„Man kann auch ein Rührei verhunzen“
Johannes B. Kerner sieht sich als Hobbykoch und kehrt nun mit seinen Profikollegen ins Fernsehen zurück
Ursprünglich war es eine Talkshow, doch irgendwann wurde bei Johannes B. Kerner freitags nur noch gekocht und dabei ein bisschen geplaudert: In seiner Sendung „Kerner kocht“drängten sich prominente Sterneköche um den Herd und zauberten aufwendige Menüs. Nach Kerners vorübergehendem Wechsel zu Sat 1 übernahm Markus Lanz das Format, später wurde es eingestellt. Nun kehrt die Kochshow mit neuem Titel und neuem Sendeplatz zurück: In „Kerners Köche“(ab 1. April um 16.15 Uhr im ZDF) schart Kerner immer samstags Kochlöffelvirtuosen wie Alfons Schuhbeck, Cornelia Poletto, Alexander Herrmann, Sarah Wiener und Johann Lafer um sich. Im Interview mit Cornelia Wystrichowski spricht der Moderator unter anderem über das Comeback seiner Kochshow und das perfekte Rührei.
Herr Kerner, von 2004 bis 2008 haben Sie im ZDF regelmäßig Spitzenköche zum Kochen eingeladen. Stimmt es, dass George Clooney die Ursache für alles war?
Ja, ursprünglich sollte damals das ganze Team des Kinofilms „Oceans 12“in meine Talkshow kommen. Aber einer nach dem anderen sagte ab, zuletzt auch Clooney. In dieser Situation kam uns die Idee, mit den Köchen, die am Vortag in meiner Sendung getalkt hatten, zu kochen. Danach haben wir ungelogen 17 000 Zuschriften bekommen, weil die Leute die Rezepte wollten – und da haben wir gemerkt, das Ganze hat Potential.
Wieso wärmen Sie das Konzept jetzt wieder auf?
Es hat über Jahre Anregungen unserer Köche gegeben, weil die in ihren Restaurants von ihren Gästen immer wieder darauf angesprochen werden. Und nun haben wir eben gesagt, wir versuchen es einfach noch mal.
Warum lieben die Menschen Kochshows so sehr?
Die Leute lieben ja auch das Essen und wollen sich inspirieren lassen. Und wenn man dann in so einer Sendung sieht, dass selbst das, was auf Sterne-Niveau gekocht wird, kein Hexenwerk ist, sondern Handwerk, und dass man sich auch mal selber an einem Dessert à la Johann Lafer versuchen kann, dann kriegen die Menschen gute Laune.
Schmeckt wirklich alles, was da im Fernsehen zubereitet wird, gut?
Die Köche beherrschen ihr Handwerk auch unter Druck, und vieles ist schon wirklich gut. In der Hektik passieren aber auch mal Fehler, da fehlt mal eine Zutat oder die Würze ist nicht perfekt. Einmal hatten wir eine Zabaione, und über die hat einer der Köche gesagt: „Das schmeckt wie süßes Rührei.“Johann Lafer hat mal über das Gericht eines Kollegen gestichelt: „Der Teller, auf dem es angerichtet ist, gefällt mir sehr gut.“Man muss beim Kritisieren nicht zu streng sein, Kochen ist ja keine olympische Sportart. Aber wir führen jetzt trotzdem ein kleines Bewertungssystem ein, wo die Köche Wertungen abgeben müssen, so dass wir am Ende einen Tagessieger haben.
Gehen Sie privat gerne in Sternerestaurants?
Ich esse gerne gut und lasse mich überraschen, was die Küchenchefs sich ausdenken. Manchmal gehe ich auch einfach zum Italiener um die Ecke, da muss es dann ja nicht immer Pizza sein.
Schwingen Sie oft selbst den Kochlöffel?
Klar, gerade die Tage habe ich Fisch gemacht.
Was können Sie am besten?
Ich will jetzt keinen auf dicke Hose machen, aber mein Licht auch nicht unter den Scheffel stellen. Ich sehe mich als Hobbykoch und kann schon ein paar Sachen. Ich sage zu den Leuten immer: Versucht euch mal Mühe zu geben bei den einfachen Gerichten. Man kann auch ein Rührei verhunzen, wenn man sich die zwei, drei Minuten extra nicht nimmt. Rührei darf man eben nicht auf Stufe neun machen, sondern auf Stufe fünf und dann durchziehen lassen, sonst leidet die Konsistenz. Auch gute Bratkartoffeln brauchen Zeit, sonst sind sie halb kalt, halb verbrannt.
Sie sind sportlich und joggen regelmäßig. Inwiefern gehört spezielle Sportlernahrung zu Ihrem Alltag?
Ich achte darauf, genug Eiweiß zu mir zu nehmen. Buttermilch zum Beispiel mag ich wahnsinnig gerne, die ist herrlich frisch und man kann sie sich auch mal im Auto zwischendurch reinziehen. Oder ich schneide mir eine halbe Avocado in Scheiben, lege sie aufs Vollkornbrot und gebe noch eine Scheibe Käse darauf. Da steckt nicht wenig Fett drin, aber das sind die guten Fette, die der Körper braucht.
Welches sind Ihre weiteren Fernsehpläne neben „Kerners Köche“?
Natürlich mache ich meine Shows „Das Spiel beginnt“und „Der QuizChampion“weiter. Im Sommer gibt es außerdem eine vierteilige Showreihe zum Thema „50 Jahre Farbfernsehen“, und dann kommt noch etwas ganz Neues. Da sprechen wir dann nächstes Mal drüber.
Neulich gab es eine Umfrage, wonach sich jeder zweite Zuschauer nach dem Fernsehklassiker „Wetten, dass..?“zurücksehnt. Für wie realistisch halten Sie es, dass die Show mal zurückkehrt?
Ich weiß das nicht, ich fälle solche Entscheidungen ja schließlich nicht. Aber an „Wetten, dass..?“mit Thomas Gottschalk habe ich beste Erinnerungen, und wenn der richtige Moderator kommt, wer weiß. Kai Pflaume zeigt mit „Klein gegen Groß“im Ersten ja, dass die Idee gut ist und nach wie vor funktioniert, denn seine Show ist im Grunde nichts anderes als die Fortsetzung der Kinderwette.
Also lebt die schon so oft totgesagte Samstagabendshow?
Diese Art der Unterhaltung wird es immer geben. Viele vergleichen die Samstagabendshow mit einem Lagerfeuer. Wer sitzt denn überhaupt noch vor einem Lagerfeuer? Mit „Das Spiel beginnt“hatte ich neulich in der Spitze fast fünf Millionen Zuschauer. Klar, früher konnte man am Samstagabend 15 Millionen Zuschauer holen – aber diese Zeiten sind eben vorbei.