Wilder Müll: die ärgsten Schandflecken
Baubetriebshof räumt jeden Morgen volle Windeln und leere Flaschen weg.
- Zimperlich dürfen die Mitarbeiter des Baubetriebshofs nicht sein. Was sie täglich ab 6 Uhr morgens aufsammeln: Tüten voll stinkender Windeln, angebissene Wecken, benutzte Spritzen und Tetrapaks, die Lkw-Fahrer als Nachttopf benutzt haben. Die ärgsten Schandflecke im Stadtgebiet nennt Werkleiter Alexander Renschler.
In der Pfarr- und Stadtfischergasse:
Hier finden die Leute des Baubetriebshofs fast täglich Plastiksäcke mit Hausmüll, gerne zwischen den Blumentrögen. Zwei- oder dreimal haben sie deren Besitzer erwischt. „Die behaupten dann, sie hätten das nicht gewusst oder es schon immer so gemacht“, erzählt Renschler. Nicht gewusst, dass man Hausmüll nicht wild entsorgt, sondern in der grauen Tonne versenkt, für die man bei der Gesellschaft im Ostalbkreis für Abfallbewirtschaftung (GOA) Jahres- und Leerungsgebühren bezahlt. Nicht gewusst, dass sie auf Kosten der Gemeinschaft sparen. Denn alle Bürger zahlen über die Steuern den Einsatz des Baubetriebshofs mit. Doch gelinge es selten einen Müllsünder zur Verantwortung zu ziehen: „Man muss ihn in flagranti erwischen“, sagt Renschler. Ein Name, gefunden auf einem Papier in der Abfalltüte, sei noch kein Beweis.
In der Hirtengasse:
Auch hier finden die Leute vom Baubetriebshof täglich, womit andere ihre Mülleimer nicht gerne verstopfen möchten, etwa mit vollen Windeln. Klar, so ein Baby schafft viel, „da kommt man schon mal über sein normales Kontingent bei der GOA hinaus und braucht Zusatzsäcke“, weiß Renschler. Die 3,50 Euro dafür durch illegales Abstellen zu umgehen sei aber trotzdem nicht in Ordnung.
Marienstraße und Dalkinger Straße:
An der Kreuzung bei der Tanzschule Rühl hat der Baubetriebshof die städtischen Mülleimer vor kurzem abgebaut, genauso wie im Bereich Hungerberg, etwa am Kolpingweg. Die Absicht sei, den Bürgern bewusst zu machen, dass sie kleinere Abfälle nicht jetzt und sofort loswerden müssen, sondern sie auch nach Hause tragen und dort entsorgen können. Der Nachteil: „Jetzt steht der wilde Müll eben an der leeren Stange, an der vorher der Eimer hing“, so Renschler.
ZOB und Kino: Jeden Morgen sitzen laut Renschler Schüler im Buswartehaus direkt neben einem Mülleimer und lassen dennoch ihr Kaugummipapier, ihre Tüte mit dem halb gegessenen Brötchen oder eine Getränkedose direkt daneben achtlos auf den Boden fallen. „Das ist schlechte Erziehung“, findet der Werkleiter. Sie habe sich in den vergangenen Jahren immer weiter verbreitet. Die Mülleimer beim ZOB und dem Kino gibt es trotzdem noch, es wurden aber die festen Behälter durch Tüten ersetzt. „Weil Süchtige teilweise ihre Spritzen in den Behältern entsorgt haben“, erzählt Renschler. Wenn Mitarbeiter des Baubetriebshofs beim Leeren hineingriffen, blieb schon mal eine Nadel im Handschuh stecken. „Jetzt müssen sie nur die Tüte oben zuknoten und rausziehen“, so der Werkleiter. Seine Mitarbeiter laufen keine Gefahr mehr, sich an der benutzten Nadel eines Junkies zu stechen.
Schießwasen: Hier treffen sich gegen Abend immer drei bis fünf Gruppen mit ihren Autos und hinterlassen dann dort, wo sie standen, Schnapsflaschen, Plastikflaschen und Plastikbecher. „Wenn wir Glück haben“, so Renschler, „auf einem Haufen, und keine Flasche ist in Scherben hinterlassen worden.“
Hungerberg und Baugebiet
Kleffelteich: Viel Sperrmüll entfernt der Baubetriebshof hier von den Bauplätzen. „Wenn einer damit anfängt und Sperrmüll abstellt, dann stellen andere sofort etwas dazu“, sagt Renschler. „Wenn wir nicht schnell genug sind beim Entfernen, werden es bald Unmengen.“
Allgemein seien die Gegend rund um die ehemalige Kaserne, der Anfang des Kolpingwegs und das Wäldchen nebenan mit Schmutz behaftet. Renschler macht dies nicht zuletzt am sozialen Wohnungsbau in der Gegend fest. Wanderparkplatz vor Eggenrot: An diesem Wanderparkplatz gegenüber der Reithalle, an der Verbindungsstraße von Ellwangen nach Eggenrot, leeren Autofahrer gerne Bauschutt ab, statt die Entsorgung bei der GOA zu bezahlen. Dabei hat
Renschler für die Frevler einen Tipp: Auf dem Recyclingplatz der Firma Hermann Fuchs im Industriegebiet Mühlgraben könnten auch private Anlieferer ihren Bauschutt loswerden. Industriegebiet Neunheim/
Neunstadt: Hier verteilt sich der Müll flächendeckend überall dort, wo Lkw-Fahrer übernachten. Die Sauerei dürfen die Mitarbeiter des Baubetriebshofs am nächsten Morgen aufsammeln: Essensreste, leere Verpackungen oder die Notdurft, verrichtet in einem umgewidmeten Tetrapak. „Das müssen wir alles beseitigt haben, bevor die Kollegen mit dem Mäher kommen“, erklärt Renschler. Sonst müssen sich später alle umziehen, wenn der Mäher neben dem Gras am Straßenrand auch ein Tetrapak erwischt und den braunen Inhalt verspritzt hat.