„Bin stolz, dass wir das geschafft haben“
Firma Holzbau Weber startet nach dem verheerenden Großbrand wieder voll durch
- Mit der offiziellen Einweihung und rund 200 Gästen am Freitagabend geht die Firma Holzbau Weber wieder in die Vollen. Noch vor knapp zwei Jahren, am 30. Juni 2015, schien sie am Ende zu sein, nachdem die Firmengebäude bei einem verheerenden Großbrand bis auf einen kleinen Rest niedergebrannt waren. Dank des unbändigen Überlebenswillens der Unternehmerfamilie Weber und der ganzen Belegschaft war das Schadensfeuer jedoch nicht der Schlussakkord, sondern der Beginn von etwas Neuem. Denn schon 14 Tage später ging es, wie seinerzeit ausführlich berichtet, in einer Ausweichhalle in Neresheim weiter.
Berthold Weber sitzt in seinem Büro, lässt den Blick über die nagelneue Produktionshalle schweifen und sinniert: „Ich kann es manchmal gar nicht glauben, was wir geschafft haben. Aber innerlich bin ich schon stolz, weil wir das alles selber geschaffen haben.“Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn Weber fertigte innerhalb von acht Wochen am Reißbrett selbst die Skizzen und entwarf exakt den Neubau, der auf die Bedürfnisse der Firma zugeschnitten ist.
Brand setzt alles auf Null
Dass er das machen konnte, begründet Weber so: „Für mich hat nach dem Brand die Welt neu begonnen. Alles, was davor war, will ich nicht mehr wissen. Ich habe es verdrängt und beschäftige mich nicht mehr damit.“So ganz ist es ihm jedoch nicht gelungen: Seit jenem verheerenden Dienstag im Juni, als ein scheinbar harmloser Funkenflug einen verheerenden Brand auslöste, Millionenschaden verursachte und einen Großeinsatz der Feuerwehr, der Polizei und der Rettungsorganisationen nach sich zog, kann Weber kein Feuerwerk mehr sehen.
Einen Moment dachte er nach der Brandkatastrophe: „Jetzt ist alles aus“, erzählt er. Aber dann habe er sich geschworen: „So gehe ich nicht von dieser Welt. Ich muss hier meine Spuren hinterlassen.“Vor allem aber wollte er seinem Sohn Martin etwas übergeben können, denn der hat den Beruf des Zimmermanns erlernt – und übrigens vor wenigen Tagen erfolgreich die Meisterprüfung abgelegt – mit dem Ziel, eines Tages den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Berthold Weber: „Auch deswegen sollte nicht alles für die Katz' gewesen sein, was ich bisher aufgebaut hatte.“Der gebürtige Ebnater war 1979 als typisches Ein-Mann-Unternehmen in der Garage gestartet, beim Brand vor zwei Jahren hatte er zwölf Beschäftigte.
Mit seiner Frau Daniela und seinem Sohn, die ihm in den schweren Tagen danach eine große Stütze waren, war er sich einig, dass es jetzt galt, die Kräfte zu bündeln und den Blick nach vorne zu richten. Welche Energieleistung ihn trieb, zeigt sich daran, dass Berthold Weber bereits darüber nachdachte, wie es weitergehen könnte, während sein Betrieb in Ebnat langsam in Schutt und Asche fiel. Noch am gleichen Abend fuhr er aufs hintere Härtsfeld nach Neresheim, weil er wusste, dass dort im Industriegebiet „Riegel“die Halle der früheren Zimmerei Gold leer stand. Glücklicher Umstand: Dort sollte zwar die Zimmerei Strauss neuer Besitzer werden, aber der Notarvertrag war noch nicht unterzeichnet. Tanja und Holger Strauss stellten Weber die Halle zur Verfügung – und gut zwei Wochen nach dem Brand in Ebnat konnte es in Neresheim weitergehen. Für Weber war dies allerdings auch eine logistische Herausforderung, denn gleichzeitig baute er in den nächsten zehn Monaten in Ebnat alles wieder auf.
Neubau gegen Feuer gewappnet
Auf dem 6000 Quadratmeter großen Areal waren nur drei Garagen stehen geblieben, alles andere wurde dem Erdboden gleich gemacht und neu gemacht. Die alte Produktionshalle war 70 Meter lang, die neue ist zwei Meter länger, wirkt aber viel größer, weil sie höher ist. Neu erstellt wurden auch die Fahrzeugund Lagerhalle samt Schlosserei und Späneturm. Sichergestellt ist jetzt, sagt Weber, dass ein Funkenflug nicht mehr derart verheerende Folgen haben kann wie Mitte 2015, weil zum einen in den Rohren Löschanlagen eingebaut sind. Und weil es sich zum anderen nun um voneinander getrennte Gebäude handelt, so dass im Falle einer Katastrophe nicht alles niederbrennen würde. Um die drei Garagen herum ist ein Anbau mit Büros sowie Sozialund Ausstellungsräumen entstanden.
Wichtig war Weber, der nach eigenen Worten ansonsten ein strenger Chef ist, dass sich seine Mitarbeiter in der Halle wohlfühlen. Deswegen hat sie eine blaue Fassade, die Nordseite besteht aus einer Glasfront bis zum Boden, die jederzeit den Blick nach draußen erlaubt. Man soll sehen können, wie das Wetter ist und was draußen los ist. Weber: „Auf dem Bau lebt man intensiver mit dem Wetter. Das ist jeden Tag wichtig.“
Die Firma Holzbau Weber biete eine breite Palette an Dienstleistungen an von Holzhäusern in Holzständerbauweise und in Massivholzmauer über Carports, Wintergärten und Hallenbau bis zu Dachsanierungen, Dachdeckungen und Balkonen oder Hauseingangsüberdachungen. Das Einzugsgebiet reicht von der Ostalb bis in die Landeshauptstadt. Mit dem Neustart denkt Weber bereits an die Nachfolge: Ab dem nächsten Jahr, schwebt ihm vor, soll sein Sohn Martin in seine Fußstapfen treten und schrittweise den Betrieb übernehmen, aus dem sich der Senior ebenso sukzessive zurückziehen will. Wichtige Stütze bleibt dabei Daniela Weber, die nicht nur als Chefin der Buchhaltung tatkräftig daran beteiligt war, dass das Unternehmen wieder aufgebaut wurde, sondern dann auch den Übergang mit managen wird.