Kopf hoch, Narzisst
Besitzen Sie einen Handystick? Dann sind Sie ein Narzisst und müssen zum Arzt. Das legt zumindest eine Studie nahe über die Millennials, jene Generation der zwischen 1981 und 1998 geborenen, die erstmals mit Smartphone, Tablet und Facebook groß geworden sind. Der Studie nach besteht ein klarer Zusammenhang zwischen dem Narzissmus-Level der Millennials und ihrer Nutzung von Selfies, Social Media und Apps wie Lieferheld oder Streaming-Anbieter wie Netflix. Die deutschen Millennials sind 13 Prozent narzisstischer veranlagt als ältere Generationen. Ihr Handy ist ihnen so wichtig, dass 44 Prozent lieber einen Monat kein Frühstück zu sich nehmen würden, als das Smartphone abzugeben. Und: 28 Prozent würden sogar eher einen Monat auf Sex verzichten als auf ihr Handy.
Was allerdings Sinn macht, ist der Austausch von Zärtlichkeiten mit einem Smartphone ein unersetzliches Vergnügen. Vergleichen Sie doch mal die spröde Haut Ihres (in diesem Fall männlichen) Partners mit dem anschmiegsamen Display. Deshalb poliert der Narzisst auch so liebevoll mit feinem Tuch über die glatte Fläche, beseitigt jede Unreinheit, damit sich das Antlitz makellos im Glas spiegelt. Viele Millennials kleiden ihr Smartphone regelmäßig neu ein, mal in bunte Gewänder, mal in Leder, mit Reißverschluss oder Schlaufe. Und auf die Frage aller Fragen würden Spracherkennungen wie Siri oder Alexa antworten: „Ja, ich will.“Eine ähnlich innige Beziehung hat der Narzisst allein zu seinem Badezimmerspiegel. Bleibt nur eines: Warum lassen Narzissten eigentlich den ganzen Tag den Kopf hängen? (dg) untermstrich@schwaebische.de