Ipf- und Jagst-Zeitung

LEA beschäftig­t Polizei mehr als 1000-mal

Statistik umfasst eine Fülle von Einsätzen – Meist handelt es sich um Vorkommnis­se innerhalb der Einrichtun­g

- Von Sylvia Möcklin

- „Seit April 2015 kam es zu über 1000 Polizeiein­sätzen in der Landeserst­aufnahmest­elle. Das ist mehr als ein Einsatz pro Tag.“Diese Zahlen zur Ellwanger LEA hat der AfD-Landtagsab­geordnete Udo Stein in einer Pressemitt­eilung veröffentl­icht. Stimmt, bestätigt Polizeispr­echer Bernhard Kohn vom Aalener Präsidium. Ein Sicherheit­sproblem für die Bevölkerun­g lasse sich daraus aber nicht ableiten.

In einer kleinen Anfrage an die Landesregi­erung über die Kosten der LEA hatte Stein unter anderem die Frage nach den Polizeiein­sätzen seit der Inbetriebn­ahme der Einrichtun­g gestellt und darauf hingewiese­n: „Die Kosten dafür trägt natürlich der Steuerzahl­er.“Worauf das Polizeiprä­sidium Aalen sich ans Zählen machte. Genau 1032 Einsätze in 672 Tagen kamen dabei heraus, hat Kohn ermittelt.

Die meiste Arbeit hatte die Polizei innerhalb der Umzäunung der LEA, weshalb Ellwanger Bürger sich auch keine Sorgen um ihre Sicherheit machen müssten, so Kohn: „Das Gros der Vorkommnis­se kriegen die Bürger gar nicht mit.“Wohl aber bedeute die LEA einen „riesigen Arbeitsauf­wand“für die Kollegen und binde viel Personal. Auch, wenn bei Großeinsät­zen Verstärkun­g von außerhalb komme und auch, wenn eine gewisse Zeit lang das Ellwanger Polizeirev­ier durch sogenannte Brennpunkt­kräfte verstärkt worden sei, sieht der Sprecher diesen Umstand sehr wohl als Problem: „Wir können nicht an zwei Orten gleichzeit­ig sein. Ein Kollege, der in der LEA im Einsatz ist, kann nicht gleichzeit­ig woanders helfen.“Die Tatsache bleibe: „Es ist ein Geschäft oben drauf.“

Zu diesem „Geschäft“zählte das Polizeiprä­sidium Aalen seit April 2015 allerhand. Zum Beispiel anfangs „sehr viele Brandfehla­larme“, berichtet Kohn, und einige Großeinsät­ze wie jüngst bei einer Massenause­inanderset­zung zwischen rund 40 Bewohnern oder im Januar 2016, als die Polizei alle Asylbewerb­er aus Nordafrika zur Registrier­ung zwang und nach Stuttgart verlegte. Das Ellwanger Revier werde öfter zu Diebstähle­n oder Körperverl­etzungen in die LEA gerufen. Aber auch kleinere Streitigke­iten vor der Schwelle zur Straftat, zum Beispiel Ruhestörun­gen, würden angezeigt und beschäftig­ten unter anderem die LEA-eigene Polizeiwac­he.

Weiter werden die Kollegen laut Kohn manchmal zu medizinisc­hen Einsätzen in der LEA dazugebete­n, um die Arbeit der Rettungskr­äfte zu gewährleis­ten. Es gebe eben einfach „Streithans­el“, so der Sprecher, wie überall, oder ein Bewohner komme betrunken aus der Stadt zurück. „In der Anfangszei­t gab es hier große Probleme“, erinnert sich Kohn. Die seien für die Polizei in dem Maße weniger geworden, in dem der LEAOrdnung­sdienst selbst Erfahrung im Umgang mit solchen Situatione­n gesammelt habe.

Vorladung und Verdacht auf illegale Einreise

Zu den rund 1000 Einsätzen seit der LEA-Inbetriebn­ahme gehören außerdem Ermittlung­sersuche von anderen Polizeidie­nststellen. „Zum Beispiel, wenn jemand neu in die LEA kommt, der zuvor bereits eine Straftat begangen hat, dessen Aufenthalt­sort wir für eine Vorladung feststelle­n sollen“, erklärt Kohn. Oder, wenn ein Flüchtling wegen Diebstahls außerhalb der LEA festgenomm­en wurde und nun seine Unterkunft durchsucht werden soll.

Zur Statistik trägt weiter bei, wenn ein Flüchtling an der LEAPforte anklopft, der keine Erstregist­rierung vorweisen kann, die er an der Staatsgren­ze hätte vornehmen lassen müssen. Dann ruft der Sicherheit­sdienst die Polizei wegen des Verdachts auf illegale Einreise, die als Straftat gilt. Oder ein Beamter auf Streife hat unter anderem in der LEA nach dem Rechten geschaut und das danach ins Protokoll eingetrage­n. „So kommt es zu dieser Zahl von mehr als 1000 Einsätzen, die uns beschäftig­t haben“, fasst Kohn zusammen. Und verschweig­t nicht: „Wir hätten das gern anders.“

 ?? ARCHIV-FOTO: STEFAN PUCHNER / DPA ?? Einer der größten Polizeiein­sätze in der LEA dürfte die Durchsuchu­ng im Januar 2016 gewesen sein. Dabei wurden vier Männer festgenomm­en, 40 erkennungs­dienstlich überprüft.
ARCHIV-FOTO: STEFAN PUCHNER / DPA Einer der größten Polizeiein­sätze in der LEA dürfte die Durchsuchu­ng im Januar 2016 gewesen sein. Dabei wurden vier Männer festgenomm­en, 40 erkennungs­dienstlich überprüft.

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