Wenn ein ganzes Museum umziehen muss
Von Hammerstadt geht’s nach Fachsenfeld – Neues „Sammelsurium“öffnet im Frühjahr 2018 seine Pforten
- Noch steht die „Ardie NE 125“aus dem Jahr 1948 im „Sammelsurium“in Hammerstadt. Sie ist das erste Stück für die Ausstellung gewesen, die Petra und Klaus Wunderle vor zwölf Jahren in dem Gebäude auf dem Gelände der Firma Telenot eröffnet haben. Nach dem Museumsfest Ende Juli zieht der Oldtimer auf zwei Rädern allerdings um und mit ihm weitere Tausende Exponate. Ihre neue Heimat werden die Raritäten aus längst vergessenen Zeiten in dem Neubau in Fachsenfeld finden.
Für Filmstudios oder Staatstheater wäre das „Sammelsurium“auf der Suche nach Requisiten eine wahre Fundgrube. Seit 2005 präsentieren Klaus und Petra Wunderle hier auf drei Stockwerken nostalgische Schätze von A wie Auto bis Z wie Zuckerdose und lassen mit ihrer privaten Museumswelt andere an der Reise in die Vergangenheit teilhaben.
Da das Gebäude mit 1100 Quadratmetern Ausstellungsfläche allerdings zu klein wurde, haben sich die Wunderles dazu entschlossen, im Gewerbegebiet Mittelfeld 3 hinter dem Netto in der Reinhard-Koenig-Straße in Fachsenfeld neu zu bauen. Die Arbeiten dafür haben am 26. Januar vergangenen Jahres begonnen, blickt Klaus Wunderle zurück und erinnert sich auch an viele Widrigkeiten, die sich im Vorfeld und im Zuge des Baus ergeben haben. So ließen Änderungen bei den Grundstücksverhältnissen eine fast fertige Planung kippen und auch so manche Schwierigkeit während des Bauverlaufs wie Frostschäden im Gebäude hatten das Ehepaar gelegentlich zum Zweifeln gebracht.
Über 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche
Doch all diese Probleme haben die Wunderles gemeistert. Der 50 Meter lange und 28 Meter breite Rohbau in Fachsenfeld, der von seiner Optik her an ein altes Fabrikgebäude erinnert, steht. Im Frühjahr 2018 soll hier das neue „Sammelsurium“, bei dem noch der Innenausbau und Arbeiten an der Fassade anstehen, seine Pforten öffnen. Mit einer Ausstellungsfläche von mehr als 3000 Quadratmetern ist das aus versetzten Halbebenen bestehende Gebäude dreimal so groß wie das jetzige Museum in Hammerstadt. Es bietet insofern Platz für weitere und neue Exponate, um der Generation von Smartphone und iPad nahezubringen, wie es einst war, und bei Älteren mittels Reise in die Vergangenheit die Erinnerung wachzurufen. Zu den neuen Ausstellungsstücken gehören etwa nostalgische Gegenstände oder Geräte ehemaliger Firmen aus der Region, sagt Klaus Wunderle und denkt etwa an die Union-Werke, die Seilerei Hiermaier oder eine ehemalige Aalener Glasknopffabrik, deren Namen er bislang noch nicht ausfindig machen konnte. Denn viele Exponate bringen Privatleute zu ihm oder werden von den Wunderles per Zufall entdeckt. Denn was für die einen Krempel ist, den es zu entsorgen gilt, sind für das Ehepaar Schätze, die sie für die nachfolgenden Generationen erhalten möchten.
Mit dem Neubau in Fachsenfeld werden auch viele Exponate in die alte Heimat zurückkehren, darunter viele Stücke aus dem Fachsenfelder Schloss wie etwa der letzte VW Käfer, den Baron Reinhard von Koenig gefahren hat, ein alter Hanomag (eine alte Traktorenmarke) oder ein nostalgischer Schlepper, sagt Klaus Wunderle. Ein Höhepunkt wird auch ein Planetarium sein, das einst in Hamburg ausgestellt gewesen ist.
