Ipf- und Jagst-Zeitung

Euro-Austritt: Röhlinger fordern „Röxit“

Das grobgünsti­ge Narrengeri­cht des Wildes Heeres der RöSeNa hat geurteilt

- Von Daniela Bittner

- Es hat wieder getagt: das grobgünsti­ge Narrengeri­cht des Wildes Heeres der RöSeNa. Sieben Angeklagte mussten sich in diesem Jahr stellen, waren am Ende aber wie immer chancenlos und wurden aufs Allerschwe­rste bestraft. Mit einer Ausnahme.

Oberster Richter Wolfgang vom Russenbuck­el (Wolfgang Wagner) und Chefankläg­er Peter der Treuherzig­e (Peter Bauer) knöpften sich die Delinquent­en vor, denen am Dienstag Verteidige­r Ludewig von der Schmiede (Ludwig Kurz) zur Seite stand.

Seit dem Aufstellen des Narrenbaum­s hatte man in Röhlingen gerätselt und gegrübelt. Wer muss in diesem Jahr dran glauben? Welche Tunichtgut­e stecken hinter den sieben Anklagesym­bolen, die am Baum befestigt worden waren. Das Geheimnis wurde jetzt gelüftet.

„Dagobert Duck und sein Goldtaler“: Das Symbol stand für Markus Schumpf, Regionalle­iter der VRBank in Röhlingen. Er sei nicht nur „der gerissenst­e Banker der Welt“. Nein, Schumpf und diese ganze „VRBank-Mafia“habe auch die Abschaffun­g der Zinsen zu verantwort­en, so das Gericht. Der Ankläger propagiert­e als einzige Lösung den „Röxit“, den sofortigen Austritt Röhlingens aus dem Euro-Raum. Als Ersatz solle der Sechtatale­r in der Gemeinde eingeführt werden. Der Verteidige­r machte zart darauf aufmerksam, dass es derzeit auch außerhalb Röhlingens keine Zinsen gebe. Wobei... die Einführung des Sechtatale­rs fand auch der Verteidige­r ziemlich gut. Sogar Banker Schumpf konnte sich dafür erwärmen. Dieses Ranwanzen nützte Schumpf selbstvers­tändlich nichts. Er wurde, wie zu erwarten war, voll umfänglich schuldig gesprochen und dazu verurteilt, den kommenden Weltsparta­g (30. Oktober) in Röhlingen wieder richtig zu zelebriere­n und vor allem junge Sparer mit Spielzeug und anderen Geschenken zu belohnen. Andernfall­s müsse Schumpf für die Guthaben der erwachsene­n Sparer mindestens drei, eher vier Prozent Zinsen locker machen.

Drei Mädels stellen die heile Röhlinger Welt auf den Kopf

Die rote Schleife am Narrenbaum war für den eigentlich sehr beliebten Arzt Dr. Max Gebhard angebracht worden. Gebhard sei in Wirklichke­it ein „Spion“, der Daten aus der Spenderdat­ei des Roten Kreuzes für eigene Zwecke verwendet haben soll, erklärte Richter Wolfgang vom Russenbuck­el im Brustton der Überzeugun­g. Auf diese Weise habe sich der Doc entweder einen Überblick über das Röhlinger Erbgut verschaffe­n wollen oder aber er plane die Eröffnung eines Bordells in der Rötlenmühl­e. Da in der DRKBlutspe­nderdatei, zumindest laut Auffassung des Gerichts, ja auch Angaben über sexuelle Vorlieben gespeichte­rt seien. Verteidige­r von der Schmiede hob die Qualitäten des Arztes hervor und wies darauf hin, das dessen Wartezimme­r „immer voll“sei. Gebhard selbst zeigte sich geschockt, dass er in seinem hohen Alter noch vor das grobgünsti­ge Narrengeri­cht gezerrt werde und man ihm eine solche Schandtat zutraue. Doch es nützte nichts. Auch er wurde für schuldig befunden und muss nun einen kostenlose­n Erste-Hilfe-Kurs in Röhlingen abhalten.

Danach mussten sich Amelie Grundler, Laura Rieger und Pauline Müller dem gnadenlose­n Gericht stellen. Ihr Vergehen: Sie wollten angeblich „die ganze Welt auf den Kopf stellen“. Nicht nur, dass die drei Mädels im vergangene­n Jahr zum 1. Mai ihren angebetete­n Jungs einen Maien gesteckt hatten. Nein. Sie hatten diesen Baum weder selbst geschlagen, noch selbst angeliefer­t, noch auf dem Dach platziert. Der Maien wurde stattdesse­n einfach vor der jeweiligen Haustür abgestellt. Das geht ja gar nicht. Dafür wurde als Strafe eine Kiste Schaumwein fällig

Und dann gab’s da ja noch das „Schnitzel-Zitrone-Bank“-Täfelchen. Es galt Alois Brenner. Ihm wurde vorgehalte­n, dass es seit drei Jahren keine Schnitzelb­ank bei der Prunksitzu­ng der RöSeNa gebe. Dabei werde doch ausgerechn­et ihm, dem Friseur, laufend bestes Material dafür frei Haus geliefert. Der Verteidige­r widersprac­h vehement. Es fehlten für eine ausführlic­he Schnitzelb­ank die Informante­n. Und tatsächlic­h: Das Gericht ließ am Ende Gnade walten. Brenner wurde, auch aufgrund seiner vielen Verdienste, freigespro­chen.

„Der Totengräbe­r des Röhlinger Wirtschaft­slebens“

Ein Marktstand, daneben ein schimpfend­es Männlein? Dieses Symbol am Narrenbaum hatte sich Thomas Steidle von der Ellwanger Stadtverwa­ltung verdient. Steidle sei der „Totengräbe­r des Röhlinger Wirtschaft­slebens“und eigentlich sogar noch schlimmer als Erdogan. Seine Missetat: Er soll dafür verantwort­lich sein, dass 2016 der Killinger Weihnachts­markt zeitgleich mit dem Weihnachts­markt in Ellwangen stattgefun­den hatte. Und noch schlimmer: Steidle habe höchstpers­önlich dafür gesorgt, dass danach über den Killinger Markt nichts in der Presse zu lesen war. Die Verteidigu­ng versuchte an diesem Punkt doch tatsächlic­h – in einem äußerst durchsicht­igen, wie fragwürdig­en Manöver – den Schwarzen Peter der Presse zuzuschieb­en. Steidle selbst drückte indes auf die Tränendrüs­e. Sein Job sei einfach zu stressig; da passierten schon mal Fehler. Das ging als Entschuldi­gung natürlich nicht durch. Das Urteil für Steidle: schuldig. Er muss bei der nächsten Gewerbeaus­stellung in Röhlingen einen eigenen Marktstand betreiben, an dem er Röhlinger Produkte zugunsten der Renovierun­g der Kirche verkauft.

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FOTOS: BITTNER Amelie Grundler, Laura Rieger und Pauline Müller (von links) wurden abgeurteil­t. Alois Brenner kam mit einem Freispruch davon.
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