Gut versorgt ins Alter
Zum Artikel „Parteien gestehen Fehler ein“(23.2.):
Da geht einem doch der Hut hoch: Im Hauruckverfahren und ohne dass das Wahlvolk etwas davon mitbekommen soll, peitschen unsere Landtagsabgeordneten ein Gesetz durch, das deren Altersversorgung ändert. Zurück zur staatlichen Altersversorgung, ohne selbst etwas dafür einzubezahlen. 2008 hatte man das aus gutem Grund aufgegeben und dafür die Diäten um ein Drittel erhöht, damit die Abgeordneten sich angemessen absichern können.
Nun, da es schwieriger wird, eine gute Rendite fürs Alter zu erwirtschaften, fällt unseren pfiffigen Abgeordneten ein, wie man dieses Dilemma löst. Man bietet „optional“an, wieder in die staatliche Altersversorgung wechseln zu können. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Wenn es legal und „renditestark“ist, werden es alle tun. Und die dafür extra erhöhten Diäten bleiben natürlich oben. Das ist ja klar. Die Konsequenz ist eine deutliche Erhöhung der finanziellen Belastung, die die Bürgerinnen und Bürger zu tragen haben. Wer finanziert dies also? Wir alle! Und vorzugsweise die junge Generation, die durch Wegfall von Arbeitsplätzen und wegen des Horrorszenarios Industrie 4.0 sowieso schon keine allzu gute Prognose hat. Und plötzlich hören wir das Lied „Abgeordnete machen keinen Durchschnittsjob“– hoppla, da wird mit hohem Arbeitsaufwand und hoher Belastung argumentiert. Andererseits das korrekt. Es gibt jedoch ein großes Aber: Wenn die Arbeit so fordernd ist, wie kann man dann als Abgeordneter noch einen Vollzeitjob nebenher haben? Denken Sie nur an den ehemaligen Landtagsabgeordneten Peter Schneider. Auch er hat sich natürlich „voll für sein Amt eingebracht“. Allerdings war er daneben noch Präsident des Sparkassenverbandes. Als Nebenjob? Wohl kaum.
Zugegeben, das ist ein mir zufällig bekanntes Einzelbeispiel, man wird bei entsprechender Suche sicher weitere solche Beispiele finden. Daher, liebe Abgeordnete, bitte aufhören mit der Argumentation der hohen Arbeitsbelastung und Verantwortung. Wer neben der Tätigkeit als Abgeordneter noch einen Vollzeitjob ausüben kann, ist offensichtlich als Abgeordneter nicht voll ausgelastet. Dennoch meine Herrschaften im Landtag: Ihr sollt für eure Arbeit angemessen alimentiert werden, keine Frage. Aber bitte nicht zu unseren Lasten, sondern das alles hat mit Augenmaß zu geschehen.
Und könnte es nicht sein, dass ein Teil des Lohnes dafür, für Land und Bürger da zu sein, auch die Ehre ist, sich für das Wohl aller einsetzen zu dürfen? Oder denke ich da zu altruistisch? Damit will ich jedoch sagen, man solle sich im Hause des badenwürttembergischen Landtages nicht an der Maßlosigkeit von Spitzenmanagern, Fußballspielern und Rennfahrern orientieren, sondern man könnte auch an Bernhard von Clairvaux denken, der sagte: „Stehe an der Spitze, um zu dienen“? Und dienen steht hier nicht synonym für verdienen. Und vor allem nicht auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger, die man zuvor für dumm verkauft hat! Klaus Häußermann, Laupheim