Ein Leben auf der Überholspur
Museumsbesitzer Eugen Kiemele aus Seifertshofen feiert seinen 80. Geburtstag
(an) - Vom Bauernsohn zum schnellsten Altwarenhändler: Der Unternehmer, ehemalige Rennfahrer und Museumsbesitzer Eugen Kiemele feiert am Freitag seinen 80. Geburtstag.
Es begann alles damit, dass der damals zehnjährige Eugen Kiemele eine Seifenkiste zusammenbastelte. Aus dem klapprigen Holzmobil wurden während seiner Rennkarriere etliche Formel-V-Rennwagen, Porsches bis hin zum 10 000 PS starken Traktor, den Museumskiller, mit dem er mehrfacher Deutscher und Europameister wurde.
Außergewöhnliche Hobbies für einen Schwaben und vor allem kostspielig. Genauso vielseitig sind seine Geschäfte, die er betreibt. 15 Kilometer nördlich von Gmünd gibt es ein kleines Bauerndorf mit dem Namen Seifertshofen; Eugen Kiemeles Zuhause. Am Ortseingang bemerkt man schon, dass etwas nicht stimmt: Links und rechts der Straße stehen alte Jagdflugzeuge, eine ausgediente Transportmaschine, abgewrackte Jeeps und vieles Nützliches und Unnützes. Der schwergewichtige Mann kauft und verkauft einfach alles. Er handelt mit Schrott, Antiquitäten, ausrangierten Militärfahrzeugen – und das bereits seit fast 60 Jahren. Die gut erhaltenen Sachen befinden sich in seinem 1984 gegründeten Bauern-und Technikmuseum. Der Handel ausrangierter Fahrzeuge und Maschinen, Insolvenzverwertungen und Versteigerungen sind fester Bestandteil in Seifertshofen. Diese Geschäfte wurden mittlerweile an den Sohn Hans übergeben.
Eugen Kiemele hat Benzin im Blut
Als Eugen Kiemele 1966 von einer Geschäftsreise aus Holland zurückkam, schaute er sich voller Begeisterung das erst Formel-V-Rennen auf dem Nürburgring an. Noch im Winter 1966 fuhr er ins Porsche-Werk nach Stuttgart und kaufte sich einen Formel-V-Porsche. Im Mai 1967 jagte der „rasende Bauer“, wie Kiemele genannt wurde, zum ersten Mal über den Nürburgring. Durch seine etlichen V-Siege erhielt er letztendlich die Rennlizenz. 1974 mact er seinen Porsche RSR auf drei Liter Hubraum auf. Dieser Rennwagen war vor drei Wochen auf der RetroClassic in Stuttgart und ist bei der Sonderausstellung „80 Jahre Eugen Kiemele – ein Leben auf der Überholspur“zu sehen.
1983 packt ihn das Motorsportfieber wieder: In Holland sieht er das erste Mal Tractor-Pulling. Kiemele kauft sich einen dieser amerikanischen Boliden, den Museums-Gigant mit 4400 PS, von zwei AllisonFlugzeugmotoren angetrieben. Mit dieser Maschine wird er mehrfacher Deutscher und Europameister. Die Familie Kiemele veranstaltet selber Tractor-Pulling; die 150-Seelen-Gemeinde hat knapp 20 000 Besucher. Von Eurosport über den ZDF-Fernsehgarten, Eugen Kiemele ist mit seinen PS-Monstern omnipräsent. 1987 kauft sich Kiemele in Amerika seinen dritten und größten Traktor, den Museumskiller mit 10 000 PS für umgerechnet 300 000 Mark. Über zwei Jahrzehnte eilt Kiemele von Sieg zu Sieg. Er ist der erfolgreichste und älteste Tractor-Puller überhaupt. Rund 2500 Pokale stehen in seinem Bauern- und Technikmuseum.
Anlässlich seines 80. Geburtstags beträgt der Familieneintritt ins Museum nur 8 Euro. Näheres unter www.museum-kiemele.de