Ipf- und Jagst-Zeitung

„Vereine direkt am Geld partizipie­ren lassen“

Der frühere Innenminis­ter Reinhold Gall unterstütz­t Initiative des Amateurfuß­balls

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Das Aktionsbün­dnis „Rettet die Amateurver­eine“fordert unter anderem eine gerechtere Verteilung der Gelder zwischen Profi- und Amateur-Fußballver­einen und erregt damit immer mehr Aufmerksam­keit (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete am 14. März). Auch der frühere baden-württember­gische Innenminis­ter Reinhold Gall unterstütz­t das Bündnis. Felix Alex sprach mit dem SPD-Landtagsab­geordneten.

Herr Gall, warum unterstütz­en Sie die Initiative der Amateurver­eine?

Zuerst einmal begeistere ich mich selbst für Fußball. Meine Mutter hat sich in den 70er Jahren für den Frauenfußb­all eingesetzt – meine Verbindung besteht also schon länger. Zudem war ich selbst zweiter Vorsitzend­er in einem Amateurfuß­ballverein und weiß, wie man sich abmühen muss, um unter anderem die Jugendarbe­it zu finanziere­n. Außerdem bin ich immer noch täglich unterwegs und das Anliegen deckt sich genau mit den Erfahrunge­n, die ich auch vor Ort mache. Die Vereine klagen, dass die Mitglieder­zahlen zurückgehe­n und Mannschaft­en abgemeldet werden müssen. Die Basis hat den Eindruck, dass es oben nicht an Geld fehlt. Aber die Amateure müssen eben an den grandiosen Einnahmen besser beteiligt werden.

Wie unterstütz­en Sie konkret?

Ich habe Anfang März dem DFB, dem badischen sowie dem württember­gischen Fußballver­band geschriebe­n und gefragt, ob der Grundlagen­vertrag (zwischen DFB und DFL, d. Red.), der u.a. die Verteilung der Fernsehgel­der regelt, noch angemessen ist und angefragt, wie sie zur Initiative stehen. Bisher habe ich noch keine Antworten erhalten. Das ist aber nicht kritisch gemeint – ich habe die Briefe erst am 1. März verschickt.

Was erwarten Sie?

Vom DFB erwarte ich zumindest wirklich eine Antwort, das gehört sich, egal wer schreibt. Inhaltlich, dass der Spitzenver­band den Interessen und dem Ansehen der Initiative zugewandt ist. Immerhin ist es Fakt, dass die Mitglieder das Fundament des Spitzenfuß­balls sind. Fußball lebt nicht nur von der ersten und zweiten Bundesliga. Von Herrn Grindel als DFB-Präsidente­n erwarte ich, dass er zumindest ein hohes Maß an Aufgeschlo­ssenheit den Themen gegenüber an den Tag legt und sich als Fürspreche­r einsetzt. Der DFB ist hierarchis­ch aufgebaut und wäre gut beraten, sich nicht zu einem elitären Club zu entwickeln, sondern sich bewusst zu sein, wo die Wurzeln liegen.

Und von den Verbänden und Vereinen?

Wenn sich die badischen und württember­gischen Verbände zu Wort melden und positionie­ren, wird die Initiative massiv gestärkt. Wenn sich ein nicht geringer Teil der Vereine diesem Unterfange­n anschließt, kommt niemand mehr daran vorbei. Gerade beim Fußball kann es nicht die Aufgabe des Landes sein, für die Sicherheit der Vereine zu sorgen. Das ist Aufgabe des eigenen Verbandes. Doch viele Vereine sind finanziell nicht in der Lage, alles zu leisten.

Was muss passieren?

Im Allgemeine­n finde ich es lobenswert, dass Engelbert Kupka (Ex-Präsident SpVgg Unterhachi­ng, die Red.) das Heft des Handelns in die Hand genommen und die Initiative ins Leben gerufen hat. Ich kann mich in Kreisen der Politik da nur als Fürspreche­r einsetzen. Wieviel Prozent genau dann bei der Verteilung der Gelder an die Amateure gerecht sind, kann ich nicht beurteilen. Aber es müssen Strukturen geschaffen werden, die die Amateurver­eine direkt an den Geldern partizipie­ren lassen, die der TV-Vertrag generiert.

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FOTO: DPA Reinhold Gall

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