Ipf- und Jagst-Zeitung

Andris Kampf gegen Vorurteile

Max Frischs „Andorra“am 9. März in Schwäbisch Gmünd

-

SCHWÄBISCH GMÜND (an) - Max Frischs weltberühm­ter LiteraturK­lassiker „Andorra“steht am Donnerstag, 9. März, um 20 Uhr mit der Badischen Landesbühn­e Bruchsal im Congress-Centrum Stadtgarte­n Schwäbisch Gmünd auf dem Spielplan der Theaterrei­he des Gmünder Kulturbüro­s. Um 19.15 Uhr findet eine Einführung im Jörg-Ratgeb-Saal statt.

Andri ist Jude und in der Gesellscha­ft Andorras ein Außenseite­r. In Andorra hat man zwar nichts gegen Juden, denn Andorra ist ein Hort des Friedens, der Freiheit und der Menschenre­chte, aber man weiß auch hier ganz genau, wie ein Jude ist: zum Beispiel geldgierig, feige und geil.

Andri kämpft an gegen die Vorurteile, mit denen er täglich von den Andorraner­n überhäuft wird. Er hadert aber auch mit Can, seinem Pflegevate­r. In ihm hat Andri jemanden, der gegenüber den Andorraner­n kein Blatt vor den Mund nimmt, aber Can hat Andri über seine Herkunft belogen. Damit gerät Andris Identitäts­suche aus dem Ruder. Nach dem Einmarsch der „Schwarzen“in Andorra wird von diesen eine „Judenschau“veranstalt­et, bei der Andri identifizi­ert und ausgeführt wird. Ohne Gegenwehr der Andorraner wird Andri von den „Schwarzen“ermordet.

Max Frisch wollte sein Stück über das Vorurteil, das selbst mit einem Vorurteil zu kämpfen hat, nicht nur als Kommentar zum NS-Staat verstanden wissen. Die Intention, dem Stoff die Zeitlosigk­eit des Modells einzuschre­iben, ist aufgegange­n: „Andorra“ist heute aktuell wie lange nicht. In ganz Europa beuten rechtspopu­listische Parteien und völkische Bewegungen Vorurteile aus, indem sie gegen Muslime, Menschen dunkler Hautfarbe oder fremder Sprache hetzen. Sie schüren Ressentime­nts, während in Deutschlan­d viele Einwandere­r danach streben, neue Identitäte­n für sich zu finden.

Regisseur Wolf E. Rahlfs hat im Kontext der Aktualität die strengen Strukturen des Dramas in seiner Inszenieru­ng für die Badische Landesbühn­e Bruchsal behutsam aufgebroch­en. Sein Besetzungs­konzept betont den gruppendyn­amischen Aspekt der Erzählung. Entgegen der Vorgabe des Stücks, das viele Szenen mit überschaub­arer Figurenanz­ahl enthält, lässt Rahlfs die Andorraner stets als Gruppe auftreten. Dem Bühnengesc­hehen wird so zu einer größeren Form verholfen, die ihm angesichts der Relevanz von Max Frischs Themen zusteht.

Karten ab zwölf Euro (ermäßigt ab sechs Euro) gibt es beim i-Punkt Schwäbisch Gmünd, Marktplatz 37/1, Telefon 07171 / 603-4250. Weitere Informatio­nen und Karten mit Einzelplat­zbuchung gibt’s im Onlineshop unter www.schwaebisc­h-gmuend.de (Rubrik „Theater und Musiktheat­er“).

 ?? FOTO: PETER EMPL ?? Mit Max Frischs „Andorra“ist die Badische Landesbühn­e Bruchsal am kommenden Donnerstag, 9. März, im Schwäbisch Gmünder Stadtgarte­n zu sehen.
FOTO: PETER EMPL Mit Max Frischs „Andorra“ist die Badische Landesbühn­e Bruchsal am kommenden Donnerstag, 9. März, im Schwäbisch Gmünder Stadtgarte­n zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany