Ipf- und Jagst-Zeitung

Wenn die Party vorbei ist

The Menzingers brechen auf in eine neue Lebensphas­e

- Von Daniel Drescher

- „Eins bleibt immer gleich, nach dem Feuerwerk wird aufgeräumt“, wie ein weiser Mann namens Casper einmal gerappt hat. Auch die britischen Indierocke­r von Bloc Party widmeten sich auf „A Weekend in The City“dem Exzess und dem Kater danach. The Menzingers ziehen den Kreis noch etwas weiter: „After The Party“reflektier­t das Älterwerde­n, das Erwachsenw­erden – und wie man sich trotz aller Konvention­en, die das Leben mit sich bringt, seine Individual­ität bewahrt.

Was The Menzingers ausmacht, ist die Kombinatio­n aus Melodien, die man nicht mehr abschüttel­n kann, und Texten, die prägnant und slogan-artig und zugleich tiefsinnig sind. „Waiting For Your Life to Start then You Die / Was Your Heart Beating in The First Place?“ist zum Beispiel so eine Textzeile, die sich in „House on Fire“findet. Ein Song als Memento Mori, als Mahnung, nicht zu zögern und abzuwarten. Das ist die Story auf „After The Party“. Gleich im Opener „Tellin’ Lies“, wo sich die Frage stellt: Wo wirst du jetzt hingehen, wo deine 20er vorbei sind?

Das Leben als Roadtrip

Wachstumss­chmerz ist etwas, womit sich viele Bands auseinande­rsetzen, aber Greg Barnett und Tom May (die Stimmen der Band) packen es in Texte, die einfach gut erzählt sind. Das wird besonders auch in „Your Wild Years“deutlich. Die Rückkehr in ein Kinderzimm­er, eingelager­te Erinnerung­en, die Zeit, die vergeht. Und irgendwie ist das Leben immer wie ein langer Roadtrip, daher auch eine Referenz zu Jack Kerouac in „Lookers“.

Daneben finden sich auch viele religiöse Anspielung­en, am offensicht­lichsten in „Bad Catholics“, das vom Wiedersehe­n mit einer verflossen­en Liebe bei einem Kirchenpic­knick handelt. Ebenso in „Boy Blue“, wo es heißt „No Empty Seats in Eternity“. Aber auch in „Black Mass“: Da erzählen The Menzingers vom Aus einer Liebe und dem Traualtar als Ort des Opfers – massig Interpreta­tionsspiel­raum. Am Ende der Platte steht aber die Erkenntnis: „After The Party, It’s Me And You“. Aus dem egoistisch­en Ich der 20er wird das Wir, das Verantwort­ung für einen anderen Menschen übernimmt. Ein tröstliche­r Gedanke.

Und dann ist „After The Party“eben auch noch ein Album, das zwar fast schon poppige Melodien hat („Charlie’s Army“), aber eben auch immer den Distortion-Hammer schwingt, bevor es zu nett wird. Mit dem Album „On The Impossible Past“hatte die Band 2010 einen modernen Klassiker abgeliefer­t. Songs wie „Burn After Writing“brannten sich nachhaltig ins musikalisc­he Herz und Hirn ein, kein schwacher Song auf diesem Album. „After The Party“kann neben dieser Platte bestehen und überflügel­t seinen mäßigen Vorgänger „Rented World“von 2013 deutlich.

Seinen Platz in den Bestenlist­en der Punkrock-Szene dürfte „After The Party“jedenfalls schon sicher haben.

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