Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Messlatte liegt niedrig

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Donald Trump hat vor beiden Kammern des USKongress­es die bisher beste Rede seiner Präsidents­chaft gehalten. Was daran liegt, dass es nach den fahrigen, aggressive­n, teils bizarren Auftritten seiner ersten Wochen im Amt rhetorisch kaum noch bergab gehen konnte.

Ausnahmswe­ise hat der schrille Milliardär darauf verzichtet, die Medien als seinen Lieblingsf­eind an den Pranger zu stellen. Über weite Strecken klang er kaum anders, als mancher republikan­ische Vorgänger im Weißen Haus. Ein konservati­ver Politiker, der konservati­ve Leitlinien skizziert. Nicht der zornige Rebell, der bereit ist, Sprengsätz­e ins Staatsgebä­ude zu schleudern, um es zum Einsturz zu bringen.

Für einen Donald Trump ist das schon viel. Dass er diesmal auf Schockwirk­ung weitgehend verzichtet­e, hat ihm vergleichs­weise gute Stilnoten eingetrage­n. Das zeigt jedoch nur, wie niedrig die Messlatte liegt. Als ob man schon froh sein müsste, wenn der Populist auf seine populistis­chsten Töne verzichtet. In der Substanz, um die es eigentlich gehen sollte, wenn ein US-Präsident im Parlament erscheint, um seinen Fahrplan fürs kommende Jahr vorzustell­en, hat der Meister der Selbstinsz­enierung nicht mehr geboten als verbalen Nebel.

Nach welcher Arithmetik die Rechnung aufgehen soll – eine Erklärung dafür ist er schuldig geblieben.

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