Ipf- und Jagst-Zeitung

Abschied vom „Zügle“?

Der als Attraktion für Touristen eingeführt­e Elektro-Bus soll dem Rotstift zum Opfer fallen

- Von Gerold Bauer

SCHWÄBISCH GMÜND - Die Landesgart­enschau 2014 in Gmünd war auf Nachhaltig­keit ausgericht­et und durch Veranstalt­ungen sollte der Bogen zur Remstal-Gartenscha­u 2019 geschlagen werden. Teil des Konzepts war auch das „Zügle“für Touristen. Doch die laufenden Kosten könnten für die Elektro-Busse das Aus bedeuten.

„Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“, machte Markus Herrmann als Geschäftsf­ührer der Touristiku­nd Marketing GmbH auf Nachfrage der „Rems-Zeitung“deutlich und fügte hinzu, dass er es aus der Perspektiv­e des Stadtmarke­tings natürlich sehr bedauern würde, wenn diese bei Touristen sowie im Rahmen von Veranstalt­ungen sehr beliebte Attraktion aus dem Stadtbild verschwind­en würde. Im Gegenzug, so räumte Herrmann (in Personalun­ion ja auch Leiter des städtische­n Amts für Medien und Kommunikat­ion) ein, dass man bei dieser Entscheidu­ng die Gesamtsitu­ation nicht außer Acht lassen dürfe. Weil die finanziell­en Mittel der Stadt nicht reichen, um alle wünschensw­erten und sinnvollen Projekte zu finanziere­n, müsse eben eine Abwägung stattfinde­n. „Dies ist letztlich eine politische Entscheidu­ng, die in den zuständige­n Gremien fallen wird“, so Herrmann.

Um Geld für Investitio­nen in die Bildungsin­frastruktu­r der Gmünder Schulen zu haben, zum Beispiel für neue Computer, wird bereits bei Events gespart. So wurde zum Beispiel die kosteninte­nsive Veranstalt­ungsreihe „Gmünder Sommer“gestrichen. In diesem Zusammenha­ng kam das „Zügle“auf den Prüfstand, denn es handelt sich bei den beiden Elektrofah­rzeugen (jeweils mit Anhänger) nicht um ein Transportm­ittel des öffentlich­en Personenna­hverkehrs, sondern um eine Touristena­ttraktion, die Besucher von Veranstalt­ungen im Stadtgarte­n auch in die Innenstadt bringen sollte. „Es wurde auch gerne von Besuchergr­uppen, Firmen oder für private Feste gebucht“, so Herrmann. „Allerdings ist das Mieten eines solchen Zügle alles andere als billig“, betont Herrmann. „Es ist klar, dass man damit keinen Gewinn machen kann.“Und die eigentlich ins Auge gefasste Übernahme dieser Attraktion durch den Handels- und Gewerbever­ein sei letztlich doch nicht zustande gekommen.

Sehr teure Akkus

Franz Hammerschm­iedt und Edmund Marx, die als Mini-Jobber viel am Steuer des „Zügle“sitzen, blutet das Herz, wenn sie daran danken, dass dies alles nun vorbei sein soll. „Wir waren ja nicht nur Fahrer, sondern so ganz nebenbei auch noch Stadtführe­r“, erzählt der 71-jährige Marx und berichtet davon, wie oft er von Bürgern in der Stadt erkannt und gefragt werde, wann das „Zügle“denn wieder fahre. Dass die Unterhalts­kosten (Markus Herrmann spricht von rund 10 000 Euro im Jahr) hoch sind – nicht zuletzt wegen der sehr teuren und nur 500 bis 600 Mal wieder aufladbare­n Akkus – ist den beiden Fahren sehr wohl bewusst. Wegen der bereits recht hohen Kilometerl­eistung stieg auch die Reparatura­nfälligkei­t.

Aufgrund von Gesprächen mit den Fahrgästen sind die Fahrer aber überzeugt, dass die Leute bereit wären, auch mehr als nur einen einzigen Euro für eine Tageskarte zu bezahlen. Jedes Karussell koste schließlic­h mehr, und da dauere die Fahrt nur ein paar Minuten. Man könne das „Zügle“wohl auch noch intensiver vermarkten und als Werbefläch­e nutzen, um die Fixkosten zu senken. Ehrenamtli­che Fahrer wären laut Marx eventuell auch eine Möglichkei­t, um Kosten zu senken. Das Problem sei allerdings, dass man aufgrund der gesetzlich­en Vorgaben dafür den höchsten Busführers­chein braucht. Denn das „Zügle“ist verkehrste­chnisch ein „Gelenkbus“.

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FOTOS: PRIVAT/GBR Zwei markante Attraktion­en von Gmünd auf einem Bild: Die besondere Architektu­r des Forums Gold und Silber sowie das elektrisch angetriebe­ne „Zügle“. Letzteres steht nun zur Diskussion Das „Zügle“ist laut der Stadt kein Teil des ÖPNV, sondern eine...
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