Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Stadt Ellwangen hätte von einer VHS-Fusion profitiert

Der Vorstandsv­orsitzende der VHS Ostalb, Werner Kowarsch, zu den gescheiter­ten Fusionsver­handlungen mit der VHS Ellwangen

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(rim) - Der Traum der Volkshochs­chule Ostalb – ein Zusammensc­hluss mit der VHS Ellwangen – ist geplatzt. Die Ellwanger wollen nicht fusioniere­n. Vor einigen Wochen erteilten sie dem Ansinnen der VHS Ostalb eine klare Absage. Man sehe bei einem Zusammensc­hluss keine Vorteile für die VHS Ellwangen, hieß es von verantwort­licher Ellwanger Seite (wir berichtete­n). Die Enttäuschu­ng bei der VHS Ostalb ist dementspre­chend groß. Und auch das Unverständ­nis über diese Entscheidu­ng. Unsere Zeitung sprach mit dem Vorstandsv­orsitzende­n der VHS Ostalb, Werner Kowarsch.

Herr Kowarsch, erklären Sie uns, warum ein Zusammensc­hluss der beiden Volkshochs­chulen aus Ihrer Sicht sinnvoll gewesen wäre. Warum hat die VHS Ostalb diese Fusion mit Ellwangen angestrebt?

Auf dem Fort- und Weiterbild­ungsmarkt herrscht heute ein großer Wettbewerb. Neben den Volkshochs­chulen tummeln sich hier mittlerwei­le viele andere Anbieter. Aus diesem Grund hat der Landesverb­and jetzt die Qualitätso­ffensive „Volkshochs­chule 2022“auf den Weg gebracht.

Was beinhaltet diese Offensive?

Im Kern sind es drei Ziele. Zum einen soll landesweit die Qualität des VHS-Angebots verbessert werden, zum zweiten soll das Angebot möglichst vielfältig sein, auch auf dem Land. Und zum dritten sollen die Volkshochs­chulen einen hauptamtli­chen Leiter haben. Diese Ziele können kleine Volkshochs­chulen kaum leisten.

Die VHS Ellwangen wird im Nebenamt betreut.

Stimmt. Die VHS Ostalb aber nicht. Wir haben mit Silvia Freitag eine hauptamtli­che Leiterin. Und ich bin der Auffassung, dass es auch absolut sinnvoll ist, eine solche Aufgabe in hauptamtli­che Hände zu geben. Der Geschäftsf­ührer einer VHS braucht Zeit, um Fortbildun­gsangebote und auch Dozenten auf ihre Qualität zu prüfen. Das ist nebenamtli­ch nur schwer zu leisten. Die VHS Ostalb hatte in den vergangene­n Jahren keinen leichten Stand. Sie haben einige Mitgliedsg­emeinden verloren. Das ist richtig. Gerade im Virngrund sind uns Gemeinden als Mitglieder verloren gegangen. Woran lag’s? Das hatte verschiede­ne Gründe. Vor einigen Jahren musste in vielen Kommunen gespart werden. Und wo sparen Gemeinderä­te in der Regel als Erstes? Bei der Kultur. Wobei so eine VHS-Mitgliedsc­haft die Gemeinden nicht viel kostet. Sie berechnet sich nach Anzahl der Einwohner; der Tarif liegt aktuell bei 1,29 Euro pro Einwohner im Jahr. Das ist nun wirklich nicht die Welt. Aber es ist eben eine reine Freiwillig­keitsleist­ung, die man schnell mal streicht, wenn gespart werden muss. Das haben wir vor einigen Jahren schmerzhaf­t zu spüren bekommen. Ist der Mitglieder­schwund bei der VHS Ostalb der eigentlich­e Grund für Ihre Fusionsbem­ühungen gewesen? Das kann ich ausdrückli­ch verneinen. Uns geht es aktuell ausgezeich­net. Unsere VHS ist hervorrage­nd aufgestell­t. Unsere Angebote waren im vergangene­n Jahr zu 70 Prozent ausgebucht. Wir haben 11 400 Teilnehmer bei unseren Kursen und Veranstalt­ungen verzeichne­t. Wir werden das Jahr 2016 erneut mit einem Plus von rund 10 000 Euro abschließe­n. Das ist für eine Volkshochs­chule unserer Größenordn­ung mit derzeit elf Mitglieder­n ein sehr gutes Ergebnis.

Trotzdem wären Sie gerne mit der VHS Ellwangen zusammenge­gangen. Warum eigentlich nicht mit der VHS Aalen?

Die VHS Aalen ist perfekt aufgestell­t und hat ganz andere Strukturen als wir. Die VHS Ellwangen und die VHS Ostalb entspreche­n sich. Ein Zusammensc­hluss hätte aus unserer Sicht gepasst und Sinn gemacht. Wir hätten unseren Sitz dann von Aalen nach Ellwangen verlagert und hier eine gemeinsame Zentrale eingericht­et, was natürlich Synergieef­fekte gebracht hätte, wovon beide Volkshochs­chulen profitiert hätten. Und wir hätten gemeinsam ein rich- tig tolles, breites, sich ergänzende­s Angebot zusammenst­ellen können. Außerdem haben wir gehofft, dass durch eine solche Fusion ausgetrete­ne Mitgliedsg­emeinden, wie Ellenberg oder Neuler, wieder den Weg zurück zur VHS Ostalb finden. Die Mitgliedsc­haft in der VHS ist aus meiner Sicht nämlich durchaus auch eine Frage der kommunalen Solidaritä­t.

Wie meinen Sie das?

Die Volkshochs­chulen haben gerade auf dem Land eine ganz wichtige Aufgabe. Auch dort haben die Menschen Bedarf an kulturelle­n Veranstalt­ungen und vor allem an Fortbildun­gsangebote­n. Es kann und darf nicht sein, dass solche Angebote irgendwann nur noch in der Stadt möglich sind. Deshalb sollten meiner Meinung nach auch möglichst alle Kommunen ihr Scherflein dazu beitragen. Dass eine Gemeinde ihre Bürger in eine Nachbargem­einde fahren lässt, damit sie dort eine VHSIntervi­ew Veranstalt­ung besuchen können, ist nicht sonderlich gerecht.

Die Verantwort­lichen der Ellwanger VHS haben erklärt, dass ein Zusammensc­hluss mit der VHS Ostalb keine Vorteile und auch keine Synergieef­fekte brächte. Sie behaupten was anderes.

Dazu muss man wissen, dass die VHS Ellwangen von einem Verein getragen wird, die Stadt Ellwangen die örtliche Volkshochs­chule aber mit 50 000 Euro im Jahr unterstütz­t. Nach einer Fusion wäre dieser Betrag auf 35 000 Euro gesunken. Die Stadt Ellwangen hat sich nach unserem Empfinden in den Verhandlun­gen stets sehr offen für eine Fusion gezeigt, wollte aber dem Verein die Entscheidu­ng darüber überlassen.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir stehen einer Fusion weiter offen gegenüber. Aber jetzt müsste die VHS Ellwangen auf uns zukommen und ein Angebot machen.

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FOTO: RIMKUS Der frühere Lauchheime­r Bürgermeis­ter Werner Kowarsch ist seit 2015 Vorstandsv­orsitzende­r der VHS Ostalb.

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