Ipf- und Jagst-Zeitung

2016 – das wärmste Jahr seit 1880

Klimawande­l bietet Anlass zu großer Sorge – Gabriel fordert Bekenntnis der G20-Länder

- Von Karin Geupel und unseren Agenturen

- Mehr als 1200 Minister und Experten aus 93 Ländern trafen sich am Montag auf Einladung der Bundesregi­erung in Berlin zu einer Energiewen­de-Konferenz. Angesichts des Widerstand­s der USA und der neuen Statistik der Vereinten Nationen – 2016 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnu­ngen im Jahr 1880 – forderte Sigmar Gabriel (SPD) ein Bekenntnis der G20-Staaten zum Klima-schutz. Die Ergebnisse der Pariser Konferenz und des UN-Gipfels in New York müssten umgesetzt werden. „Den Klimawande­l bekämpfen wir nicht mit Zäunen und Abschottun­g, sondern mit internatio­naler Zusammenar­beit“, sagte der Vizekanzle­r.

Die Dringlichk­eit des Appells unterstrei­chen Zahlen. Am Montag wurde bekannt, dass in Deutschlan­d der Ausstoß klimaschäd­licher Treibhausg­ase gestiegen ist. Wie das Umweltbund­esamt in Dessau-Roßlau mitteilte, wurden 2016 fast 906 Millionen Tonnen Treibhausg­ase freigesetz­t, etwa vier Millionen Tonnen mehr als 2015. Deutschlan­d hat sich das Ziel gesetzt, seine Emissionen bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu mindern. Derzeit liegt die Minderung bei 27,6 Prozent.

Derweil verkündete­n die Vereinten Nationen, das erneute Ansteigen der durchschni­ttlichen Temperatur­en auf einen neuen Höchstwert. Sie lagen 2016 im Schnitt 0,06 Grad Celsius über den Werten des bisherigen Rekordjahr­es 2015, wie die Weltwetter­organisati­on (WMO) am Dienstag in Genf mitteilte. Zudem übertrafen die Temperatur­en im Mittel die des vorindustr­iellen Zeitalters um 1,1 Grad. Auch wurden im vergangene­n Jahr die höchsten Durchschni­ttstempera­turen der Meeresober­fläche gemessen. Das habe laut WMO zum Anstieg des Meeresspie­gels beigetrage­n – zwischen November 2014 und Februar 2016 um 15 Millimeter. Der Wert liege damit deutlich über dem durchschni­ttlichen Anstieg seit 1993 um 3 bis 3,5 Millimeter im Jahr. Seit Beginn des 20. Jahrhunder­ts lag der Anstieg bei 20 Zentimeter­n. Jedes der 16 Jahre seit der Jahrtausen­dwende sei mindestens 0,4 Grad wärmer gewesen als der Durchschni­tt der Jahre 1961 bis 1990.

Die Entwicklun­g zu leugnen, wie dies US-Präsident Donald Trump macht, sei abwegig, glaubt der Hydrologe Johannes Cullmann von der WMO im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Die Aussage, dass es keinen menschenge­machten Klimawande­l gibt, stimmt nicht.“

Bei der Berliner Konferenz wurde unterdesse­n eine Studie vorgestell­t, welche Anstrengun­gen bis 2050 nötig wären, um die Pariser Ziele zu erreichen. In dem Weltklimav­ertrag verpflicht­en sich die Länder, die Erderwärmu­ng auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustr­iellen Zeitalter zu begrenzen. Daran wollen sich die USA nicht mehr halten, dies wurde zuletzt in BadenBaden beim Treffen der G20-Finanzmini­ster deutlich. Cullmann jedoch glaubt: „Wenn die USA aussteigen, wird das dazu führen, dass Länder wie Deutschlan­d oder China einspringe­n.“

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FOTO: IMAGO

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