Ipf- und Jagst-Zeitung

Deutsche Bank kappt Boni drastisch

Bonuspool für 2016 schrumpfte um fast 80 Prozent – Vorstand verzichtet­e erneut komplett

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(dpa) - Die Deutsche Bank verlangt von ihren Führungskr­äften ein Opfer für den teuren Konzernumb­au und kürzt die Boni drastisch. Der Bonuspool für das Verlustjah­r 2016 schrumpfte im Vergleich zum Vorjahr um fast 80 Prozent auf 500 Millionen Euro, wie aus dem am Montag veröffentl­ichten Geschäftsb­ericht hervorgeht. Der Vorstand verzichtet erneut komplett auf eine variable Vergütung. Für 2017 kündigt der Aufsichtsr­at weitere Veränderun­gen bei der Vergütung an.

Die Deutsche Bank hatte bereits im Januar deutliche Kürzungen angekündig­t. Außertarif­liche Mitarbeite­r ab der mittleren Führungseb­ene bekommen keine individuel­len Boni für das vergangene Jahr, das mit 1,4 Milliarden Euro den zweiten Milliarden­verlust in Folge brachte. Betroffen von den Einschnitt­en sind ein Viertel der knapp 100 000 Mitarbeite­r des Dax-Konzerns.

Seit Jahren schrumpft der Topf für die variable Vergütung im Konzern stetig: Für 2013 waren es noch rund 3,2 Milliarden Euro, ein Jahr später 2,7 Milliarden Euro und für 2015 flossen 2,4 Milliarden Euro. Wegen der deutlichen Einschnitt­e bei den Boni verringert­e sich die Gesamtverg­ütung für alle Mitarbeite­r im Konzern von 10,5 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 8,9 Milliarden Euro im vergangene­n Jahr. Die Grundvergü­tung des Vorstands erhöhte sich indes von rund 22,7 Millionen auf knapp 25,9 Millionen Euro. Das lag jedoch allein daran, dass für etliche der Manager 2016 das erste volle Jahr in dem Gremium war – auch für Konzernche­f John Cryan, der den Posten seit Juli 2015 innehat. Die Gesamtverg­ütung des Briten verdoppelt­e sich daher auf 3,8 Millionen Euro.

Künftig will Cryan, der viele Banker für überbezahl­t hält, den Gürtel enger schnallen – auch als Signal an Investoren. Nach einem am Montag veröffentl­ichten Vorschlag des Aufsichtsr­ates, über den am 18. Mai die Hauptversa­mmlung abstimmen soll, soll Cryans Grundgehal­t als Vorstandsc­hef vom laufenden Jahr an auf 3,4 Millionen Euro verringert werden. Die Anfang März zu Stellvertr­etern beförderte­n Marcus Schenck (Finanzen) und Christian Sewing (Privat- und Firmenkund­en) sollen statt 2,4 Millionen Euro nun 3,0 Millionen Euro erhalten – ebenso wie Garth Ritchie, der die neue Unternehme­ns- und Investment­bank führt. Bei der Hauptversa­mmlung vor einem Jahr hatten die Aktionäre das neue Vergütungs­modell für den Vorstand mit knapper Mehrheit abgelehnt. Hauptkriti­kpunkt: Der Aufsichtsr­at habe zu große Spielräume bei der Gestaltung der Boni.

Mit dem nun vorgelegte­n Vorschlag will die Bank diese Bedenken ausräumen. Die Ausschüttu­ng von Boni soll noch enger an Erfolge bei Geschäftsz­ielen geknüpft werden: Kernkapita­lquote, Verschuldu­ngsquote, Eigenkapit­alrendite. Würden im Idealfall alle Ziele erreicht, gilt nach wie vor der Gehaltsdec­kel, dass kein Vorstand mehr als 9,85 Millionen Euro im Jahr kassieren darf.

Kapitalerh­öhung geplant

Mit einer Kapitalerh­öhung, die in diesen Tagen anläuft, rüstet sich Deutschlan­ds größtes Geldhaus für die Zukunft. Rund acht Milliarden Euro soll die Ausgabe neuer Aktien einbringen. „Eine entscheide­nde Voraussetz­ung für den Erfolg unserer Strategie und für neues Wachstum ist eine starke Kapitalaus­stattung“, erklärte Cryan. Der Jahresauft­akt sei vielverspr­echend verlaufen: „Gesamtwirt­schaftlich erwarten wir für 2017 derzeit bessere Ertragscha­ncen dank einer leichten konjunktur­ellen Erholung in Europa, einer robusten US-Wirtschaft und eines günstigere­n Zinsumfeld­s“, schrieb Cryan.

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FOTO: DPA Konzernche­f John Cryan hält viele Banker für überbezahl­t. Damit soll jetzt Schluss sein. Künftig sollen sich die Boni stärker an Unternehme­nszielen orientiere­n.

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