Das 13. Museumsfest am 29. und 30. Juli wird noch in Hammerstadt stattfinden. Dann geht es ans Eingemachte. Ein ganzes Museum umzuziehen, ist für die Wunderles ein wahrer Kraftakt, bei dem sie von zahlreichen Helfern unterstützt werden. Oldtimer auf zwei und vier Rädern, die noch fahrtüchtig sind, werden peu à peu nach Fachsenfeld gekarrt, andere auf dem Hänger transportiert. Größere Stücke wie die mechanische Werkstatt der Aalener Firma Karl Traumüller, das selbst spielende Klavier, die Pianola, oder das Original Walzen Orchestrion aus dem Jahr 1908 – das Lieblingsstück von Petra Wunderle – im Hänger oder Umzugswagen zu verstauen, ist schon aufwendig. Doch all die unzählbaren kleinen Exponate wie Bügeleisen, Kassen aus dem TanteEmma-Laden, Wahlscheibentelefone, Tassen, Kinderspielzeug und und und in Kisten zu verpacken, werde mehrere Wochen dauern, erklärt Petra Wunderle, die mit ihrem Mann schon einen Schlachtplan für den Umzug erarbeitet hat.
Traum von einer nostalgischen Spielhölle wird Wirklichkeit
Noch mehr Arbeit steht dann allerdings im Neubau beim Einräumen an. „Jedes Stück hat bereits jetzt schon seinen Platz, an den es hinkommt“, sagt sie bei einem Rundgang durch das Gebäude. Im Untergeschoss werden etwa eine Autowerkstatt, Traktoren, eine nostalgische Scheune und ein alter Pistenbully zu sehen sein, den der TSV Dewangen dem Museum gestiftet habe. „Den Raum haben wir bewusst so hoch gestaltet, weil es immer noch der Traum meines Mannes ist, hier einen alten Lastwagen zu platzieren“, schmunzelt Wunderle. Im Erdgeschoss sollen Zweiräder, Autos und Ultraleichtflugzeuge präsentiert werden, im ersten Obergeschoss hingegen zahlreiche Messgeräte und Werkstätten wie eine Schusterei. Hier wird auch das Planetarium auf einem Podest platziert. Auf allen Ebenen wird es, so Petra Wunderle, abgetrennte Bereiche geben, um den schnuckeligen Charakter zu erhalten. Die zahlreichen Musikinstrumente und Nähmaschinen werden im zweiten Obergeschoss zu sehen sein. Hier werden auch das nostalgische Schlaf- und Wohnzimmer sowie die Waschküche eingerichtet. „Einen kleinen Platz hat sich hier auch mein Mann reserviert, um eine Art Spielhölle mit alten Automaten einzurichten“, erzählt sie.
Die Sammelleidenschaft wird das Ehepaar nicht aufgeben. So viel stehe fest. Aber was, wenn auch der Neubau in Fachsenfeld einmal zu klein wird? „Dort anzubauen, haben wir nicht vor“, sagt Klaus Wunderle, der ebenso wie seine Frau Petra allerdings froh ist, dass die drei Kinder ihr Hobby teilen und das Museum irgendwann in eigener Regie weiterführen werden.
„Jedes Stück hat jetzt schon seinen Platz, an den es hinkommt“, sagt Petra Wunderle.
Seit Bestehen des Museums feiern die Wunderles jedes Jahr ihr Museumsfest. In diesem Jahr findet es am 29. und 30. Juli zum letzten Mal in Hammerstadt statt. 2018 wird dann in Fachsenfeld gefeiert. Das „Sammelsurium“hat keine festen Öffnungszeiten, der Eintritt ist frei. Führungen können ganzjährig nach Absprachen gebucht werden. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 07361 / 946517 oder 07366 / 9230693 oder unter www.sammelsurium-museum.de