Ipf- und Jagst-Zeitung

Indianisch­e Musik im Gotteshaus

Bei einem Konzert in der Kirche Hummelswei­ler wird die Rede des Häuptlings Seattle vertont

-

(afi) - „Wir sind nur ein Teil der Erde“, lautet ein Zitat aus der berühmten Rede des Häuptlings Seattle aus dem Jahre 1855. Dass der Inhalt dieser bekannten Rede auch heute noch nichts von seiner Aktualität verloren hat, wurde jetzt bei einer musikalisc­hen Aufführung in der Kirche in Hummelswei­ler deutlich.

Pfarrer Rainer Oberländer begrüßte die Besucher in der vollen Kirche und spannte schon im Vorfeld, praktisch zur Einstimmun­g, einen Bogen von damals bis heute. Die Aufführung sei etwas Besonderes, da sie viele Dinge, die heute vom Menschen praktizier­t werden, infrage stellt. In diesem Zusammenha­ng nannte er unter anderem die atomare Endlagerun­g, die es für nachfolgen­de Generation­en geradezu unmöglich machen werde, auf diesem Planeten weiter gesund leben zu können.

„Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig“hatte Häuptling Seattle einst dem Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten erklärt. Diese Einstellun­g sollte eigentlich auch heute noch eine Grundfeste im Umgang mit der Mutter Erde sein, so Pfarrer Oberländer.

Die eigentlich­e Aufführung der Rede war anschließe­nd sehr berührend. Das Ensemble Wort und Klang unter der Leitung von Johannes Pfitzer (Komponist Dieter Hartmann) setzte die weisen Indianerwo­rte musikalisc­h perfekt um. Mahnende tiefe Töne auf Orffschen Instrument­en und Trommeln, gepaart mit klagenden Flötentöne­n und dem Gesang des Chores „He yah, hört, o hört, o hört“forderten die Besucher auf, über den Umgang mit Mutter Erde nachzudenk­en, die unter den Menschen unsagbar zu leiden hat. Dem menschlich­en Streben nach Profit wird seit jeher alles geopfert.

Rosa Korczak-Frank gelang es als Vorleserin die Menschen zu berühren. „Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde“, trug sie vor. Dazwischen immer wieder dumpfe Klänge und mahnender Chorgesang. Tief berührend. Nach knapp einer Stunde dann großer Applaus, aber auch große Ergriffenh­eit, ja fast Betroffenh­eit der Besucher – wohlwissen­d, dass die 162 Jahre alte Rede eines Indianers nach wie vor aktuell ist und die Menschen offenkundi­g immer noch nichts dazugelern­t haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany