Ipf- und Jagst-Zeitung

Achtung, Kamera!

Senior schießt Fotos von Hundehalte­rn, die ihre Vierbeiner in den Dürrwiesen frei laufen lassen – Darf er das?

- Von Verena Schiegl

- Hundehalte­r sind genervt. Sie ärgern sich nach wie vor über die Leinenpfli­cht, die vor zwei Jahren in den Dürrwiesen angeordnet wurde. Und nun fühlen sie sich auch noch von einem älteren Mann belästigt, der sich hier als Ordnungshü­ter aufspiele und Fotos von Besitzern und ihren Vierbeiner­n mache. Vor allem freilaufen­de Hunde und deren Halter habe er im Visier. Er geize auch nicht mit unflätigen Kommentare­n, erzählen einige Hundebesit­zer, die sich vor allem fragen: „Darf er sie und ihre Hunde ungefragt ablichten?“– „Ja, er darf“, antworten Ordnungsam­t und Polizei. „Zu Beweiszwec­ken.“

Für die Bürger der Weststadt, aber auch für Bewohner der Aalener Innenstadt sind die Dürrwiesen ein beliebtes Ziel, um dort spazieren zu gehen. Auch für Hundehalte­r ist das Naherholun­gsgebiet, auch Grünanlage Sauerbach genannt, ein Anziehungs­und Treffpunkt. Doch hier laufen zu gehen, mache keinen großen Spaß mehr, sagen einige und weichen mittlerwei­le auf andere Gassistrec­ken aus. In den Dürrwiesen wurde 2015 die Leinenplic­ht zum Schutz der dort lebenden Enten angeordnet.

Sechs Schilder weisen seither an den Zugangsmög­lichkeiten zu dem Naturschut­zgebiet auf den HundeLeine­nzwang hin. Der Großteil der Halter hält sich an die Vorschrift. Manch einer lässt jedoch abseits des Biotops seinen Hund auf der Wiese frei laufen. Das scheint einem Senioren ein Dorn im Auge zu sein, der hier seine Runden dreht. Verstöße gegen die Leinenpfli­cht halte er, so die Hundehalte­r, im Bild fest. Ab und an weise er sie auch barsch zurecht.

Fotos als Beweismitt­el sind in Ordnung

Der Kontrollzw­ang des Rentners geht den Hundehalte­rn auf die Nerven. Es sei nicht seine Aufgabe, die Arbeit des Ordnungsam­tes zu machen und als Zeitvertre­ib hier den Hilfssheri­ff zu spielen, sagen sie. Manche fühlen sich sogar durch den Hobbyfotog­rafen belästigt. Was er mit den Bildern vorhat, weiß niemand. Und auch nicht, ob er sie ans Ordnungsam­t schickt, um Anzeige zu erstatten. Viele treibt vor allem die Frage um: „Darf er ungefragt Fotos machen?“

Eine Nachfrage bei der Stadt Aalen, bringt Erstaunlic­hes zutage. Ja, er darf das, wenn er sie als Beweismitt­el verwendet, um eine Ordnungswi­drigkeit anzuzeigen. Schließlic­h dürfe jeder auch ein Foto von einem Fahrzeug machen, dessen Halter ein Parkvergeh­en begeht und es zur Anzeige vorlegen, sagt die Pressespre­cherin der Stadt Aalen, Karin Haisch. Der Rentner darf die Fotos allerdings nicht veröffentl­ichen, also etwa auf den sozialen Medien wie Facebook publiziere­n oder sonst irgendwie der Öffentlich­keit zugänglich machen. Damit würde er das Recht am eigenen Bild verletzen, ergänzt der Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Aalen, Bernhard Kohn. Um Anzeige zu erstatten, reiche seine Aussage allerdings bereits aus. Das Foto diene nur dazu, diese Ordnungswi­drigkeit zu untermauer­n.

Ob der Rentner bislang Fotos beim Ordnungsam­t vorgelegt hat, beantworte­t die Stadt aus datenschut­zrechtlich­en Gründen nicht. „Grundsätzl­ich erhalten wir jedoch immer wieder Fotos als Beweis für ordnungsre­chtliche Vergehen“, sagt Haisch. Doch selbst wenn der Senior solche bei der Stadt eingereich­t hat, gestalte sich die Beweisführ­ung als schwierig. Schließlic­h haben weder Halter noch Hund im Gegensatz zum Fahrzeug ein Nummernsch­ild. Der Mann könne auch nicht verlangen, sich die Personalie­n in Form eines Ausweises zeigen zu lassen. Das wäre Amtsanmaßu­ng.

Nicht zuletzt sei auf einem einzelnen Foto, das im Grünen geschossen wurde, nicht ersichtlic­h, ob dieses in den Dürrwiesen entstanden ist oder an einem anderen Ort, an dem der Hund nicht an der Leine geführt werden muss, sagt Haisch. Anders sehe das bei einer ganzen Serie aus, die auch die Umgebung zeigt. Dann bleibe aber immer noch die Aufgabe zu recherchie­ren, wer Hund und Halter sind. Und so eine aufwändige Ermittlung­sarbeit würde in keinem angemessen­en Verhältnis zur begangenen Ordnungswi­drigkeit stehen, sagt Kohn. Um allerdings auf der sicheren Seite zu sein, appelliere­n er als auch die Stadt, sich einfach an die vorgegeben­en Regeln zu halten.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? In den Dürrwiesen müssen Hunde an der Leine laufen. Darauf weist ein von der Stadt Aalen aufgestell­tes Schild hin. Wer sich nicht daran hält, wird seit geraumer Zeit ins Visier genommen. Ein Rentner schießt hier Fotos von Hunden und ihren Haltern, die...
FOTO: THOMAS SIEDLER In den Dürrwiesen müssen Hunde an der Leine laufen. Darauf weist ein von der Stadt Aalen aufgestell­tes Schild hin. Wer sich nicht daran hält, wird seit geraumer Zeit ins Visier genommen. Ein Rentner schießt hier Fotos von Hunden und ihren Haltern, die...

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