich aus Kontakt mit der Polizei aufnehmen. Doch leider regiere in vielen Fällen die Devise: „Ist ja nicht mein Blech. Was geht mich das an?“
„Die Unfallflucht ist leider Gottes ein Alltagsdelikt geworden“, sagt Kohn. Es vergehe kaum ein Tag, an dem die Polizei nicht damit konfrontiert werde. Oft seien es nur kleinere Schäden. Es gebe aber auch Fälle, bei denen der Schaden in den vierstelligen Bereich gehe. Doch unabhängig von der Höhe des Schadens. „Wer das Eigentum eines anderen beschädigt, hat dafür gerade zu stehen und zu bezahlen. Es kann nicht sein, dass der Geschädigte auf den Kosten sitzen bleibt“, sagt Kohn. Das gelte auch für Fälle, in denen keine Unfallflucht, sondern
- Die Essen sind weg, das Motto bleibt – „Wir sind so frei!“Die 21. Vesperkirche ist mit einem Abschiedsgottesdienst am Sonntag zu Ende gegangen.
Vier Wochen lang war die Magdalenenkirche wieder Ort der Begegnung, des Gesprächs, der Gemeinsamkeit statt dem Trennenden und Tafel für alle. Pro Tag wurden bis zu 290 Essen ausgegeben, im Schnitt aßen 215 Gäste in den Kirchenbänken oder direkt vor dem Altarbereich. Insgesamt kamen rund 6300 Besucher – etwas weniger wie in den Vorjahren. Das Organisationsteam führt das auf die Grippewelle im Februar zurück.
Es geht nicht um Rekordzahlen bei der Vesperkirche, sondern darum, dass sich Menschen im Haus Gottes finden und sich in seinem Namen treffen. Dennoch – so viele Kleidungsstücke (es waren fast 3000) wechselten für wenig Geld wohl noch nie den Besitzer beim bestens angenommenen Kleiderbasar. Und so viele Gäste ließen sich wohl noch nie im „Friseur-Salon“des alten Pfarrhauses kostenlos die Haare schneiden, erstmals von Auszubildenden eines Parkhauses oder auf dem Parkplatz eines Lebensmittelmarktes. Geschädigte sollten sich zeitnah nach einem Vorfall melden, sagt Kohn. Nur dann bestünde die Möglichkeit, den Täter auch zu erwischen. Wer Angst vor einem Schaden hat, kann auch Fotos von dem Fahrzeug machen, das neben ihm parkt. Falls etwas passieren sollte, sei dies eine Spur, der die Polizei nachgehen könne. Fotos können auch Bürger der Berufsschule (Technische Schule). Den Abschlussgottesdienst hatte – mittlerweile kann man schon von Tradition reden – die Gruppe Jesolo gestaltet. Unter anderem mit dem Lied „Halte die Freiheit würden nach dem Motto „Was interessiert mich der Schaden?“wegfahren, andere, weil sie Angst vor der Begleichung eines solchen haben und davor, mehr für ihre Versicherung bezahlen zu müssen. Junge Autofahrer seien nach so einem Vorfall völlig überfordert und müssten erst einmal zu ihren Eltern heimfahren und Rat einholen. Ältere Menschen würden oft vor lauter Schreck davonfahren und aus Angst davor, ihren Führerschein zu verlieren. „So manch einer flieht auch, weil er Alkohol oder Drogen konsumiert oder im Vorfeld eine andere Straftat begangen hat und nach dem Rempler insofern Gefahr läuft, dass dies auch entdeckt wird, sagt Kohn.
Die Intensität der polizeilichen Ermittlungen hingen von der Höhe des Schadens ab. Wenn nur ein Kennzeichen beschädigt wird, würden sich diese nicht so intensiv gestalten, wie wenn an einem Fahrzeug ein Totalschaden entstanden ist. Kommt bei einer Unfallflucht gar ein Mensch zu Schaden, „werden wir alles daran setzen, den Täter zu ermitteln“, sagt Bernhard Kohn (ExtraKasten).
„Die Unfallflucht ist leider Gottes ein Alltagsdelikt geworden“, sagt
im Spiel“gemäß dem diesjährigen Motto „Wir sind so frei.“
Die Wahl-Freiheit eines Christenmenschen
Auf die „Wahl-Freiheit eines Christenmenschen“war auch Pfarrer Uwe Quast in seiner Predigt eingegangen. Für ihn war es die erste „aktive“Vesperkirche und er war sichtlich begeistert von den vergangenen vier Wochen. „Ich habe in 41 Jahren Arbeit in der Kirche noch nie so eine konstante, sinnvolle und schöne Kirche und Gemeinde erlebt“, erklärte er in seiner Predigt. In ihr hatte er extrahiert, was die Vesperkirche ist – „dass Liebe ausgeteilt werde in Taten und Worten, mit Predigt und Lobgesang, mit freundlicher Zuwendung, mit einem Kaffee, einem vollen Teller oder einer Handvoll Kleider. Es geht so einfach: Vesperkirche!“
Quast erklärte, er sei stolz, „hier ganz unverdient Pfarrer sein zu dürfen“. Und er rief dazu auf, Kirche nicht als „Wohlfühlkirche“zu sehen – „das Christentum will kein Wohlverhalten, sondern uns als radikale, fanatisch liebende Menschen.“