Bye, bye Biergarten
Arbeiter räumen den Platz – Erlebnisgastronomie Barfüßer aus Ulm kann kommen – Vertrag unter Dach und Fach?
- Das Ende des Stadtbiergartens in der Helferstraße ist besiegelt. Am Dienstagmorgen haben Arbeiter begonnen, dort den Strom stillzulegen sowie die Schirme abzubauen. Ab Mittwoch wird Kurt Gläss, Inhaber des gleichnamigen Garten- und Landschaftsbaubetriebs, den Biergarten komplett zurückbauen. Somit ist in wenigen Tagen der Weg frei für den geplanten Neubau der Erlebnisgastronomie Barfüßer in Ulm (wir berichteten).
Wer noch einen letzten Blick auf den Stadtbiergarten werfen möchte, muss sich beeilen. Denn Ende der Woche wird von ihm nicht mehr viel zu sehen sein. Bis dahin will Kurt Gläss mit den dortigen Abräumarbeiten fertig sein. Alle Bäume und Sträucher werden ebenso wie die roten Sandsteine entfernt und abtransportiert, sagt er im Gespräch mit den „Aalener Nachrichten“. Bei dem Gedanken daran blute ihm das Herz.
Die Idee, im Rahmen der Sommeraktion des Innenstadtvereins Aalen City aktiv im Jahr 2002 hier einen Stadtbiergarten anzulegen, stamme von ihm. Da der Spritzenhausplatz aufgrund der Erweiterung des Modehauses Saturn Herrenmode für die Aktion Aalen City blüht damals gesperrt war, musste ein alternativer Standort gefunden werden, erinnert sich Gläss. Die brachliegende Fläche in der Helferstraße, die mit Brennesseln zugewachsen war und als Mülldeponie missbraucht wurde, habe sich geradezu angeboten, um hier ein Kleinod entstehen zu lassen.
Aus einmaliger Aktion sind 14 Jahre geworden
Gläss erinnert sich noch gut an die Arbeiten, im Zuge derer der Biergarten einen Meter unter dem Niveau der Fußgängerzone angelegt wurde. Aufgehübscht wurde er mit zahlreichen Blumen, Bäumen und Sträuchern. Als Leihgabe von der Stadt Aalen wurden auch acht Kastanienbäume gepflanzt, die allerdings nach einem Jahr wieder entfernt wurden, blickt Gläss zurück. Denn schließlich sollte der Stadtbiergarten ja nur für die Dauer der Sommeraktion bestehen bleiben. Doch daraus sind schließlich 14 Jahre geworden.
Mitte September vergangenen Jahres haben die Betreiber Uta Reich und Oliver Reich-Graß das Kleinod in der City geschlossen. Und mit ihm die nebenan liegende „Essbar“. Gespräche mit dem Brauerei- und Gastronomie-Unternehmen Barfüßer in Ulm sind auf der Zielgeraden.
Der Investor wird das gesamte Areal inklusive des denkmalgeschützten Gebäudes, in dem einst der türkische Schneider Kartal Veysel seine Dienste angeboten hat, erwerben. Auf dem Areal möchte Barfüßer eine Brauereigaststätte verwirklichen. Zudem sollen an dem Standort Wohnungen für Studenten entstehen.
Wann es mit dem Neubau hier losgehen soll, ist noch unklar. Jetzt geht es erst einmal an die Abräumarbeiten, die für Gläss mit viel Wehmut verbunden seien. Die roten Sandsteine will er erst einmal bei sich lagern. Diese seien zu wertvoll, um sie einfach wegzuwerfen. Auch Bäume wie Kugelahorn, Feldahorn, Hainbuche oder Kastanie werden nicht entsorgt, sondern in Gläss’ Betrieb transportiert. Das Konzept, das Barfüßer auf dem Areal verwirklichen möchte, findet der Aalener gut. Doch der Stadtbiergarten werde nicht nur ihm fehlen.