Kreis steckt Ziele zur Gleichstellung
Landrat: Aktionsplan ist nur ein erster Aufschlag, im Sommer folgt ein Bürgerforum
(tu) - Mit großer Mehrheit hat der Kreistag einen Aktionsplan auf der Grundlage der europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene beschlossen. Er listet 19 Ziele auf, die in den kommenden beiden Jahren umgesetzt werden sollen. Ein Kritikpunkt in der Diskussion war, dass der Plan zu vage formuliert und zu wenig konkret sei. Landrat Klaus Pavel unterstrich, der Plan erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit und formuliere nur Ziele. Der Kreistagsbeschluss sei der Startschuss für einen fortlaufenden Prozess.
Den Plan stellte Katharina Oswald, Beauftragte des Landkreises für Chancengleichheit, vor. Der Aktionsplan wurde erarbeitet, weil der Kreis 2014 die Europäische Charta unterschrieben hat. Sein Leitgedanke ist, dass Frauen und Männer im Ostalbkreis unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Alter, sexueller Orientierung und finanzieller Möglichkeiten gleichberechtigt sind. Alle Menschen im Ostalbkreis sollen den gleichen Zugang zu den kommunalen Dienstleistungen und Ressourcen haben. Dem Landratsamt als öffentlicher, zukunftsorientierter Arbeitgeber wird eine Vorbildfunktion zugewiesen.
In den Zielen wird beispielsweise festgelegt, dass die Kreisverwaltung verstärkt auf eine paritätische Besetzung in Kommissionen, Beiräten, Verwaltungs- und Aufsichtsräten hinweist. Es soll ein Konzept erarbeitet werden, um das Wissen der immer älter werdenden Mitarbeiter zu erhalten. Auf Einkommensunterschiede will man hinweisen und Menschen mit interkulturellen Kompetenzen und mit Migrationshintergrund gezielt auffordern, sich beim Landratsamt zu bewerben.
Diskriminierungsfreie Sprache
Bei Ehrungen soll auf eine ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern geachtet werden. Zur Förderung einer einfachen, diskriminierungsfreien Sprache sollen Formulare, Publikationen und Bescheide weiterentwickelt werden. Schließlich soll über Hilfsangebote für Menschen informiert werden, die sexuell belästigt wurden oder werden.
Margot Wagner, Sprecherin des Kreisfrauenrates, kritisierte, wenn der Kreis schon Bürgerbeteiligung wolle, dann müsse er sie auch zulassen. Dann dürfe er der Öffentlichkeit ein Papier nicht erst dann vorlegen, wenn es fertig sei. Diese Kritik ließ der Landrat nicht auf sich sitzen. Die Kommission habe vier Stunden intensiv diskutiert, das Papier sei nur ein erster Aufschlag für einen Prozess, in dem auch ein großes Bürgerforum im Juli vorgesehen sei. Pavel: „Der Kreis muss sich nicht vorwerfen lassen, die Bürgerbeteiligung nicht ernst zu nehmen!“Verblüfft über die Vorwürfe äußerte sich auch Carola Merk-Rudolph (SPD).
Wenn man auf einer paritätischen Besetzung bestanden hätte, hätten vier Frauen zugunsten von Männern die Gleichstellungskommission verlassen müssen, unterstrich CDUSprecher Christoph Hald. Julia Frank (FDP) kritisierte, der Aktionsplan sei mit heißer Nadel gestrickt und enthalte Fehler.
Er sei zu wenig konkret, bemängelte Veronika Stossun (Linke), während Jan-Hendrik Czada (AfD) in dem Plan „Gender-Ideologe in Reinkultur“entdeckt haben wollte. Er lehne ein Konzept ab, in dem man nach seiner Auslegung den Menschen die Berufswahl vorschreiben wolle.