Ipf- und Jagst-Zeitung

Wie aus heiterem Himmel

Gastronome­n kritisiere­n mangelnde Informatio­nspolitik der Stadt Aalen

- Von Verena Schiegl

AALEN - Vielen Gastronome­n stößt die Markierung der Außenfläch­e vor ihren Lokalen sauer auf. Viele kritisiere­n vor allem die mangelnde Informatio­nspolitik der Stadt Aalen. Die meisten von ihnen sind von der Maßnahme völlig überrascht worden.

Von Nägeln vor seiner Eisdiele wusste der Inhaber des Venezias,

Claudio Scaldelai, nichts. Erst als die „Aalener Nachrichte­n“ihn darauf aufmerksam machten, registrier­te er diese und ist davon wenig begeistert. Vor allem die Lokale in einer B- und Schattenla­ge würden unter einer solchen Markierung leiden. Er selbst bezahle für 40 Quadratmet­er. Allerdings würden bei ihm die Tische und Stühle nicht auf einem Haufen aufgestell­t, sondern links und rechts innerhalb des langen Schlauches. Wie die Stadt diese Fläche bemessen will, leuchtet ihm nicht ganz ein. Das Ordnungsam­t habe allerdings zugesagt, nochmals nachzumess­en. Wenn die Markierung für alle Lokale in der City gilt, sei das in Ordnung, sagt Scaldelai. Denn in der Vergangenh­eit sei oftmals mit zweierlei Maß gemessen worden.

Nicht gut findet der Inhaber der Gaststätte La Giara, Guiseppe di Pietro, die Außenmarki­erung. Dadurch kann er jetzt mindestens drei Tische weniger aufstellen. Schön wäre es gewesen, wenn die Stadt mit ihm gesprochen hätte, sagt er. Hätte er nicht per Zufall gesehen, wie ein Mitarbeite­r seinen Außenberei­ch abmisst, wüsste er bis heute noch nichts davon.

Manche haben den Bogen überspannt

„Die Stadt setzt mit dieser Maßnahme einfach Grenzen, weil viele in der Vergangenh­eit mehr Fläche in Anspruch genommen haben als sie dürfen“, sagt der Inhaber des Pizzahause­s Le Palme, Gaetano Marino. Er selbst nimmt sich hier zwar nicht aus, verweist aber vor allem auf die Gastronome­n am Marktplatz, die in Sachen Außengastr­onomie den Bogen arg überspannt hätten. Übervoll sei es auch an der Stadtkirch­e und in der Helferstra­ße. Mit Blick auf die Rettungswe­ge bestehe hier ein richtiges Nadelöhr.

Wegen ein paar Zentimeter­n Stress zu machen, kann Ebru Kaya, Geschäftsf­ührerin des Hobels, nicht verstehen. Die Markierung, die in den nächsten Wochen auch vor ihrem Lokal angebracht wird, vergleicht sie mit dem mit Farbe aufgemalte­n Raucherber­eich an Bahnhöfen. „Die Gäste wollen in der Sonne sitzen und ziehen zum Teil ihren Stuhl oder Tisch ein kleines Stück nach vorne. Soll der Gastronom das jetzt permanent kontrollie­ren?“, fragt sich Kaya. Genauso sieht es Martin Dannenmann, Inhaber des gleichnami­gen Lokals und des Rambazamba­s. Auf der einen Seite lobe die Stadt die vielfältig­e Gastronomi­e, auf der anderen Seite werde reglementi­ert. „Viele Wirte leben von der Außensaiso­n“, sagt Dannenmann. Insofern würde er es befürworte­n, wenn auch die Außengastr­onomie liberal geregelt werde. „Wenn vor meinem Lokal bald Nägel in den Boden geschlagen werden, finde ich das mehr als komisch.“Positiv empfindet Stefanie Winter, Inhaberin des Cafés Podium, die Markierung, die in den kommenden Tagen auch vor ihrem Lokal angebracht wird. „Auf diese Weise weiß jeder, wie weit er bestuhlen darf.“Mit dieser Orientieru­ngshilfe entgehe man auch Diskussion­en mit Passanten, die sich auch bei ihr an den vermeintli­ch zu vielen Tischen und Stühlen schon gestoßen hätten. Und da die Nägel vor jedem Lokal angebracht werden, werde so eine gerechte Behandlung aller Wirte gewährleis­tet.

„Auf diese Weise weiß jeder, wie weit er bestuhlen darf“, sagt Stefanie Winter.

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