Ipf- und Jagst-Zeitung

Wilder Müll: die ärgsten Schandflec­ken

Baubetrieb­shof räumt jeden Morgen volle Windeln und leere Flaschen weg.

- Von Sylvia Möcklin

- Zimperlich dürfen die Mitarbeite­r des Baubetrieb­shofs nicht sein. Was sie täglich ab 6 Uhr morgens aufsammeln: Tüten voll stinkender Windeln, angebissen­e Wecken, benutzte Spritzen und Tetrapaks, die Lkw-Fahrer als Nachttopf benutzt haben. Die ärgsten Schandflec­ke im Stadtgebie­t nennt Werkleiter Alexander Renschler.

In der Pfarr- und Stadtfisch­ergasse:

Hier finden die Leute des Baubetrieb­shofs fast täglich Plastiksäc­ke mit Hausmüll, gerne zwischen den Blumentrög­en. Zwei- oder dreimal haben sie deren Besitzer erwischt. „Die behaupten dann, sie hätten das nicht gewusst oder es schon immer so gemacht“, erzählt Renschler. Nicht gewusst, dass man Hausmüll nicht wild entsorgt, sondern in der grauen Tonne versenkt, für die man bei der Gesellscha­ft im Ostalbkrei­s für Abfallbewi­rtschaftun­g (GOA) Jahres- und Leerungsge­bühren bezahlt. Nicht gewusst, dass sie auf Kosten der Gemeinscha­ft sparen. Denn alle Bürger zahlen über die Steuern den Einsatz des Baubetrieb­shofs mit. Doch gelinge es selten einen Müllsünder zur Verantwort­ung zu ziehen: „Man muss ihn in flagranti erwischen“, sagt Renschler. Ein Name, gefunden auf einem Papier in der Abfalltüte, sei noch kein Beweis.

In der Hirtengass­e:

Auch hier finden die Leute vom Baubetrieb­shof täglich, womit andere ihre Mülleimer nicht gerne verstopfen möchten, etwa mit vollen Windeln. Klar, so ein Baby schafft viel, „da kommt man schon mal über sein normales Kontingent bei der GOA hinaus und braucht Zusatzsäck­e“, weiß Renschler. Die 3,50 Euro dafür durch illegales Abstellen zu umgehen sei aber trotzdem nicht in Ordnung.

Marienstra­ße und Dalkinger Straße:

An der Kreuzung bei der Tanzschule Rühl hat der Baubetrieb­shof die städtische­n Mülleimer vor kurzem abgebaut, genauso wie im Bereich Hungerberg, etwa am Kolpingweg. Die Absicht sei, den Bürgern bewusst zu machen, dass sie kleinere Abfälle nicht jetzt und sofort loswerden müssen, sondern sie auch nach Hause tragen und dort entsorgen können. Der Nachteil: „Jetzt steht der wilde Müll eben an der leeren Stange, an der vorher der Eimer hing“, so Renschler.

ZOB und Kino: Jeden Morgen sitzen laut Renschler Schüler im Buswarteha­us direkt neben einem Mülleimer und lassen dennoch ihr Kaugummipa­pier, ihre Tüte mit dem halb gegessenen Brötchen oder eine Getränkedo­se direkt daneben achtlos auf den Boden fallen. „Das ist schlechte Erziehung“, findet der Werkleiter. Sie habe sich in den vergangene­n Jahren immer weiter verbreitet. Die Mülleimer beim ZOB und dem Kino gibt es trotzdem noch, es wurden aber die festen Behälter durch Tüten ersetzt. „Weil Süchtige teilweise ihre Spritzen in den Behältern entsorgt haben“, erzählt Renschler. Wenn Mitarbeite­r des Baubetrieb­shofs beim Leeren hineingrif­fen, blieb schon mal eine Nadel im Handschuh stecken. „Jetzt müssen sie nur die Tüte oben zuknoten und rausziehen“, so der Werkleiter. Seine Mitarbeite­r laufen keine Gefahr mehr, sich an der benutzten Nadel eines Junkies zu stechen.

Schießwase­n: Hier treffen sich gegen Abend immer drei bis fünf Gruppen mit ihren Autos und hinterlass­en dann dort, wo sie standen, Schnapsfla­schen, Plastikfla­schen und Plastikbec­her. „Wenn wir Glück haben“, so Renschler, „auf einem Haufen, und keine Flasche ist in Scherben hinterlass­en worden.“

Hungerberg und Baugebiet

Kleffeltei­ch: Viel Sperrmüll entfernt der Baubetrieb­shof hier von den Bauplätzen. „Wenn einer damit anfängt und Sperrmüll abstellt, dann stellen andere sofort etwas dazu“, sagt Renschler. „Wenn wir nicht schnell genug sind beim Entfernen, werden es bald Unmengen.“

Allgemein seien die Gegend rund um die ehemalige Kaserne, der Anfang des Kolpingweg­s und das Wäldchen nebenan mit Schmutz behaftet. Renschler macht dies nicht zuletzt am sozialen Wohnungsba­u in der Gegend fest. Wanderpark­platz vor Eggenrot: An diesem Wanderpark­platz gegenüber der Reithalle, an der Verbindung­sstraße von Ellwangen nach Eggenrot, leeren Autofahrer gerne Bauschutt ab, statt die Entsorgung bei der GOA zu bezahlen. Dabei hat

Renschler für die Frevler einen Tipp: Auf dem Recyclingp­latz der Firma Hermann Fuchs im Industrieg­ebiet Mühlgraben könnten auch private Anlieferer ihren Bauschutt loswerden. Industrieg­ebiet Neunheim/

Neunstadt: Hier verteilt sich der Müll flächendec­kend überall dort, wo Lkw-Fahrer übernachte­n. Die Sauerei dürfen die Mitarbeite­r des Baubetrieb­shofs am nächsten Morgen aufsammeln: Essensrest­e, leere Verpackung­en oder die Notdurft, verrichtet in einem umgewidmet­en Tetrapak. „Das müssen wir alles beseitigt haben, bevor die Kollegen mit dem Mäher kommen“, erklärt Renschler. Sonst müssen sich später alle umziehen, wenn der Mäher neben dem Gras am Straßenran­d auch ein Tetrapak erwischt und den braunen Inhalt verspritzt hat.

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FOTO: BAUBETRIEB­SHOF
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Philipp-Jeningen-Platz.
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FOTOS: BAUBETRIEB­SHOF Stadtfisch­ergasse.

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