Grabungsarbeiten? Fehlanzeige!
Kommunikationsproblem: Provisorischer Schotterparkplatz ist seit Montag gesperrt – Archäologen rücken allerdings erst am 22. März an
- Der Schotterparkplatz an der Ecke Stuttgarter Straße/BischofFischer-Straße, den die Stadt im Zuge der Sperrung der Rathaus-Tiefgarage als provisorische Parkfläche mit 40 Plätzen angelegt hat, ist seit Montag gesperrt. Wegen Grabungsarbeiten. Doch von solchen ist hier bislang nichts zu sehen. Mit den Arbeiten will das Landesamt für Denkmalpflege auch erst am 22. März loslegen. Doch warum wird der Platz dann schon eineinhalb Wochen vorher gesperrt?, fragen sich viele Bürger, die bis zu den Grabungen hier noch locker ihr Auto hätten abstellen können.
Es habe ein Kommunikationsproblem zwischen dem zuständigen Amt der Stadt Aalen und dem Landesamt für Denkmalpflege gegeben, heißt es aus dem Rathaus. Allerdings habe es sich nach der Klärung des Missverständnisses nicht mehr gelohnt, die provisorische Parkfläche für die wenigen Tage bis zum tatsächlichen Beginn der Grabungsarbeiten nochmals fürs Parken freizugeben.
Die Grabungen auf dem Gelände sind notwendig. Denn die Chance, hier auf römische Funde zu stoßen, sei groß, sagt der Archäologe Christian Bollacher, der beim Regierungspräsidium Stuttgart für die Denkmalpflege zuständig ist. Schließlich liege die Fläche mitten im so genannten „vicus“des ehemaligen Reiterkastells Aalen und stehe somit unter Unesco-Welterbe-Schutz. Das römische Wort bezeichnet ein sogenanntes ziviles Lagerdorf. Ein solches habe sich bei allen römischen Militärlagern angesiegelt.
Das Kastell bestand in den Jahren etwa von 150 bis 260 nach Christus und befand sich auf dem heutigen Gelände des Sankt-Johann-Friedhofs und des Limesmuseums. Das Lagerdorf erstreckte sich vor allem südlich und östlich des Kastells, sagt Bollacher. In südlicher Richtung bis über die Aal, in östlicher Richtung bis etwa zur heutigen Bischof-FischerStraße.
Da das Gebiet seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert überbaut worden sei, wisse man nur wenig über das Lagerdorf. Allerdings sei es nicht ausgeschlossen, auf dem Schotterparkplatz archäologische Funde zu machen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil das Landesamt für Denkmalpflege vor über drei Jahren bereits bei Grabungen in der Gartenstraße auf dem Gelände gegenüber der Freien Tankstelle (früher Tankstelle Lehmann), wo heute das Hotel Estilo steht, fündig geworden sei, sagt Bollacher.
Nach Abschluss der Arbeiten kann auf dem Gelände gebaut werden
Gegen 8.30 Uhr werden am kommenden Dienstag die Grabungen auf dem Schotterparkplatz beginnen, auf dem die Aalener Wohnungsbau nach Abschluss der Arbeiten ein Wohn- und Geschäftshaus errichten möchte. „Den Palast von Caracalla werden wir nicht finden“, scherzt Bollacher. Allerdings sei es möglich, Reste von Kellern oder Brunnen zu entdecken, die dann geborgen werden.