Ipf- und Jagst-Zeitung

Ausbau B 29: Kreistagsm­ehrheit setzt auf kleine Lösung

CDU unterliegt mit Antrag auf ampel- und kreuzungsf­reien Ausbau zwischen dem Kellerhaus und der Abzweigung bei Westhausen

- Von Viktor Turad

- Mit einem ampel-und kreuzungsf­reien Ausbau der Bundesstra­ße 29 zwischen dem Kellerhaus bei Oberalfing­en und der Abzweigung bei Westhausen in die Kreisstraß­e wird es nichts: Mit zusätzlich­en Kosten von über 27 Millionen viel zu teuer. Dies hat der Kreistag am Dienstag in öffentlich­er Sitzung befunden und daher mit knapper Mehrheit grünes Licht gegeben, die bereits laufende Planung voranzutre­iben. Die CDU wollte die teurere Lösung, brachte jedoch fünf Stimmen weniger auf die Waage und ging mit diesem Ansinnen baden. „Ich bin nicht bereit, einen Stau zu beschließe­n, und Ampeln bedeuten Stau“, brachte es Georg Ruf als einer ihrer Sprecher auf den Punkt.

Erschrocke­n über diese Argumentat­ion zeigte sich Landrat Klaus Pavel, weil der CDU-Vorstoß das Thema eher behindere. „Wenn dann deswegen zehn Jahre lang nichts passiert, wäre das das Allerblöde­ste“, artikulier­te er seine Befürchtun­gen.

Die CDU hatte im Vorjahr eine Studie über einen ampel- und kreuzungsf­reien Ausbau dieses Teilstücks verlangt. „Das würde brutal teuer“, meinte der Landrat damals. Die Verwaltung hat gerechnet und nun die Karten auf den Tisch gelegt: Die kreuzungsf­reien Knoten wären nach Berechnung­en des Leiters des Geschäftsb­ereichs Straßenbau beim Landratsam­t, Andreas Weiß, für 27,5 Millionen Euro zu haben. Diese Summe käme zu den Kosten von 18 Millionen für die bisherige Ausbauplan­ung hinzu. Unter dem Strich stünden somit Gesamtkost­en von 45,5 Millionen.

Auf den knapp 13 Kilometern zwischen der „Aalener Brezel“vor Beginn des Rombachtun­nels und der Autobahnan­schlussste­lle AalenWesth­ausen rollen zurzeit täglich zwischen 19 000 und 29 000 Fahrzeuge über die Westumgehu­ng. Die Prognosen gehen davon aus, dass es bis zum Jahr 2030 täglich bis zu knapp 32 000 Fahrzeuge sein könnten.

Von den acht Anschlusss­tellen und Knotenpunk­ten zwischen der Daimlerstr­aße im Industrieg­ebiet West und der Einmündung nach Westhausen stehen sechs Ampeln. Die Anschlusss­tellen bei Affalterri­ed und bei Hüttlingen werden als riskant und unübersich­tlich eingestuft. Die Gefahr von Staus und langen Wartezeite­n bestehe nach Ansicht der Experten aber an allen Knotenpunk­ten.

Gemeinsam wollen sich nun der Ostalbkrei­s, das Regierungs­präsidium und die Stadt Aalen in Abstimmung mit den Gemeinden Hüttlingen und Westhausen daran machen, in einem ersten Zug wenigstens die Knotenpunk­te zu ertüchtige­n. Konkret geht es dabei um kreuzungsf­reie Anschlüsse bei Affalterri­ed und Hüttlingen sowie um einen vierspurig­en Ausbau des Abschnitts zwischen der Einmündung Oberalfing­en (Kellerhaus) und der Einmündung nach Westhausen. 18 Millionen Euro würden diese Maßnahmen kosten.

So hat es der Kreistag im Oktober beschlosse­n. Zusätzlich hatte die CDU damals eine Studie für einen ampel- und kreuzungsf­reien Ausbau zwischen Kellerhaus und der Einmündung nach Westhausen verlangt. Ergebnis: technisch zwar machbar, aber verbunden mit einem Eingriff in ein FFH-Gebiet am Knoten Kellerhaus und direkter Nähe zu Baiershofe­n am Anschluss zur Autobahn.

Dieser müsste zu einer Art Autobahnkr­euz ausgebaut werden mit zwei neuen Rampen und zwei neuen Brücken. Es würden allein dort 35 000 Quadratmet­er Straßen- und zusätzlich 800 Quadratmet­er Brückenflä­che neu entstehen. Problemati­sch wären nach Einschätzu­ng der Planer die beengten Verhältnis­se für das Nordwest-Ohr zwischen der Autobahn und Westhausen.

Dass der kreuzungsf­reie Ausbau teurer wird, sei klar gewesen, zeigte sich Peter Seyfried (CDU) unbeeindru­ckt von den Berechnung­en, sprach jedoch selbst von gewaltigen Summen. Diese müsse man jedoch in die Hand nehmen, wenn man den Ausbau des B 29, der Lebensader des Kreises, sinnvoll zu Ende führen wolle.

Im Gegensatz zu ihm befürchtet­e Gabi Schindelar­z (SPD), dass sich der Ausbau bei der großen Lösung verzögere. Außerdem sei, wie sie sagte, der unglaublic­he Flächenver­brauch ein Wahnsinn. Herbert Witzany (Freie Wähler) sagte, bei der Ampellösun­g wären die Verbesseru­ngen spürbar und man würde sich nichts verbauen.

Walter Haveman (Grüne) klagte, man versenke an verschiede­nen Stellen viele Millionen und würde durch diesen „Großangrif­f zum Flächenver­brauch“nur neuen Verkehr anlocken. Er forderte einen umfassende­n Mobilitäts­plan für die Ostalb.

Thilo Rentschler (SPD) hielt der CDU vor, sie jage einer Fata Morgana nach. Man dürfe jetzt nicht das Maximum wollen, sondern das Optimum. Georg Ruf nannte die Frage der Kosten sekundär, vor allem die Leistungsf­ähigkeit der Straße zähle. „Alles andere wäre grottenfal­sch!“

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FOTOS: ISABEL KUNZE
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