Die Messlatte liegt niedrig
Donald Trump hat vor beiden Kammern des USKongresses die bisher beste Rede seiner Präsidentschaft gehalten. Was daran liegt, dass es nach den fahrigen, aggressiven, teils bizarren Auftritten seiner ersten Wochen im Amt rhetorisch kaum noch bergab gehen konnte.
Ausnahmsweise hat der schrille Milliardär darauf verzichtet, die Medien als seinen Lieblingsfeind an den Pranger zu stellen. Über weite Strecken klang er kaum anders, als mancher republikanische Vorgänger im Weißen Haus. Ein konservativer Politiker, der konservative Leitlinien skizziert. Nicht der zornige Rebell, der bereit ist, Sprengsätze ins Staatsgebäude zu schleudern, um es zum Einsturz zu bringen.
Für einen Donald Trump ist das schon viel. Dass er diesmal auf Schockwirkung weitgehend verzichtete, hat ihm vergleichsweise gute Stilnoten eingetragen. Das zeigt jedoch nur, wie niedrig die Messlatte liegt. Als ob man schon froh sein müsste, wenn der Populist auf seine populistischsten Töne verzichtet. In der Substanz, um die es eigentlich gehen sollte, wenn ein US-Präsident im Parlament erscheint, um seinen Fahrplan fürs kommende Jahr vorzustellen, hat der Meister der Selbstinszenierung nicht mehr geboten als verbalen Nebel.
Nach welcher Arithmetik die Rechnung aufgehen soll – eine Erklärung dafür ist er schuldig geblieben.