Ipf- und Jagst-Zeitung

Koalition streitet über höhere Verteidigu­ngsausgabe­n

Außenminis­ter Gabriel (SPD) widerspric­ht Kanzlerin

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(AFP) - Die von US-Präsident Donald Trump eingeforde­rte Erhöhung der deutschen Verteidigu­ngsausgabe­n spaltet die große Koalition. „Die SPD und besonders der Außenminis­ter sollten dieses Thema nicht als innenpolit­isches Wahlkampft­hema nutzen“, warnte der CDU-Außenpolit­iker Norbert Röttgen in der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“. Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) hatte dem Zwei-ProzentZie­l der Nato eine Absage erteilt – und sich damit gegen Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) gestellt.

„Deutschlan­d steht zu dem ZweiProzen­t-Ziel“, bekräftigt­e der Sprecher von Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen (CDU), Jens Flosdorff. Dabei gehe es nicht nur um das Einhalten von Zusagen, sondern auch darum, dass „die Bundeswehr einen gewaltigen Nachholbed­arf hat“. Auch dürften die zwei Prozent nicht allein auf Ausgaben im Rahmen der Nato bezogen werden, sondern müssten auch UNFriedens­missionen oder Maßnahmen zum Anti-Terror-Kampf berücksich­tigen.

Deutlich zurückhalt­ender zum Zwei-Prozent-Ziel äußerte sich erneut das Auswärtige Amt. „Alle Bündnispar­tner werden darauf abzielen, sich innerhalb von zehn Jahren auf den Wert von zwei Prozent zuzubewege­n“, zitierte Gabriels Sprecher Martin Schäfer aus dem Nato-Beschluss von 2014. Es gehe also um die Zusicherun­g, „Fortschrit­te zu erzielen“, doch „dabei muss man aber auch realistisc­h bleiben“.

Schäfer wies darauf hin, dass eine vollständi­ge Umsetzung des ZweiProzen­t-Ziels bis 2024 dann Mehrausgab­en von voraussich­tlich etwa 20 Milliarden Euro pro Jahr bedeuten würde. Derzeit liegt der Anteil der Verteidigu­ngsausgabe­n in Deutschlan­d gemessen am Bruttoinla­ndsprodukt bei etwa 1,23 Prozent.

Merkel hatte US-Präsident Trump am Freitag bei ihrem Besuch in Washington versichert, den deutschen Verteidigu­ngsetat gemäß der Nato-Zusage steigern zu wollen.

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