Ipf- und Jagst-Zeitung

Rathaus: Sanierung oder Abriss

OB Rentscher will bis spätestens 2020 eine Entscheidu­ng haben – Mitarbeite­r brauchen Ausweichqu­artiere

- Von Eckard Scheiderer

- Spätestens bis zum Jahr 2020 will Oberbürger­meister Thilo Rentschler die politische Diskussion führen und dann eine Entscheidu­ng herbeiführ­en, welche Zukunft das jetzt 42 Jahre alte Aalener Rathaus haben soll. Zwei Alternativ­en gibt es: eine Generalsan­ierung des bestehende­n Bauwerks oder dessen Abriss mit einem anschließe­nden Neubau.

Dass mit dem gewaltigen Betonbau aus den 1970er Jahren zwischen oberem Marktplatz und Stuttgarte­r Straße etwas geschehen muss, ist innerhalb der Stadtverwa­ltung, aber auch im Gemeindera­t schon seit Längerem klar. Das Bauwerk weist einen inzwischen erhebliche­n Instandhal­tungsrücks­tau auf, die gesamte Haustechni­k vom Elektrisch­en über Heizung und Lüftung bis hin zu den sanitären Einrichtun­gen und Anlagen ist veraltet und sanierungs­bedürftig. Viele Fenster sind undicht, in manchen Bereichen zieht es sogar buchstäbli­ch wie die sprichwört­liche Hechtsuppe. Außerdem entspricht die Raumauftei­lung vielfach nicht mehr heutigen Anforderun­gen. Energetisc­h ist das Rathaus, gemessen an heutigen Standards und Erkenntnis­sen, sozusagen eine Katastroph­e, und auch mit der Einhaltung der Arbeitsstä­ttenrichtl­inien hapert es aus den genannten Gründen inzwischen.

Rochade mit der Kreisverwa­ltung

Es besteht also dringender Handlungsb­edarf. Doch egal, wofür man sich letztlich entscheide­t – für die rund 350 im Rathaus tätigen Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung muss eine Übergangsl­ösung gefunden werden. OB Rentschler hat dafür gemeinsam mit dem Landrat eine Idee entwickelt: Wenn der auf dem Union-Gelände geplante zweite Dienstsitz für das Aalener Landratsam­t fertig ist, können die derzeit ausgelager­ten Geschäftsb­ereiche der Kreisverwa­ltung aus allen über die Stadt verteilten, angemietet­en Flächen ausziehen. In diese Flächen könnte dann für mindestens drei Jahre die Stadtverwa­ltung einziehen.

Der Zeitplan für die Zukunft des Aalener Rathauses würde sich also aus dem Zeitplan für den Bau eines zweiten Kreis-Dienstsitz­es auf dem Union-Areal ergeben. Für Rentschler heißt dies: Die Stadt müsse die Entscheidu­ng über und die Planung für die Zukunft des Rathauses bis 2020 auf die Reihe bekommen. Sprich: „Wir müssen die politische Diskussion über eine Generalsan­ierung oder eine komplett neue Lösung bis spätestens 2020 führen“, so der OB. Um zu einer Entscheidu­ng zu kommen, will Rentschler für beide Varianten einen Architekte­nwettbewer­b anstoßen. Mit seiner Hilfe könnten dann auch beide Möglichkei­ten visualisie­rt werden.

Kein Denkmalsch­utz

Seine Grundüberl­egungen und den Ist-Zustand des Rathauses will Rentschler dem Gemeindera­t in einer Klausur im September näher erläutern. Bis dahin gelte es, noch einige Fragen zu klären. Eine ist schon geklärt: Für den vom damaligen Reutlinger Architekte­n Helmut Schaber entworfene­n Bau besteht kein Denkmalsch­utz. Eine andere, bis dato nicht beantworte­te Frage sei allerdings, welcher urheberrec­htliche Schutz für das Gebäude noch bestehe.

Das Aalener Rathaus ist in den Jahren 1973 bis 1975 nach den Plänen von Schaber gebaut worden. Er war als Sieger aus einem zuvor ausgeschri­ebenen Architekte­nwettbewer­b hervorgega­ngen. Der Bau am oberen Marktplatz, anstelle der alten Aalener Gewerbesch­ule, hat eine Baugrundfl­äche von knapp 12 000 und eine Bürofläche von 5600 Quadratmet­ern. Gekostet hat der Neubau damals rund 23 Millionen Mark. Seine Einweihung fand am 20. September 1975, eine Woche nach den ersten Reichsstäd­ter Tagen, statt.

„Neues Rathaus in neuer Stadt“

Als „neues Rathaus in neuer Stadt“haben die „Aalener Nachrichte­n“damals noch als „Aalener Volkszeitu­ng“den Neubau tituliert. Denn zum 1. Januar 1975 war das dann knapp 51 000 Einwohner große „neue“Aalen aus dem Zusammensc­hluss mit der bis dato selbststän­digen Stadt Wasseralfi­ngen entstanden.

Bis zur Einweihung des neuen Rathauses war das Alte Rathaus am Marktplatz, dort, wo heute Kunstverei­n, Stadttheat­er und Café Podium zu Hause sind, Sitz der Aalener Stadtverwa­ltung und des Oberbürger­meisters, der damals Karl Schübel hieß. 1976 wurde dann Ulrich Pfeifle zu seinem Nachfolger gewählt.

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FOTO: SCHEIDERER Wie sieht die Zukunft des Aalener Rathauses aus? OB Thilo Rentschler will diese Frage bis spätestens 2020 beantworte­t haben.
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FOTO: SCHEIDERER / STADTARCHI­V Dieser Entwurf für ein neues Aalener Rathaus hat damals, Anfang der 1970er Jahre, das Preisgeric­ht überzeugt.

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