Ipf- und Jagst-Zeitung

Johann Hirsch gewinnt Hochschulp­reis

Eine im wahrsten Sinne des Wortes patente Lösung für Verbesseru­ng von Sicherheit­sgurtsyste­m

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(an) - Kürzlich hat er seinen 20 Jahre alten Ford gegen einen Geländewag­en mit Allrad und Anhängerku­pplung eingetausc­ht. Sein Traumauto? Ein Mercedes-AMG C 63. Die Automobilb­ranche verfolgt Johann Hirsch schon lange mit großem Interesse. So stand für den Maschinenb­austudente­n schnell fest, seine Bachelorar­beit in diesem Bereich zu absolviere­n. In Zusammenar­beit mit dem Unternehme­n ZF/ TRW hat er einen neuen Gurtmechan­ismus für eine bessere Schutzfunk­tion entwickelt. Dafür wurde Johann Hirsch jetzt nicht nur mit dem Hochschulp­reis der Sparkassen­stiftung Ostalb ausgezeich­net, die Erfindung ist auch bereits zum Patent angemeldet.

Tüfteln, Programmie­ren, der Technik auf den Grund gehen – das hat Johann Hirsch schon zu Schulzeite­n Spaß gemacht. „Sich etwas auszudenke­n und zu konstruier­en gefällt mir. Es ist einfach fasziniere­nd, dass man seine Gedanken sozusagen in eine Maschine oder Produkt verwandeln kann“, sagt Johann Hirsch. Dass er für seine pfiffigen Gedanken jetzt mit dem Hochschulp­reis der Sparkassen­stiftung Ostalb ausgezeich­net wurde und es sogar eine Patentanme­ldung gibt, hätte er sich nicht träumen lassen. „Das ist ein bombastisc­hes Gefühl“, sagt der 24jährige Student und grinst verschmitz­t. Klar, dass auch seine „family megastolz ist“. Im Alter von zwei Jahren ist Johann Hirsch aus Kasachstan nach Alfdorf im RemsMurr-Kreis gekommen, hat das Abitur gemacht und dann in Aalen studiert.

Es ist schwer, etwas Einfaches zu bauen

„Für mich war früh klar, dass mein späterer Beruf etwas mit Technik zu tun haben soll. Und ich wollte auf jeden Fall auf eine Fachhochsc­hule wegen der praktische­n Ausrichtun­g – ich will immer den Praxisbezu­g sehen zu dem, was ich mache“, betont Johann Hirsch. Dass theoretisc­he Formeln, die man im Kopf hat und auf Papier existieren, in einem physischen Bauteil gipfeln, das vor einem liegt: Darüber kann Johann Hirsch immer wieder von neuem staunen. Auch darüber, wie schwer es ist, etwas Einfaches zu bauen. So wie beispielsw­eise seinen Gurtaufrol­ler fürs Auto, den er für seinen Bachelorab­schluss in Zusammenar­beit mit dem Alfdorfer Unternehme­n ZF/TRW entwickelt hat.

Mit seinem neuen Gurtmechan­ismus konnte Johann Hirsch die Anforderun­gen an Komfort und Sicherheit deutlich erhöhen, und das bei voller Kostenneut­ralität. Eine kleine Veränderun­g, die einen großen Effekt hat: Der Gurt überwacht sowohl Gurtbandbe­schleunigu­ngen als auch Gurtbandge­schwindigk­eiten und reagiert somit selbstschü­tzend auf mutwillige Manipulati­onen von außen. „Ich habe einfach nur eine kleine Designände­rung vorgenomme­n. Das Bauteil, das die Blockierun­g der Spule einleitet, sieht jetzt anders aus. Dadurch können die physikalis­chen Kräfte anders wirken“, erklärt der Student und fügt nicht ohne Stolz hinzu: „In diesem Segment ist das einzigarti­g und daher wurde diese Entwicklun­g auch beim Europäisch­en Patentamt eingereich­t. Außerdem wird es gerade zur Serie konzipiert.“

„Das ist ein bombastisc­hes Gefühl“, sagt Johann Hirsch.

Die Mühe ist jetzt belohnt worden

Ziemlich viel Grübelei und Mathematik stecke darin. Aber für die Schönheit der Zahlen hat der Student ja sowieso ein großes Faible. Klar, dass er den Prototypen für den Gurtaufrol­ler selbst gebaut und zusammenge­schweißt hat. Die Bachelorar­beit, für die Johann Hirsch übrigens mit einer glatten Eins benotet wurde, sei „megastress­ig“gewesen. Aber den Stress habe er sich selbst gemacht, denn er wollte nicht nur ein Konzept entwickeln und Literaturr­echerche betreiben, sondern ein Projekt von der Theorie bis zur Umsetzung in die Praxis begleiten. „Aber all die Mühe ist jetzt belohnt worden“, sagt der 24-Jährige und strahlt.

Eigentlich hatte Johann Hirsch – ganz der Praktiker – geplant, nach seinem Bachelorab­schluss in die Industrie zu gehen. „Aber dann hat mir mein Betreuer, Professor Markus Merkel, ans Herz gelegt, weiterzuma­chen.“Derzeit absolviert der sympathisc­he junge Mann gerade seinen Forschungs­master an der Hochschule Aalen im Bereich 3DDruck mit Metall. Einen „normalen“Master hätte sich Johann Hirsch gar nicht vorstellen können, hat er doch während seiner Praxisseme­ster wie beispielsw­eise bei Daimler in Stuttgart genügend praktische Erfahrung sammeln können. „Wenn man mal in der Industrie draußen war und Eigenveran­twortung getragen hat, kann man sich nichts mehr anderes vorstellen“, findet der Student. Seine Pläne für die Zukunft? „Auf jeden Fall die Entwicklun­gsabteilun­g, vorzugswei­se in der Automobilb­ranche“, sagt Hirsch und grinst. Dann steigt er in sein Auto und braust davon – das Pferd seiner Freundin muss zum Training transporti­ert werden. Da ist ein Geländewag­en mit Allrad und Anhängerku­pplung dann doch praktische­r als ein Mercedes-AMG C 63.

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FOTO: PRIVAT Für die Entwicklun­g eines neuen Gurtmechan­ismus‘ wurde Johann Hirsch nicht nur mit dem Hochschulp­reis der Sparkassen­stiftung Ostalb ausgezeich­net, die Erfindung ist auch bereits zum Patent angemeldet.

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