Schubert und Mozart stehen im Mittelpunkt
Cultura-Kammerorchester Heidenheim gibt ein Konzert im Speratushaus
- Das 2005 gegründete Cultura-Kammerorchester Heidenheim vereint engagierte Amateure und Profimusiker in einem von hörbarer Spielfreude geprägten Ensemble. In Horst Guggenberger hat das Orchester einen ebenso souveränen wie mitreißenden Leiter, der die Zuhörer im Speratushaus beim jüngsten Konzert auch in die Werke einführte. Am Cello brillierte Roman Guggenberger.
In nur einer Nacht des Jahres 1890 soll Giacomo Puccini die Elegie „Crisantemi“unter dem Eindruck des Todes seines Freundes, des Herzogs von Savoyen, geschrieben haben. Das Werk, mit dem die Heidenheimer den Abend eröffneten, vereint Opernpathos und Einflüsse des italienischen Madrigals auf exemplarische Weise. Polyphon und vielfach verästelt, ist es Ausdruck leidenschaftlichen Schmerzes und wehmütiger Erinnerung. Parallel geführte Geigen und Celli lassen den für Puccini typischen Klangcharakter entstehen: Sehnsüchtig, schmelzend, lyrisch. Einzelne Passagen griff der Meister in seiner Oper Manon Lescaut wieder auf.
Mit Franz Schuberts „Arpeggione-Sonate“für Solocello und Streicher entführte das Orchester in die Zeit der Hochromantik. Die im März 1824 komponierte Sonate mit bedeutungsvollem erstem Satz verdankt ihren Namen einem heute vergessenen Instrument, das man in Wien als Bogen-Gitarre bezeichnete. Wie stets bei Schubert, vereint auch die Arpeggione-Sonate anmutig-tänzerische Elemente mit dem melancholischen Ernst der Vergänglichkeit.
In seiner Einführung sagte Horst Guggenberger: „Das ist alles, was Sie wissen müssen. Alles andere hören Sie.“Und er behielt Recht. Roman Guggenbergers Cello entfaltete den expressiven Kontrast tief empfundener Gefühle, höchstes Glück, abgelöst von dunklen Seufzern, mit meisterhafter Intensität. Langer Beifall dankte dem großartigen Solisten.
Zum Finale singen Geige und Bratsche im Duett
Zum Finale ließen die Heidenheimer einen frühen und heiteren Mozart erklingen, die Sinfonie A-Dur. Der erst 18-jährige Komponist verlor das Thema weder im kontrapunktisch dichten Kopfsatz noch in eleganten Triolen und berührenden Moll-Passagen aus den Augen und entwickelte einen neuen Stil höchster kammermusikalischer Feinheit. Eine Geige singt im Duett mit der Bratsche, bis sich die zweite Geige und die Bläser harmonisch hinzugesellen. Das Ganze gekrönt von der ungezähmten Kraft einer „Mannheimer Rakete“, die bis heute als einer der prägnantesten und festlichsten Einfälle des Sinfonikers Mozart gilt.
Mit den Worten „Wir sind am Ende“bat Horst Guggenberger um Verständnis, dass das Ensemble nach anstrengenden Proben und Aufführung am gleichen Tag auf eine Zugabe verzichtete. Zum Abschied gab’s ausdauernden Applaus.