Ipf- und Jagst-Zeitung

Vor der eigenen Haustür kehren

- Von Jochen Schlosser j.schlosser@schwaebisc­he.de

Donald Trump ist ein Experte in Sachen Fake News. Jede Nachricht, die ihm missfällt, wird von ihm als erfunden abgekanzel­t. Dabei schreckt der US-Präsident nicht davor zurück, selbst Unwahrheit­en zu verkünden. Im Wortsinn nicht zu glauben ist die Tatsache, dass ein Spitzenpol­itiker die Existenz des menschenge­machten Klimawande­ls leugnet. Trump tut dies und setzt in Sachen Energie auf Kohle und Öl. Der Mann ist so fossil wie die Brennstoff­e seiner Wahl.

Die Tatsache, dass zuletzt beim Treffen der G20-Finanzmini­ster in Baden-Baden die Ablaufzeit für Kohle-Subvention­en genauso aus der Abschlusse­rklärung gestrichen wurde wie ein Verweis auf die Klimaziele von Paris, stimmt bedenklich – und ist vor allem den USA geschuldet.

Dennoch mutet es skurril an, wenn sich Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel nun in Berlin als Mahner präsentier­t. Natürlich hat er recht, dass nur internatio­nale Zusammenar­beit im Kampf gegen den Klimawande­l hilft. Natürlich ist es gut, dass die Regierung Experten aus aller Welt einlädt. Wenn aber am selben Tag vom nationalen Umweltbund­esamt verkündet wird, dass der Ausstoß von Treibhausg­asen in Deutschlan­d 2016 angestiege­n ist, wirken Gabriels Worte peinlich.

Schuld an der Zunahme war übrigens vor allem der Verkehrsse­ktor – und den kann eine Bundesregi­erung durchaus steuern. Jedoch ist vor allem die Lkw-Maut so niedrig, dass eine Verlagerun­g auf die klimafreun­dliche Schiene sich nicht rechnet. Viele Entscheidu­ngen der Koalition fielen zugunsten der alten Industrie aus, viel zu lange auch beim Emissionsh­andel. Die Zertifikat­e, mit denen sich Klimasünde­r quasi freikaufen konnten, waren schlicht zu billig.

Dabei ließe sich auch mit dem Wandel Geld verdienen. In Berlin wurde am Montag eine Studie vorgestell­t, die zum Schluss kommt, dass die Energiewen­de das Wachstum weltweit ankurbeln und bis 2050 sechs Millionen Arbeitsplä­tze schaffen könnte. Über Trump zu schimpfen, ist richtig. Vor der eigenen Haustür zu kehren, wäre aber auch nicht schlecht.

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