Euro-Austritt: Röhlinger fordern „Röxit“
Das grobgünstige Narrengericht des Wildes Heeres der RöSeNa hat geurteilt
- Es hat wieder getagt: das grobgünstige Narrengericht des Wildes Heeres der RöSeNa. Sieben Angeklagte mussten sich in diesem Jahr stellen, waren am Ende aber wie immer chancenlos und wurden aufs Allerschwerste bestraft. Mit einer Ausnahme.
Oberster Richter Wolfgang vom Russenbuckel (Wolfgang Wagner) und Chefankläger Peter der Treuherzige (Peter Bauer) knöpften sich die Delinquenten vor, denen am Dienstag Verteidiger Ludewig von der Schmiede (Ludwig Kurz) zur Seite stand.
Seit dem Aufstellen des Narrenbaums hatte man in Röhlingen gerätselt und gegrübelt. Wer muss in diesem Jahr dran glauben? Welche Tunichtgute stecken hinter den sieben Anklagesymbolen, die am Baum befestigt worden waren. Das Geheimnis wurde jetzt gelüftet.
„Dagobert Duck und sein Goldtaler“: Das Symbol stand für Markus Schumpf, Regionalleiter der VRBank in Röhlingen. Er sei nicht nur „der gerissenste Banker der Welt“. Nein, Schumpf und diese ganze „VRBank-Mafia“habe auch die Abschaffung der Zinsen zu verantworten, so das Gericht. Der Ankläger propagierte als einzige Lösung den „Röxit“, den sofortigen Austritt Röhlingens aus dem Euro-Raum. Als Ersatz solle der Sechtataler in der Gemeinde eingeführt werden. Der Verteidiger machte zart darauf aufmerksam, dass es derzeit auch außerhalb Röhlingens keine Zinsen gebe. Wobei... die Einführung des Sechtatalers fand auch der Verteidiger ziemlich gut. Sogar Banker Schumpf konnte sich dafür erwärmen. Dieses Ranwanzen nützte Schumpf selbstverständlich nichts. Er wurde, wie zu erwarten war, voll umfänglich schuldig gesprochen und dazu verurteilt, den kommenden Weltspartag (30. Oktober) in Röhlingen wieder richtig zu zelebrieren und vor allem junge Sparer mit Spielzeug und anderen Geschenken zu belohnen. Andernfalls müsse Schumpf für die Guthaben der erwachsenen Sparer mindestens drei, eher vier Prozent Zinsen locker machen.
Drei Mädels stellen die heile Röhlinger Welt auf den Kopf
Die rote Schleife am Narrenbaum war für den eigentlich sehr beliebten Arzt Dr. Max Gebhard angebracht worden. Gebhard sei in Wirklichkeit ein „Spion“, der Daten aus der Spenderdatei des Roten Kreuzes für eigene Zwecke verwendet haben soll, erklärte Richter Wolfgang vom Russenbuckel im Brustton der Überzeugung. Auf diese Weise habe sich der Doc entweder einen Überblick über das Röhlinger Erbgut verschaffen wollen oder aber er plane die Eröffnung eines Bordells in der Rötlenmühle. Da in der DRKBlutspenderdatei, zumindest laut Auffassung des Gerichts, ja auch Angaben über sexuelle Vorlieben gespeichtert seien. Verteidiger von der Schmiede hob die Qualitäten des Arztes hervor und wies darauf hin, das dessen Wartezimmer „immer voll“sei. Gebhard selbst zeigte sich geschockt, dass er in seinem hohen Alter noch vor das grobgünstige Narrengericht gezerrt werde und man ihm eine solche Schandtat zutraue. Doch es nützte nichts. Auch er wurde für schuldig befunden und muss nun einen kostenlosen Erste-Hilfe-Kurs in Röhlingen abhalten.
Danach mussten sich Amelie Grundler, Laura Rieger und Pauline Müller dem gnadenlosen Gericht stellen. Ihr Vergehen: Sie wollten angeblich „die ganze Welt auf den Kopf stellen“. Nicht nur, dass die drei Mädels im vergangenen Jahr zum 1. Mai ihren angebeteten Jungs einen Maien gesteckt hatten. Nein. Sie hatten diesen Baum weder selbst geschlagen, noch selbst angeliefert, noch auf dem Dach platziert. Der Maien wurde stattdessen einfach vor der jeweiligen Haustür abgestellt. Das geht ja gar nicht. Dafür wurde als Strafe eine Kiste Schaumwein fällig
Und dann gab’s da ja noch das „Schnitzel-Zitrone-Bank“-Täfelchen. Es galt Alois Brenner. Ihm wurde vorgehalten, dass es seit drei Jahren keine Schnitzelbank bei der Prunksitzung der RöSeNa gebe. Dabei werde doch ausgerechnet ihm, dem Friseur, laufend bestes Material dafür frei Haus geliefert. Der Verteidiger widersprach vehement. Es fehlten für eine ausführliche Schnitzelbank die Informanten. Und tatsächlich: Das Gericht ließ am Ende Gnade walten. Brenner wurde, auch aufgrund seiner vielen Verdienste, freigesprochen.
„Der Totengräber des Röhlinger Wirtschaftslebens“
Ein Marktstand, daneben ein schimpfendes Männlein? Dieses Symbol am Narrenbaum hatte sich Thomas Steidle von der Ellwanger Stadtverwaltung verdient. Steidle sei der „Totengräber des Röhlinger Wirtschaftslebens“und eigentlich sogar noch schlimmer als Erdogan. Seine Missetat: Er soll dafür verantwortlich sein, dass 2016 der Killinger Weihnachtsmarkt zeitgleich mit dem Weihnachtsmarkt in Ellwangen stattgefunden hatte. Und noch schlimmer: Steidle habe höchstpersönlich dafür gesorgt, dass danach über den Killinger Markt nichts in der Presse zu lesen war. Die Verteidigung versuchte an diesem Punkt doch tatsächlich – in einem äußerst durchsichtigen, wie fragwürdigen Manöver – den Schwarzen Peter der Presse zuzuschieben. Steidle selbst drückte indes auf die Tränendrüse. Sein Job sei einfach zu stressig; da passierten schon mal Fehler. Das ging als Entschuldigung natürlich nicht durch. Das Urteil für Steidle: schuldig. Er muss bei der nächsten Gewerbeausstellung in Röhlingen einen eigenen Marktstand betreiben, an dem er Röhlinger Produkte zugunsten der Renovierung der Kirche verkauft.