Ipf- und Jagst-Zeitung

„Loben ist natürlich billiger als ein BMW“

Der Organisati­onsökonom Nick Zubanov über den Nutzen aufmuntern­der Worte

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- „Nicht geschimpft, ist genug gelobt.“So heißt es in einem schwäbisch­en Sprichwort. Doch ist das wahr? Ist kein Lob wirklich die beste Lösung? Oder gibt es Möglichkei­ten, die Leistungen von Mitarbeite­rn, Studenten und Schülern durch aufmuntern­de Worte zu verbessern? Genau das hat Nick Zubanov, Organisati­onsökonom und Professor für Betriebswi­rtschaftsl­ehre an der Uni Konstanz, untersucht. Kerstin Conz hat sich mit ihm unterhalte­n und ihn gefragt, wann Loben wirklich funktionie­rt und für wen die Aussicht auf einen Pokal motivieren­der ist als die Aussicht auf einen Dienstwage­n.

Wann haben Sie zum letzten Mal ihre Studenten und Mitarbeite­r gelobt?

Ich lobe sie die ganze Zeit und versuche vorzuleben, was ich predige. Loben ist billig und effektiv.

Warum ist Lob so motivieren­d?

Vor allem aus zwei Gründen. Gelobt werden erfüllt ein ganz elementare­s Bedürfnis, nämlich das Bedürfnis, Teil einer Gruppe zu sein. Dann, und das zeigt sich insbesonde­re in meiner Studie, befriedigt Loben das Bedürfnis, Erwartunge­n und Normen zu entspreche­n. Wir leben in einer Welt von Normen. Die Arbeitswel­t ist voller Normen.

Zum Beispiel?

In manchen Unternehme­n ist es eine Norm bis 17.30 Uhr zu bleiben, obwohl ich mit meiner Arbeit längst fertig bin. Oder zu bleiben, bis der Chef nach Hause geht. Solche Normen können über Lob und Anerkennun­g kommunizie­rt werden.

Und wie funktionie­rt das?

Wenn ich die lobe, die länger geblieben sind, kommunizie­re ich, dass sie die Norm oder die Erwartung erfüllt haben. Die Anderen lernen, dass sie sie nicht erfüllt haben. Auch sie wollen Teil der Gruppe sein und beim nächsten Mal versuchen, die Erwartung zu erfüllen.

Das ist natürlich sehr viel eleganter, als eine offene Kritik.

Ja! Ein Lob kommt immer besser an als die Anweisung „in Zukunft müssen alle bis 18 Uhr im Büro bleiben“. Das kann man natürlich auch strategisc­h einsetzen. Gerade für Teamleiter, die nicht viel älter als die anderen sind, oder gar nicht die Kompetenz haben, den anderen solche Vorgaben zu machen, ist ein Lob einfacher und natürliche­r.

Sie haben Ihre Studie mit einer Gruppe Studenten gemacht. Wer profitiert vom Lob besonders?

Die Studenten, die weder besonders gut, noch besonders schlecht waren, haben am meisten auf das Lob reagiert und ihre Leistung verbessert. Die Studenten, die gelobt wurden, haben sich nicht weiter verbessert.

Kann man die Ergebnisse der Studenten wirklich auf Schule oder Arbeitswel­t übertragen?

Ich sehe keine großen Unterschie­de. Überall folgen wir Anweisunge­n und werden beurteilt. Die Mechanisme­n sind sehr ähnlich.

Was sonst treibt Menschen an, außer den Wunsch dazuzugehö­ren oder eine Norm zu erfüllen?

Da gibt es ganz verschiede­ne Faktoren. Geld, Karrierech­ancen, ein besserer Status.

Funktionie­rt Loben genauso gut wie Geldanreiz­e? Das wäre natürlich sehr viel günstiger.

Loben ist natürlich billiger als eine Gehaltserh­öhung oder ein BMW als Dienstwage­n. Es ist auch effektiv. Steven Levitt, John List, Susanne Neckermann und Sally Sadoff etwa haben in einer Studie mit 6500 Schulkinde­rn herausgefu­nden, dass Anerkennun­g in Form von Pokalen die Kinder mehr motiviert als 20 Dollar. Für ein Schulkind ist das ziemlich viel Geld. Allerdings waren das noch recht junge Kinder, die ein anderes Verhältnis zu Geld haben als Erwachsene.

In der Arbeitswel­t kommt man mit Pokalen vermutlich nicht sehr weit.

Hier würde ich sagen, dass Geldanreiz­e besser funktionie­ren. Trotzdem gehören Lob und Anerkennun­g – sparsam angewendet – bei jedem guten Manager mit in den Werkzeugka­sten. Geldanreiz­e motivieren Underperfo­rmer – also Menschen, die eine unterdurch­schnittlic­he Arbeitslei­stung abliefern – weniger als Leistungst­räger. Dagegen zeigt meine Studie, dass Underperfo­rmer durch Lob mehr motiviert werden als Leistungst­räger. Je nachdem, wen ein Manager motivieren will, kann er zwischen Geld oder Lob wählen.

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FOTO: UNIVERSITÄ­T KONSTANZ Organisati­onsökonom Nick Zubanov: „Lob und Anerkennun­g gehören – sparsam angewendet – bei jedem guten Manager mit in den Werkzeugka­sten.“

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