Ipf- und Jagst-Zeitung

Neue Vorwürfe gegen Martin Schulz

SPD-Kanzlerkan­didat soll im EU-Parlament versucht haben, widerrecht­lich Mitarbeite­r zu befördern

- Von Ansgar Haase und Tim Braune

(dpa) - Seit gut fünf Wochen arbeitet sich die Union an Martin Schulz ab. Der SPD-Kanzlerkan­didat rede nur schön und gerecht daher, biete aber keine Inhalte, sagen CDU-Politiker. Doch die Angriffe in Berlin verpufften.

In Brüssel sind seine politische­n Gegner nun dabei, die Ära Schulz auszuleuch­ten. Er war von 2012 bis Anfang 2017 Präsident des EU-Parlaments. Europäisch­e Unionsleut­e legten Dossiers an, darin tauchten sogar Lieblingsr­estaurants und Speisekart­en des 61-Jährigen auf.

Jetzt kommen allerdings Informatio­nen ans Tageslicht, die unangenehm­er sind als enthüllte Leibspeise­n. Aus einer Antwort der Parlaments­verwaltung an den von der CDU-Politikeri­n Inge Gräßle geführten Haushaltsk­ontrollaus­schuss geht hervor, dass Schulz 2015 Beförderun­gsbeschlüs­se unterschri­eb, die nicht den Hausregeln entsprache­n. Mit den als Präsidente­nbeschluss verfassten Entscheidu­ngen sollte festgelegt werden, dass Mitarbeite­r nach ihrem Ausscheide­n aus dem Team von Schulz lukrative Dienstgrad­e behalten. Pikant ist aber vor allem: Schulz ließ es zu, dass die Beförderun­gsbeschlüs­se von einem Mitarbeite­r formuliert wurden, der selbst davon profitiert­e hätte. Aus dem Schulz-Lager heißt es, der damalige Präsident habe guten Glaubens nur unterschri­eben, was ihm sein Rechtsbera­ter (ein Beamter mit CDU-Parteibuch) vorgelegt habe.

Die Parlaments­verwaltung verweist darauf, dass die rechtswidr­igen Beschlüsse nie umgesetzt worden seien. Die betroffene­n Mitarbeite­r bekamen schließlic­h erst im Dezember 2015 eine Beförderun­g – die Angaben aus der Volksvertr­etung zufolge deutlich unattrakti­ver ausfiel als die zunächst vorgesehen­e.

Auf den ersten Blick dürfte die Geschichte kein kriegsents­cheidender Grund sein, der den wahlkämpfe­nden Schulz in der Gunst der Bevölkerun­g zurückwirf­t. Bei der SPD ist von einem „Verwaltung­sversäumni­s“die Rede, das die Union aus politische­n Motiven Schulz anheften wolle. Ein SPD-Sprecher in Berlin sagte auf Anfrage: „Die Antworten der Verwaltung des Europäisch­en Parlaments zeigen, dass die Vorwürfe gegen Martin Schulz haltlos sind.“

Misslich bleibt die Sache trotzdem. Auch die EU-Anti-Korruption­sbehörde Olaf schaut sich die Vorgänge an. Schulz tritt im Wahlkampf als Saubermann an. Er punktet bislang als Kleine-Leute-Versteher, der jeden Feuerwehrm­ann und wütenden Arbeitslos­en ansprechen kann.

 ?? FOTO: DPA ?? SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz steht in der Kritik.
FOTO: DPA SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz steht in der Kritik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany