Immer für Überraschungen gut
Im kleinsten Bundesland gab es erstmals eine Jamaika-Koalition auf Landesebene
- Das Saarland hat unter einer Million Einwohner, flächenmäßig nimmt es nicht einmal die Hälfte des Regierungsbezirks Karlsruhe ein. Johannes Rau lästerte einmal, als er als Ministerpräsident das Saarland besuchte, von 11 bis 12 Uhr stehe auf dem Programm: „Besichtigung des Saarlandes“, aber wie solle man den Rest des Tages verbringen? Trotzdem stehen die Landtagswahlen in dem kleinen Bundesland unter besonderer Beobachtung.
Denn erstens ist das Saarland schon oft für eine Überraschung gut gewesen. Hier regierte einst Peter Müller nach zwei Perioden CDU-Alleinherrschaft (1999 bis 2009) zusammen mit den Grünen und der FDP (von 2009 an). Bei ihrem Amtsantritt übernahm Annegret Kramp- Karrenbauer diese Jamaika-Koalition. Nach großen Schwierigkeiten vor allem mit der FDP kündigte sie diese allerdings im Januar 2012 auf. Nach Neuwahlen kam die Große Koalition unter CDU-Führung an die Regierung.
Das Saarland war bis zum Amtsantritt von Oskar Lafontaine immer CDU-geführt. Wenn die CDU hier ihre Ministerpräsidentin verlöre, würde sich das auf die Stimmung in Berlin auswirken, vor allem psychologisch. Denn im Bundesrat würde sich nicht viel ändern, die Union stellt derzeit schon nur noch in fünf Bundesländern den Regierungschef, die SPD in neun. Sollte die SPD im Saarland gewinnen, könnte sie eine für den Westen der Republik neue Koalition eingehen: Ein Bündnis mit den Linken gibt es bisher in den alten Bundesländern nicht.