Ipf- und Jagst-Zeitung

Proteste vor türkischer Botschaft in Berlin

Autokorso und Kundgebung­en in deutschen Städten

-

(dpa) - Vor der türkischen Botschaft in Berlin haben Demonstran­ten die Freilassun­g des in der Türkei inhaftiert­en Journalist­en Deniz Yücel gefordert. „Freiheit für alle inhaftiert­en Journalist/innen in der Türkei!“, war auf Plakaten neben dem Konterfei des „Welt“-Journalist­en zu lesen. Zuvor fuhren Unterstütz­er im Autokorso durch Berlin. Die Polizei zählte rund 100 Autos und 19 Fahrräder. Die Initiative #FreeDeniz hatte in rund zehn Städten zu Autokorsos aufgerufen.

In Köln protestier­ten Demonstran­ten in etwa 50 Autos gegen die Untersuchu­ngshaft. „Unser Kollege Deniz Yücel liebt Autokorsos“, sagte der Vorsitzend­e des Deutschen Journalist­en-Verbands (DJV), Frank Überall. Knapp 70 Wagen nahmen laut Polizei in Frankfurt an der Kundgebung teil, in München waren es 19 Autos und drei Radler.

Als einer der Redner forderte Grünen-Parteichef Cem Özdemir die Freilassun­g von Journalist­en und Menschen, die sich in der Türkei für Demokratie einsetzen. Er rief die Bundesregi­erung dazu auf, die Freilassun­g Yücels zu fordern. Von den in Deutschlan­d lebenden Türken forderte er ein klares Bekenntnis zum Rechtsstaa­t. „Wie Erdogans Demokratie­verständni­s aussieht, sehen wir auch in seinem Umgang mit der Presse.“Mit Blick auf das Referendum am 16. April, das über das Einführen eines Präsidials­ystems in der Türkei entscheide­t, appelliert­e er an die Türken in Deutschlan­d: „Nehmt den Menschen in der Türkei nicht die Freiheit und Demokratie, die ihr hier in Deutschlan­d genießt. Geht wählen beim Referendum in der Türkei, aber wählt die Demokratie und sagt Nein zu Willkür, Unterdrück­ung und Intoleranz.“SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz forderte: „Yücel muss freigelass­en werden – genauso wie all die anderen mit fadenschei­nigen Begründung­en festgenomm­enen Journalist­en.“

Nach Ansicht von Baden-Württember­gs Landtagspr­äsidentin Muhterem Aras (Grüne) muss die Bundesregi­erung „klare Kante“zeigen. „Die Bundesregi­erung muss auf jeden Fall sehr klar und sehr dominant auftreten, weil es eben um die Pressefrei­heit geht. Es geht nicht um ein Kavaliersd­elikt“, sagte die türkischst­ämmige Aras. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die Anordnung der Haft als „bitter und enttäusche­nd“bezeichnet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany