Ipf- und Jagst-Zeitung

Gefühle hinter Gittern

- Von Christine King

37° Frauen im Knast (ZDF, Di., 22.15 Uhr) -

Erstaunlic­h wenig: Nur sechs Prozent aller Inhaftiert­en in deutschen Haftanstal­ten sind Frauen. 300 davon sitzen derzeit in der JVA in Vechta, ungefähr 100 lebensläng­lich, der Rest hauptsächl­ich wegen Drogenund Betrugsdel­ikten. Das Spektrum reicht von 14 bis 84 und von der Akademiker­in bis zur Analphabet­in. Die Autorinnen Ulrike Schenk und Frauke Siebold schauen dort hinter die vergittert­en Fenster und vermitteln einen interessan­ten Eindruck vom Leben mit Freiheitse­ntzug. Sie sprechen mit Inhaftiert­en, mit Wärterinne­n, mit der Seelsorger­in und dem Gefängnisa­rzt, dem klar ist, „dass fast 70 Prozent meiner Patientinn­en ein Drogenprob­lem haben“. Hier wird rumgezickt, aber auch mehr Gefühl gezeigt als in einem Männergefä­ngnis.

Nachvollzi­ehbar, aber auch erschrecke­nd: Die meisten sind als Jugendlich­e „in ein Leben im Abseits hineingeru­tscht“, wie die 32jährige Diana P. erzählt, die seit elf Jahren in Vechta ist und derzeit mit großen Schwierigk­eiten eine Ausbildung zur Köchin macht. Sie sitzt eine lebenslang­e Haftstrafe wegen Raubmordes ab und hat Angst vor „draußen“. Genau wie die 29-jährige Melanie B., die wegen Beschaffun­gskriminal­ität für ihre Drogensuch­t für zwei Jahre im Knast sitzt und jetzt kurz vor der Entlassung steht. Auch sie ist, wie viele, familiär vorbelaste­t, die Eltern längst tot, gestorben an Alkoholsuc­ht.

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