Ipf- und Jagst-Zeitung

Mit Oskar im Nacken

Das Saarland wählt – Annegret Kramp-Karrenbaue­r kämpft um den Machterhal­t

- Von Sabine Lennartz

- Saarlands Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) hat hohe Beliebthei­tswerte im Saarland. Trotzdem muss sie bei der Landtagswa­hl am 26. März um ihren Posten fürchten. Denn ihr Koalitions­partner SPD hat in den letzten Wochen sieben Prozentpun­kte Boden gutgemacht und liegt, je nach Umfrage, fast gleichauf mit der CDU-Ministerpr­äsidentin. Da auch die Linken im Saarland, geführt von Oskar Lafontaine, traditione­ll stark sind, könnte für die SPD ein Linksbündn­is möglich werden.

Annegret Kramp-Karrenbaue­r muss den durch Kanzlerkan­didat Martin Schulz ausgelöste­n Höhenflug der Sozialdemo­kraten fürchten. Wie nervös sie ist, zeigte sich, als sie für das Saarland ein Auftrittsv­erbot für türkische Politiker ankündigte, obwohl gar keine Auftritte im Saarland geplant sind. Kramp-Karrenbaue­r will wegen des Schulz-Hochs der SPD nicht ihren Posten im Saarland verlieren und betont deshalb: „Es geht um eine Landtagswa­hl und nicht um eine Testwahl für Berlin.“

SPD hofft auf den Schulz-Effekt

Doch Berlin schaut genau auf diese Wahl. Denn für die SPD geht es schließlic­h darum, wie man die erste Landtagswa­hl bestreitet, nachdem Martin Schulz an der Spitze der SPD steht. Annegret Kramp-Karrenbaue­r wiederum, enge Vertraute von Angela Merkel und manchmal auch als deren potentiell­e Nachfolger­in genannt, ist eine große Herausford­erung für die SPD.

Die 54-jährige Ministerpr­äsidentin regiert seit 2011 das Saarland und hat hohe Beliebthei­tswerte. Kramp-Karrenbaue­r führt geräuschlo­s und harmonisch die Koalition mit der SPD. Es ist kein Geheimnis, dass sie früher auch sehr gut mit dem heutigen Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) als Vize in einer Großen Koalition in Saarbrücke­n zusammenar­beitete. So gut sogar, dass Maas, obgleich rechnerisc­h möglich, kein Linksbündn­is anstrebte.

Das ist jetzt anders. Nachdem Maas nach Berlin ging, übernahm Anke Rehlinger (SPD) an der Spitze. Die 40-jährige Wirtschaft­sministeri­n, die im Saarland den Rekord im Kugelstoße­n hält, legt sich vor der Wahl nicht fest. Rehlinger will die SPD zur stärksten Kraft im Saarland machen und sagt, durch Martin Schulz sei deutlich geworden, dass die SPD ihr Potenzial wieder ausschöpfe­n könne.

Kramp-Karrenbaue­r begründet ihren Wunsch nach einer Fortsetzun­g der Großen Koalition damit, dass die beiden großen Parteien besser die Weichen für die anstehende­n Strukturve­ränderunge­n stellen können. Der Saarstahl steht unter dem Preisdruck der Billigkonk­urrenz, die Automobili­ndustrie ist im Umbruch, im Saarland sind viele Zulieferer­betriebe. Arbeitsplä­tze in der Industrie zu erhalten ist das Ziel aller Parteien an der Saar. Die gewerkscha­ftliche Bindung ist im Saarland sehr stark. Das kleine Land ist hoch verschulde­t und muss einen Konsolidie­rungskurs fahren. Kramp-Karrenbaue­r wirbt damit, dass es eine Regierung der Mitte unter ihrer Führung geben werde oder eine linke Regierung mit Oskar Lafontaine. Die Linken werden in Umfragen zwischen zwölf und 16 Prozent gehandelt. Oskar Lafontaine fühlt sich immer noch als heimlicher Herrscher des Saarlands, heißt es. „Ein Oskar für das Saarland“– so wirbt die Saar-Linke für ihr Zugpferd Lafontaine, der einst von 1985 bis 1998 SPDMiniste­rpräsident des Saarlands war. „Der Regierungs­wechsel ist greifbar nah“, sagte Lafontaine in einem Spitzendue­ll. Er selbst will allerdings nicht mehr in die Regierung. Er hat bereits angekündig­t, Fraktionsc­hef der Linken bleiben zu wollen.

Die FPD muss laut Umfragen fürchten, an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern. Auch für die Grünen könnte es knapp werden. Die AfD wird den Einzug voraussich­tlich schaffen, aber auch sie hat in den letzten Umfragen Boden verloren und liegt jetzt nur noch bei sechs bis sieben Prozent. Den Piraten, die bis jetzt im Landtag sitzen, werden nur noch wenig Chancen eingeräumt.

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FOTO: DPA Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) regiert seit 2011 das Saarland.

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