Ein Po wie ein Pavian
Früher, als alles besser war, hatten junge Leute noch ordentliche Hobbys. „Bonanza“gucken etwa. Anständige, mutterlos aufgewachsene Cowboybrüder jagten da räudige, vermutlich komplett ohne Eltern aufgewachsene Halunken. Und „Bill Cosby Show“schauen, die perfekte Spaßfamilie. Erst später wurde uns klar, dass „Bonanza“rassistisch ist. Nie in der TV-Geschichte wurde ein Asiate lächerlicher dargestellt als der Cowboykoch Hop Sing. Und Cosby? Der scheint ein trauriger Mann zu sein und im echten Leben weder von Frauen noch von Familie viel zu halten.
Insofern sollten wir mit dem neuesten Hobby unserer Töchter, dem PopoPosing, nicht zu sehr ins Gericht gehen, machen wir aber trotzdem. Das Popo-Posing, erfunden von Pavianweibchen und nahtlos übernommen von Kim Kardashian, ist ähnlich wie die Manie, selbst in DixiKlos noch ein Selfie zu machen, eine ziemlich sinnfreie Beschäftigung. Es geht dabei darum, den Allerwertesten optimal ins Bild zu rücken. Un- möglich, glauben Sie? Geht, zumindest laut Pamela Reif. „Wenn man den Po betonen will, sieht es superschön aus, wenn man das Gewicht auf ein Bein verlagert und das andere ein wenig einknickt“, meint die 20-Jährige. Reif ist Influencerin, Traumberuf aller jungen Frauen, sie bewirbt Schuhe, Unterwäsche, Fitnessprodukte, sie sagt an, was cool ist. 2,8 Millionen folgen ihr auf Instagram. Wer seine Tochter vor Reifs Propaganda schützen will mit dem Hinweis, „Wer nur an seine Oberfläche denkt, der wird auch oberflächlich behandelt“, dem sei gesagt: Es ist vergebens. Dass Popo-Posing das einzig existierende Wort ist, bei dem sich drei Silben wiederholen, tröstet uns Sprachfans ein wenig. (zak)